Mommy
Kanada 2014, Laufzeit: 138 Min., FSK 12
Regie: Xavier Dolan
Darsteller: Anne Dorval, Antoine Olivier Pilon, Suzanne Clément, Alexandre Goyette
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Das Regie-Wunderkind Xavier Dolan ist durch seine ausdrucksvollen Indie-Hits („Herzensbrecher“, „Sag nicht wer du bist“) mittlerweile einem größeren Publikum ein Begriff und steht nun, nachdem er sich für „Mommy“ im Wettbewerb von Cannes den Preis mit Jean-Luc Godard teilte, auch offiziell am Beginn einer großen Autorenfilmer-Karriere. Sein Drama um eine schwierige Adoleszenz ist mitreißend, voller visueller Originalität und vielleicht sein bis dato bester Film.
In Rückbesinnung auf sein Debüt „I Killed My Mother“ hatte Dolan das Bedürfnis die autobiographische Geschichte rund um die Schwierigkeiten seines Aufwachsens noch einmal etwas differenzierter zu erzählen. So spielt zwar erneut Anne Dorval die gleichermaßen gehasste wie geliebte Mutter, ebenso wie Suzanne Clément die empfindsame Lehrerin, jedoch Dolan nicht mehr sich selbst und so öffnet er schließlich die eigene Geschichte für etwas völlig Eigenständiges. Zu Beginn steht die Frage, ob Liebe für die Erziehung eines Kindes genug sei, als der junge Steve wegen seiner ständigen Gewaltausbrüche aus dem Heim verwiesen wird und somit in die Obhut seiner prekär lebenden Mutter zurück fällt. Diese kann ihm allein nicht helfen, bittet jedoch die stumme Nachbarin, welche selbst an den Folgen eines traumatischen Ereignisses leidet, sie bei der Fürsorge zu unterstützen. Dolan gelingt zusammen mit seinem fantastischen Ensemble ein eindringlicher Film über Vaterverlust und alternative Familiengemeinschaften, der auch ästhetisch seinen eigenen Weg geht.
(Silvia Bahl - biograph)