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Niceland
Island/ Deutschland/ Dänemark/ Großbritannien 2004, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Fridrik Thór Fridriksson
Darsteller: Martin Compston, Gary Lewis, Kerry Fox, Peter Capaldi, Shauna MacDonald, Timmy Lang

Die Menschen in Island haben sich offensichtlich noch eine staunende Haltung gegenüber den Dingen um sie herum bewahrt, auch wenn sie zunehmend die seltsamen Gewohnheiten und Nöte des modernen Menschen einholt. Daraus formte Fridrik Thor Fridriksson in seinem neuesten Werk "Niceland" eine märchenhaft-poetische Geschichte und knüpft damit thematisch an seinen Vorgänger "Islandfalken" an. Isländische Filme bestechen vor allem durch ihre wunderbare Skurrilität, in der viel wohtuende Lebensweisheit steckt. Ihre Figuren wirken oft wie entrückt, betrachten mit einem besonderen Blick die Welt und stellen das Treiben der Mitmenschen auf unaufdringliche Weise in Frage. So nimmt "Niceland" die Sicht eines geistig behinderten jungen Mannes ein und begleitet ihn auf seiner Suche nach dem Sinn des Lebens. Jed ist Anfang zwanzig und arbeitet für eine Firma in der Sonderabteilung für Behinderte. Seine Kollegen sind auch seine Freunde, vor allem Alex und Chloe. Alex interessieren vor allem Wettervorhersagen. Die findet er wichtig, denn schließlich haben sie ihren festen Platz im Fernsehprogramm. Und Chloe denkt die meiste Zeit des Tages über ihre geliebte Katze nach, den Sinn ihres Lebens, wie sie sagt. Aber sie ertappt sich auch dabei, wie sie immer öfter an Jed denken muss und sie schenkt ihm eine riesige rote Kerze in Form eines Herzens. Eine zarte Liebesgeschichte beginnt und in kürzester Zeit macht Jed Chloe einen Heiratsantrag, denn es scheint eben ganz einfache Gesetze im Leben zu geben: Wenn man sich liebt, dann heiratet man und ohne einen Sinn kann man nicht leben. Als durch Jeds Verschulden Chloes Katze bei einem tragischen Unfall stirbt, verfällt sie in Depressionen. Jed ist verzweifelt und macht sich auf eine vergebliche Suche nach dem Sinn des Lebens, den Chloe durch den Verlust ihrer Katze verloren hat. Doch niemand kann ihm bei der Beantwortung der Frage, was denn nun der Sinn des Lebens sei, helfen. Auch seine Eltern nicht, die jeden Tag nach der Arbeit auf der Couch vor dem Fernseher sitzen, zu müde, um miteinander zu reden. Durch das Fernsehen erfährt Jed eines Abends von einem Mann, der auf einem Schrottplatz lebt und behauptet, er kenne den Sinn des Lebens. Ohne zu zögern packt Jed seine Sachen und zieht zu ihm. Es dauert eine ganze Weile, bis er zu dem verschrobenen Max einen Zugang findet und von dessen tragischer Vergangenheit erfährt. Auf Jeds poetischer Suche nach dem Sinn des Lebens, gerät die Beantwortung der Frage allmählich in den Hintergrund, vielmehr stellt sich heraus, dass sich kaum noch jemand mit dieser Frage zu beschäftigen scheint. Durch Jeds Entschlossenheit, das Geheimnis des Daseins zu lüften und damit seine Freundin Chloe zu retten, wird auch Jeds Vater wachgerüttelt. Eines Tages erhebt er sich von seiner Couch, um spazieren zu gehen. Die Strassen sind verlassen und als er einen Blick in die Fenster der Wohnungen wirft, sieht er die Menschen schweigend auf ihren Sofas sitzen, während ihre apathischen Gesichtszüge einzig durch das hektische Flackern der Fernseher belebt werden. "Niceland" ist poetisches Erzählkino, seine Kulisse wirkt wie ein farbenfrohes liebevoll eingerichtetes Puppenhaus, das aber auch immer irgendwie unecht wirkt. Die Menschen dort haben es sich wohlig eingerichtet haben, ohne es jedoch zu hinterfragen und einmal hinter die Fassade zu blicken. Substanz finden sie wieder, wenn sie ihrem eigenen Blick vertrauen, und nicht dem, was das Fernsehen ihnen täglich vorsetzt.

(Alexandra Kaschek, playtime by biograph)

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