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Personal Shopper

Personal Shopper
Frankreich 2016, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Olivier Assayas
Darsteller: Kristen Stewart, Lars Eidinger, Sigrid Bouaziz
>> www.personalshopper-film.de

Kristen Stewart war die Hauptattraktion des diesjährigen Festivals in Cannes, wo sie nicht nur für Woody Allens "Café Society" über den Roten Teppich lief, sondern vielmehr an der Seite der beiden Deutschen Nora von Waldstätten und Lars Eidinger in Olivier Assayas' "Personal Shopper" glänzte.

Stewart spielt hier die junge Amerikanerin Maureen, die als Personal Shopper bei einer Star-Designerin in Paris angestellt ist. Während sie in ihrem vermeintlichen Traumjob für ihre Arbeitgeberin Kyra zwischen schicken und angesagten Szeneläden in Paris und London hin und her jettet, wird sie von Geistererscheinungen verfolgt. Mit einer feinen Antenne für das Übersinnliche ausgestattet, glaubt sie in den Erscheinungen ihren unlängst verstorbenen Zwillingsbruder Lewis zu erkennen. Mit ihm hatte sie vereinbart, dass der zuerst sterbende mit dem überlebenden Zwilling Kontakt aufnimmt. Doch handelt es sich wirklich um ihren Bruder?
Zudem wird sie von einem Fremden mit merkwürdigen Botschaften auf dem Smartphone belästigt, was in einem für den Zuschauer ziemlich anstrengenden rund 30 Filmminuten dauernden Chat mit dem mysteriösen Unbekannten kulminiert. Dieser wiederum findet seinen Abschluss in einer Schlüsselszene des Films, in der Stewart sich - animiert durch den Anrufer - endlich traut, sich ihren lange gehegten Traum zu erfüllen und verbotenerweise in Kyras Schlafzimmer in die Kleider ihrer Auftraggeberin zu schlüpfen. Damit stürzt sie vollends in eine Identitätskrise, denn Maureen verabscheut ihren Job als persönliche Einkäuferin genauso wie die reiche berühmte Frau, für die sie arbeitet. Doch gleichzeitig ist sie auch fasziniert von dem, was sie verachtet, fühlt sich angezogen von der Welt, in der sie sich bewegt, schämt sich aber gleichzeitig dafür. Als sie dann auch noch ihre Arbeitgeberin brutal ermordet in ihrer Wohnung auffindet, gerät sie ins Visier der Polizei.
"Personal Shopper" ist ein Mystery-Film über versteckte Sehnsüchte und geheime Begierden, über ein Leben im Schatten und dem Versuch, sich den eigenen Dämonen zu stellen. Assayas ist ein beachtlicher Thriller mit psychologischem Gespür gelungen, für den er in Cannes mit der Silbernen Palme für die Beste Regie ausgezeichnet wurde. Dabei scheint er in seiner Hauptdarstellerin Kirsten Stewart eine neue Muse gefunden zu haben. In Cannes erzählte sie von der Faszination des französischen Kinos, von dem sie vor ihrer Zusammenarbeit mit Assayas nur „Jules und Jim" und „Außer Atem" kannte. Während in Hollywood der einzige Beweggrund für die Herstellung eines Films der kommerzielle Erfolg sei, sähe sie in Frankreich das Bemühen um eine Kunstform, für die man erhebliche Risiken eingehe. Ein komplett konträrer Ansatz zum amerikanischen Kino, das hauptsächlich versuche, Erfolgsformeln zu reproduzieren.
Kirsten Stewart spielte schon in Assayas' letztem Film „Die Wolken von Sils Maria" an der Seite von Juliette Binoche und ließ ihre Qualitäten als ernsthafte Charakterdarstellerin erkennen, wofür sie als erste amerikanische Schauspielerin mit einem César belohnt wurde. An der Seite der beiden Deutschen Nora von Waldstätten und Lars Eidinger läuft sie nun zur Hochform auf und konnte damit weit mehr überzeugen als im Cannes-Opener „Café Society", wo sie für Woody Allen nur ein Glamour Girl spielte.

(Anne Wotschke & Kalle Somnitz)

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