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Moonlight

Moonlight
USA 2016, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Barry Jenkins
Darsteller: Alex R. Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes
>> derbestefilmdesjahres.de

Endlich ist dieses feine Meisterwerk auch hierzulande in den Kinos zu sehen. Mit kleinem Budget gedreht, u.a. finanziert durch Brad Pitt, konnte Regisseur Barry Jenkins in nur 25 Tagen einen sehr persönlichen und emotional ergreifenden Film realisieren. Für viele der beste Film des Jahres 2016, der mittlerweile mit über 160 Auszeichnungen und unzähligen Lobeshymen überhäuft wurde.

Basierend auf dem autobiografischen Script von Tarell Alvin McCraney mit dem verheißungsvollen Titel „In Moonlight Black Boys Look Blue“ wird die Coming-Of-Geschichte des jungen Afroamerikaners Chiron in drei Kapiteln erzählt, die wichtige Lebensabschnitte herausgreift und dazwischen längere Lücken lässt. Gespielt werden Chiron und auch sein Jugendfreund Kevin in jedem Kapitel von einem anderen Schauspieler. Jenkins war es sehr wichtig, dass sich die unterschiedlichen Darsteller erst nach Filmdreh kennen lernen. Jeder sollte seinen eigene Chiron- bzw. Kevin-Figur entwickeln.  Das Casting ist perfekt gelungen und darum erlebt man die Übergänge nicht als Brüche.
Der neunjährige Chiron (Alex R. Hibbert), Little genannt, wächst als sensibler Außenseiter im Miami der 80er Jahre in einer schwarzen Community auf, die von Drogensucht und Elend geprägt ist. Auch seine alleinerziehende Mutter ist crackabhängig und kann ihn nicht auffangen. Was ihn besonders verletzbar macht, ist seine homosexuelle Orientierung. Als er mal wieder vor einem gewalttätigen Schülermob auf der Flucht ist, findet ihn der kubanische Einwanderer Juan und versucht ihm einen Halt zu geben. Juan hat aber auch eine andere Seite. Er ist der Drogendealer des Viertels und macht auch mit Chirons Mutter Geschäfte.
In einer seiner schönsten Filmszenen versucht Juan sich darin, Chiron das Schwimmen beizubringen. Gleichzeitig wird es auch zu einer herzzerreißenden Lektion, Menschen zu vertrauen.
Sieben Jahre später ist Chirons Situation nicht wirklich hoffnungsfroher, nun gespielt von Ashton Sanders. Einziger Lichtblick ist die Freundschaft zu Kevin. Sein Freund ist genau das Gegenteil von ihm, er ist tough und macht frech mit Mädels rum. Eines Abends jedoch kommen die beiden sich näher und tauschen Zärtlichkeiten aus. Doch dann passiert ein unglaublicher Vertrauensmissbrauch, der alles auf den Kopf stellt….

Eingefangen ist alles in atemberaubenden Bildern, die immer nah an den Figuren bleiben, untermalt mit einem tollen Soundtrack. Jenkins überlässt nichts dem Zufall. Mit seinem Kameramann James Laxton hat er neben einem gezielten Einsatz von Farbfiltern darauf geachtet, die dunklen Hauttöne seiner Darsteller richtig in Szene zu setzen. In MOONLIGHT findet sich u.a. auch eine Hommage an Wong Kar-Wais HAPPY TOGETHER, den er in dem Moment virtuos zitiert, als sich Chiron (Trevante Rhodes), jetzt Black genannt, auf eine romantische Reise begibt, die dem Zuschauer ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Miami. Eine Gegend, die auch Jenkins bestens vertraut ist. Wie der fast gleichaltrige McCraney wuchs er dort auch in den 80er Jahren unter den gleichen Lebensumständen auf: sehr verarmt, ohne Vater und mit einer cracksüchtigen Mutter. Eigentlich hätten sie sich treffen müssen. Doch wirklich begegnet sind die beiden sich erst vor ein paar Jahren. Vielleicht ist auch deshalb MOONLIGHT so berührend und ehrlich erzählt.

(Bea Hage)

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