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Nathalie küsst

Nathalie küsst
F 2011, Laufzeit: 108 Min., FSK 0
Regie: Stéphane Foenkinos
Darsteller: Audrey Tautou, François Damiens, Bruno Todeschini
>> nathaliekuesst-derfilm.de

Den von ihm verfassten Bestseller-Roman hat David Foenkinos zusammen mit seinem Bruder Stéphane gleich selbst verfilmt: „Nathalie küsst“ überzeugt auch als Regiearbeit durch vielschichtige Figuren, erfrischende Komik und seine aufrichtige, unverfälschte Romantik. Die fabelhafte Audrey Tautou spielt darin eine junge Frau, die alles Glück der Welt sehr schnell bekommt – und wieder verliert. Doch das Leben steckt voller Möglichkeiten mit denen niemand rechnet, auch wenn man seine Chancen verloren glaubt.

Das erste Vorurteil, welches sich beim Blick auf den Titel und die Wahl der Hauptdarstellerin aufdrängt, scheint sich in den ersten Minuten des Films zu erfüllen: Seicht und süßlich plätschert das Leben von Nathalie dahin, verkörpert von der rehäugigen jungen Frau, die wohl nie ganz von ihrem „Amelie“-Image wegkommen wird. Doch dies ist eine bewusste inszenatorische Entscheidung, wird bald klar. Liebe auf den ersten Blick in einem Pariser Café – Nathalie begegnet dort dem ebenso schönen wie charmanten François. Die beiden besitzen zwar nicht viel – Nathalie schlägt sich als Programmheft-Verkäuferin im Theater durch – doch sie haben einander. Und nach einem romantischen Heiratsantrag scheint der glücklichen Zukunft der beiden nichts mehr im Weg zu stehen. Doch Nathalies perfekte Welt wird jäh unterbrochen, als François eines Tages beim Joggen von einem Auto angefahren wird und stirbt. Ohne die Möglichkeit eines Abschiedes muss die junge Frau ihren frisch Vermählten zu Grabe tragen. Die Zeit vergeht und all die Freundinnen, welche sie früher beneidet haben, bleiben in der Verlegenheit richtig mit Nathalie umzugehen. Die junge Witwe stürzt sich zunächst in Arbeit – mittlerweile ist sie Angestellte bei einer schwedischen Firma - und ihrem attraktiven und recht eingebildeten Chef kommt dieser Wunsch ziemlich gelegen, denn er hat ein Auge auf sie geworfen. Doch Nathalie hat kein Interesse, weder an ihm noch an sonst irgendjemandem. Jahre sind vergangen, doch sie lebt immer noch im selben Apartment, das sie einst mit François teilte, bringt sich durch ihre Überstunden in eine Führungsposition. Und dann geschieht etwas für alle Beteiligten Bizarres: Der unscheinbare Angestellte Markus (François Damiens) kommt in ihr Büro, eigentlich nur wegen einer Akte und plötzlich stürzt Nathalie auf ihn zu und küsst ihn leidenschaftlich. Völlig aufgelöst und voller Freude kann der verschrobene Schwede sein Glück nicht fassen – bis jetzt war seine spontane Anziehungskraft auf das andere Geschlecht gleich null. Nathalie versteht sich selbst nicht und spielt den Vorfall herunter. Der enttäuschte Markus bittet wenigstens um ein einziges Abendessen, um die Sache für sich abschließen zu können und der Abend läuft gar nicht so schlecht. Und schon beginnt die ganze Firma zu tuscheln. Was will diese Alpha-Frau von einem so dermaßen unter ihrer Würde stehenden Mann, der unter Haarverlust leidet und dessen Garderobe sämtliche Beige-Töne in sich vereint? Benutzt sie ihn nur, um über ihre Enttäuschung hinweg zu kommen? Die große Stärke des Films ist, dass eben jene Ambivalenz dem Urteil des Zuschauers überlassen wird, der sich in seiner eigenen Oberflächlichkeit etwas ertappt fühlt, denn Markus wird in der Geschichte schon recht früh etabliert – man nimmt ihn nur nicht wahr. Doch je mehr Zeit die beiden zusammen verbringen, desto mehr gewinnt man den schüchternen Schweden lieb und schätzt seinen Humor und seine Einfühlsamkeit. Plötzlich wird klar: Nathalies Leben mit François war schön, aber es war auch ziemlich belanglos. Das, was sie mit Markus verbindet, hat eine ganz andere Qualität. In der gelungenen Verknüpfung von Leichtigkeit und Tragik erinnern die Brüder Foenkinos tatsächlich stellenweise an ihr großes Vorbild François Truffaut. Mit viel Humor entwickeln sie so eine erstaunlich ehrliche Romantik.

(Silvia Bahl)

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