Nanuk, der Eskimo
Kanada, USA 1922, Laufzeit: 75 Min., FSK 6
Regie: Robert J. Flaherty
Darsteller: Allakariallak, Alice Nevalinga, Cunayou, Allegoo, Camock
Das stille Meisterwerk aus dem Jahr 1922 gilt als der erste dokumentarische Spielfilm, der das Leben der Inuit in der rauen Arktis zeigt. Der Film von Robert J. Flaherty wird international gefeiert, doch seine Bedeutung ist nicht frei von Kritik.
Während NANOOK OF THE NORTH als erster abendfüllender Dokumentarfilm zweifellos filmhistorische Relevanz besitzt, wird er heutzutage zunehmend als problematisch betrachtet. Die Inszenierung des Lebens des Inuit-Jägers Nanook, die für ihre Zeit revolutionär war, steht im Verdacht, mehr Fiktion als Dokumentation zu sein. Flaherty inszenierte zahlreiche Szenen, um den dramatischen Effekt zu verstärken – eine Praxis, die das Genre des Dokumentarfilms bis heute beschäftigt. Der Film spiegelt somit nur begrenzt das tatsächliche Leben der Inuit wider und stellt vielmehr eine romantisierte und exotisch anmutende Auslegung dar, die für das westliche Publikum jener Zeit maßgeschneidert wurde. Diese Darstellung führt zu berechtigter Kritik an der kolonialen Perspektive, die der Film unreflektiert reproduziert. Dennoch ist der Film äußerst sehenswert. Flaherty, der mehrere Monate in der Arktis verbrachte, fängt die Eislandschaft in betörenden Bildern ein und liefert trotz inszenatorischer Eingriffe ein spannendes und interessantes Bild eines abgeschiedenen Lebens im Eis.
(Filmmuseum)