Promised Land
USA 2013, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Gus Van Sant
Darsteller: Matt Damon, Rosemarie DeWitt, Frances McDormand
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Selbst hierzulande hat es der Begriff ‚Fracking’ schon öfters in die Nachrichtensendungen geschafft und das, obwohl unsere Politiker immer wieder erklären, dass dieses neue Erdgasförder-Verfahren hierzulande nicht eingesetzt werden soll. In Amerika begründet sich ein neuer Wirtschaftsboom auf diesem Verfahren und ruft Umweltschutzorganisationen auf den Plan. Und genau über dieses Dilemma zwischen Wirtschaftskrise und Umweltschutz hat Gus van Sant einen packenden Film gemacht, der in seiner Eindringlichkeit und Unterhaltsamkeit an „Erin Brockovich“ erinnert.
Welchen Einfluss Fracking auf unsere Umwelt hat, ist nicht einmal erforscht. Die Förderunternehmen pumpen Chemikalien-Gemische, die oft nicht einmal bekannt sind, in tiefliegende Schiefergesteinsschichten, sprengen diese auf und fördern das in ihnen eingeschlossene Erdgas. Welche Chemikalien da verwendet werden und wo sie abbleiben, ist da oft nicht einmal bekannt. In Amerika machen Fernsehbilder die Runde, in denen das Trinkwasser, wenn es aus dem Wasserhahn kommt, angezündet werden kann, weil das frei gesetzte Erdgas ins Grundwasser eingedrungen ist. Aber auch die andere Seite der Medaille kann nicht geleugnet werden. Während wir hierzulande mit regenerativen Energieformen nicht so richtig vorankommen, könnte der neue Erdgasboom in Amerika die Lösung für die Wirtschaftskrise sein.
Gus Van Sant führt uns jedenfalls nach McKinley, eine typische amerikanische Kleinstadt, in der die Menschen stolz sind auf ihre Farm, die sich oft schon in der x-ten Generation in Familieneigentum befindet. Doch die Wirtschaftslage sieht düster aus. Die Farmer leben von Zinstermin zu Zinstermin, an dem sich immer wieder aufs Neue die Frage stellt, ob sie ihre Kredite bedienen und das Familienerbe erhalten können oder ob sie verkaufen müssen.
Da haben Steve Butler (Matt Damon) und Sue Thomason (Frances McDormand) schon fast leichtes Spiel, als sie nach McKinley kommen, um im Auftrag einer Erdgasfirma den Farmern die Bohrrechte auf ihrem Land abzukaufen. Da gibt es kaum einen, der lange zögert, der diesen warmen Geldregen nicht bitter nötig hätte, und dennoch lädt der Bürgermeister zu einer Gemeindeversammlung in die Stadthalle. Der geistige Kopf der Gemeinde, Frank Yates, ein pensionierter Boeing-Ingenieur, der jetzt an der High-School unterrichtet, hat zwar viel Verständnis für die Probleme seiner Mitbürger, warnt aber dennoch vor vorschnellen Entscheidungen und weist auf die noch nicht untersuchten Gefahren hin. Man beschließt sich zu vertagen, und so müssen Steve und Sue doch noch mal ran. In Einzelgesprächen mit den Farmern schildern sie immer wieder die Vorteile, dabei kommt ihnen zu Gute, dass sie keine Vertreter-Typen sind, sondern selber vom Land kommen und die Sorgen und Nöte der Bevölkerung gut kennen. Es sieht so aus, als würden die Warnungen von Frank ungehört verhallen, bis er plötzlich überraschende Hilfe bekommt. Der aalglatte Umweltaktivist Dustin Noble hat über Nacht das ganze Städtchen plakatiert und holt zu einer Gegenkampagne aus, die Steve und Sue nicht nur eine Menge Ärger bereiten wird, sondern ihnen auch die eigene Gewissensfrage stellt, als ihnen klar wird mit welchen Methoden ihr Auftraggeber arbeitet.
Matt Damon spielt nicht nur die Hauptrolle, sondern hat das Drehbuch selbst zusammen mit John Krasinski, der den Umweltaktivisten spielt, geschrieben und wollte eigentlich auch Regie führen. Doch Terminprobleme ließen dies nicht zu, und so erinnerte er sich an Gus Van Sant, der schon damals sein Drehbuch zu „Good Will Hunting“ verfilmte, für das Matt Damon immerhin einen Oscar bekam. Van Sant gelingt es mit erstaunlicher Sicherheit, an den Vor- und Nachteilen des Fracking-Verfahrens eine zerrissene amerikanische Gesellschaft am Scheideweg zu porträtieren. Er glaubt an das Gute im Menschen und weiß, dass da mit allerhand Gegenwind aus der Industrie zu rechnen ist. Wenn sich das auch ein wenig positiv und amerikanisch anhört, schmälert es nicht die Leistung dieses Films, ein politisches Thema auf höchstem Niveau menschlich nachvollziehbar und äußerst unterhaltsam umzusetzen.
(Kalle Somnitz - biograph)