Planet B - The Antman
Deutschland 2001, Laufzeit: 94 Min.
Regie: Christoph Gambl
Darsteller: Elisabeth Volkmann, Gojko Mitic, Götz Otto, Lars Rudolph, Yasmina Filali
Serben bringen Glück
Colonia (683), 02.02.2003
Ok, zugegeben habe ich den billigsten aller Sprüche als Überschrift gewählt. Aber: Billiger Spruch für billigen Film, das passt schon.
Am letzten Donnerstag sind gleich drei Filme aus der neuen "Planet B"-Reihe in den Kinos angelaufen, einer davon ist der "Ameisenmann". Gemein ist diesen drei Streifen, dass sie billigst produzierte Trash-Filme sind, allesamt in Babelsberg entstanden. Das allein entbehrt beim Ameisenmann schon nicht einer gewissen Komik, denn die Geschichte spielt in Mexiko. Also sieht man preiswerteste Studio-Deko, aufgepeppt mit einigen Außenaufnahmen in einer nahe gelegenen Sand-/Kiesgrube und exakt drei Statisten, die vermutlich in irgendwelchen mexikanischen Restaurants der Umgebung angeworben wurden. Aber das soll ja alles so billig aussehen. Und macht auch richtig Spaß. Jedenfalls ab dem Zeitpunkt, zu dem der Film nach einer ziemlich langen Weile endlich in Richtung Komik abdriftet. Da wird es richtig schön schräg und trashig. Die Story ist schnell erzählt: Guter Held Don José de Alvarez (immerhin: Götz Otto!) kämpft gegen bösen Bruder (Lars Rudolph, als eine Art Klaus-Kinski-Ersatz scheints auf den Irren abonniert), der ein Wesen aus Ameise und Mensch züchten will. Dazu hat er Josés Frau (Yasmina Filali) als Ameisenkönigin auserkoren. Hinzu gesellen sich als einzige weitere Personen des Films noch Elisabeth Volkmann als Bürgermeisterin des Krabbeltierortes und Gojko Mitic (da komme ich wieder auf den Serben zurück, der - wieder einmal - einen Indianer gibt, wenngleich diesmal mit 3-Tage-Bart und Sonnenbrille) als wackerer Mitstreiter Fumigimo. Herrlich schräg die Szene, in der José und Fumigimo sich - Gesicht und Oberkörper mit wilder Kriegsbemalung versehen - per Kriegstanz auf die bevorstehende Schlacht gegen den Herrn der Ameisen vorbereiten. Gojko und Götz Otto scheinen richtig Spaß gehabt zu haben beim Dreh! Wenn sie sich dann die Hände reichen und "Mein Bruder!" schwören, ist Karl May nicht mehr weit. Nicht umsonst wird auch Böttchers Winnetou-Melodie an anderer Stelle bemüht. Weitere Musik-Zitate lassen Morricone-Spuren überdeutlichst erkennen. Herrlich albern auch die Songs, die wahlweise Gojko Mitic (playback) oder Elisabeth Volkmann mal mit und mal ohne Gitarre zum Besten geben. Der große "Showdown" in der Ameisenhöhle ist einfach nur mega-trashig.
Übrigens wurde "The Antman" auf dem Festival im spanischen Sitges von der European Fantastic Film Festivals Federation für den "Best fantastic picture from Europe" nominiert. Der große Kassenerfolg wird's wohl eher nicht. Manchmal wird dem durchaus interessierten Laien der Kinobesuch jedoch unnötig erschwert. Folgende Original-Szene heute im Ufa-Palast in Köln: Die Rezensentin versucht mit den Worten "Einmal 'The Antman' um 17.30 Uhr" ein Ticket für den Film zu kaufen. "Gibt's hier nicht", ist die ebenso prompte wie pampige Antwort der älteren Dame am Schalter. "Doch, doch, 'Planet B' - 'The Antman' - 'Der Ameisenmann', der läuft hier. Steht in der Zeitung, im Internet und draußen ist er übrigens auch angeschlagen", beharrt die Rezensentin. Die Pampige ihrerseits beharrt auf 'Kenn ich nicht, gibt's hier nicht", schiebt mir aber immerhin noch ein Faltblatt mit dem Kinoprogramm und dem nonverbalen Hinweis, Platz für die anderen Leute zu machen, durch die Lücke im schusssicheren Glas, das uns trennt. Doch scheinbar trennt uns mehr als diese Scheibe. Die Rezensentin findet den Film nach einiger Suche im Faltblatt und drückt jenes samt Hinweisfinger gegen den Glaskasten. Doch Schwarz auf Weiß ist kein Beweis für mein Gegenüber. Mit dem Hinweis "Wenn, dann im Residenz-Kino" ist das nette Gespräch ganz offensichtlich vorzeitig und sehr einseitig beendet. Man entfernt sich also leicht verwirrt aus diesem hilfsbereiten Ort (nicht ohne noch einmal einen sehnsüchtigen Blick auf das Plakat des gewünschten Films geworfen zu haben) und betritt zehn Minuten später das Residenz-Kino, wo selbstredend ein älterer Herr an der Kasse schwören kann, "The Antman" laufe im Ufa-Palast. Acht weitere, inzwischen etwas abgehetzte, Minuten später ist man zurück am Ausgangsort und löst an einem anderen Schalter wie selbstverständlich eine Karte für den gewünschten Film, der natürlich bereits angefangen hat.