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Nocturnal Animals

Nocturnal Animals
USA 2016, Laufzeit: 115 Min., FSK 16
Regie: Tom Ford
Darsteller: Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon
>> universalshowtimes.com/de/nocturnal-animals

2009 debütierte der Modedesigner Tom Ford als Spielfilmregisseur und überraschte mit seinem Debüt „A Single Man", für das Colin Frith beim Filmfest Venedig als Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde. Auch mit seinem zweiten Film zog es Ford wieder nach Venedig. Für seinen romantischen Thriller „Nocturnal Animals", in dem er die schmalen Grenzen zwischen Liebe und Grausamkeit, Rache und Erlösung auslotet, erhielt er diesmal den Großen Preis der Jury. Der Zuschauer erhält dabei eigentlich zwei Filme zum Preis von einem, einen über eine unglückliche Liebesgeschichte und einen Rache-Thriller.

Auf welch hohem Niveau Tom Ford diese beiden Filme in Szene setzt zeigt bereits die Eröffnungssequenz, in der sich Zweizentner-Frauen für die Eröffnung einer New Yorker Kunstausstellung splitternackt in Szene setzen. Ein Bild, das man nicht so schnell vergessen wird, wie auch das zentrale Bild des Films, wo er die Leichen von Ehefrau und Tochter der Romanfigur hochästhetisch auf einem roten Sofa inmitten der Wüste drapiert. Während das erste Bild real ist (diese Performance hat es tatsächlich gegeben) und die Protagonistin Susan Morrow (Amy Adams), die als Kunsthändlerin in Los Angeles arbeitet, einführt, stammt das zweite Bild aus dem Roman ihres Ex-Mannes, Edward Sheffield (Jake Gyllenhaal), von dem sie sich getrennt hat, um an der Seite ihres neuen Ehemannes ein privilegiertes, wenn auch unbefriedigtes Leben führen zu können.
Edward hat diese Trennung nicht so gut verwunden und in einem Roman verarbeitet, den er ihr gewidmet und nun zugeschickt hat. Noch am gleichen Abend beginnt Susan mit der Lektüre. Allein zuhause lässt diese sie nicht mehr los, sie ist ungeheuer angetan von dem emotional bewegenden Schreibstil und gleichzeitig abgestoßen von der niederschmetternden und brutalen Geschichte, in der es um die Romanfigur Tony Hastings (ebenfalls gespielt von Jake Gyllenhaal) geht, der mit seiner Familie mit dem Auto in Texas unterwegs ist und von einer Gang von der Landstraße abdrängt und angehalten wird. Während die Frau und Tochter entführt werden, lassen die Gangster ihn allein und ohne Auto in der Wüste zurück. Zusammen mit einem rachsüchtigen Sheriff macht sich Tony auf die Suche nach seiner Familie, die an dem eingangs erwähnten roten Sofa endet und Ausgangspunkt der nun folgenden Rachegeschichte ist.
Im Grunde verarbeitet Tony hier den amerikanischen Alptraum eines Mannes, der nicht in der Lage ist, seine Familie zu beschützen und zusammenzuhalten. Der Film wechselt zwischen Susans Alltag, Rückblenden glücklicher vergangener Tage und der Romanhandlung hin und her, und Susan findet immer wieder Verweise auf ihre gemeinsame Vergangenheit. Je mehr die Erzählung auf eine Abrechnung zuläuft, desto mehr fühlt sich auch Susan aufgefordert ihre Lebensentscheidungen zu rekapitulieren und in Frage zu stellen.
Wie immer hat Tom Ford selber das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt und für seine wunderschönen Bilder ist der mehrfach Oscar®-nominierte Kameramann Seamus McGarvey (Anna Karenina, Abbitte) verantwortlich. Sie sind großartige Metaphern über die Dekadenz unseres Lebens und die Frage, ob man im Leben alles richtig gemacht hat. Zwei Stunden Kino auf höchstem Niveau, was in Venedig mit dem Großen Preis der Jury belohnt wurde.

(Kalle Somnitz)

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