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Men & Chicken

Men & Chicken
Deutschland, Dänemark 2014, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Mads Mikkelsen, David Dencik, Nikolaj Lie Kaas
>> www.menandchicken-derfilm.de/

Die ungleichen Brüder Gabriel und Elias erfahren nach dem Tod ihres Vaters, dass ihr Erzeuger ein anderer war. Sie machen sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und landen auf einer abgelegenen und wenig bevölkerten kleinen Insel. Dort lernen sie den Rest der Familie kennen, was für einige böse Überraschungen sorgt. Herzlich geschmacklos und mit makaberen Humor erzählt Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“) eine Familiengeschichte der ganz speziellen Art.

Dass die Landbevölkerung eine besonders innige Beziehung zu Tieren hat, ist wohl bekannt. Gewisse Grenzen sollten dabei allerdings nicht überschritten werden. Im Hause Thanos auf der kleinen dänischen Insel Ork leben die drei Brüder Franz, Gregor und Josef fast wie die Tiere und benehmen sich auch so ähnlich. Konflikte werden gelöst, indem man aufeinander einschlägt, und auch sonst geht es in dem verfallenen ehemaligen Sanatorium ihres Vaters seltsam zu. Gabriel und Elias erfahren das gleich bei der Ankunft. Die beiden wollen ihren Erzeuger kennenlernen, doch der empfängt laut den Brüdern keinen Besuch und will niemanden sehen. Nun stecken sie auf der merkwürdigen Insel fest, die außer der lieben Verwandtschaft noch ein paar andere skurrile Gestalten beheimatet. Nach anfänglicher Begrüßungsschlägerei kommt sich die „Familie“ langsam näher. Während sich der tumbe und stark triebgesteuerte Elias einlebt, sucht der intellektuelle Elias nach Antworten, was für neue Konflikte und absurd-komische Situationen sorgt.

Fast zehn Jahre nach „Adams Äpfel“ hat Anders Thomas Jensen wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen. Als Drehbuchautor sehr beschäftigt (zuletzt Susanne Biers „Zweite Chance“) behält er sich die schrägsten Stoffe offenbar für eine eigene Inszenierung vor. „Men & Chicken“ ist ein Fest der Geschmacklosigkeit und trotzdem ein höchst intelligenter Film mit sorgfältig herausgearbeiteten Charakteren, die einem in ihrer Degeneriertheit manchmal erschreckend nahe gehen. Die abstrusen Ereignisse finden in einem sorgfältig gestalteten Mikrokosmos statt und nicht nur einmal wird das Genre-Kino zitiert. Das Mad-Scientist-Motiv („Die Insel des Dr. Moreau“) findet sich genauso wieder, wie Elemente des Backwood-Horrors („Texas Chainsaw Massacre“).

Die Außenaufnahmen des Sanatoriums wurden im brandenburgischen Beelitz-Heilstätten gedreht, das einst eines der größten Krankenhauskomplexe Deutschlands war und dessen heutiger modriger Charme die Filmemacher sofort begeistert hat. Die Besetzung glänzt durch Spielfreude und wartet mit einigen der bekanntesten dänischen Darsteller wie Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas auf, mit denen Jensen schon mehr als einmal zusammengearbeitet hat.

„Men & Chicken“ ist sicherlich alles andere als politisch korrekt und gefällig. Wie schon in „Adams Äpfel“ hackt Jensen mit großer Freude den moralisch erhobenen Zeigefinger einfach ab, nur um dann im nächsten Moment mit einem existenzphilosophischen Diskurs zu überraschen. Der Humor ist von der schwärzesten Sorte, manchmal brachial, doch im Subtext äußerst sophisticated.

(Eric Horst - biograph)

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