Quartett
GB 2012, Laufzeit: 98 Min., FSK 0
Regie: Dustin Hoffman
Darsteller: Maggie Smith, Michael Gambon, Billy Connolly, Tom Courtenay, Pauline Collins, Sheridan Smith
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Im Kino hat sich Schauspieler Dustin Hoffman zuletzt etwas rar gemacht. Jetzt kehrt er zurück - mit seinem Regiedebüt. Im Mittelpunkt seiner herzerwärmenden Komödie steht eine Gruppe ehemaliger Opernsänger, die in einem paradiesischen Alternheim Zuflucht gefunden haben. Doch ihr Altersruhesitz ist bedroht.
Die Freunde Wilfred (Billy Connolly, "Last Samurai"), Reginald (Tom Courtenay, "Der goldene Kompass") und Cecily (Pauline Collins, "Albert Nobbs") leben nach Beendigung ihrer Karriere als Opernstars im idyllischen Altersheim Beecham House. Wie in jedem Jahr bereiten sie sich gemeinsam auf den 10. Oktober vor. An diesem Tag wird nicht nur traditionsgemäß der Geburtstag des Komponisten Guiseppe Verdi gefeiert, sondern auch ihm zu Ehren eine Konzert-Gala gegeben, bei der Geld für das Heim gesammelt wird, um weiterhin dessen Finanzierung zu sichern.
Turbulenzen treten auf, als plötzlich eine neue Bewohnerin in Beecham House aufläuft. Es ist Jean (Maggie Smith), früher Grande Dame der Oper und Reginalds Ex-Frau. Obwohl sie perfekt das Trio Wilfred, Reginald und Cecily zum Quartett ergänzen würde, weigert sich die berühmt-berüchtigte Diva konsequent, am Verdi-Konzert teilzunehmen. Zu fest verwurzelt sind die lange verdrängten negativen Gefühle gegen ihren Ex, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Außerdem hat sie seit Jahren nicht mehr gesungen und ist sich unsicher, ob sie den Anforderungen noch gewachsen ist - will dies aber natürlich nicht zugeben. Werden sich die vier zum Wohle ihres Heimes doch noch zusammenraufen, um ihr früher oft gemeinsam gesungenes Stück aus „Rigoletto“ wiederaufzuführen?
Nach „Best Exotic Marigold Hotel“ und „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ kommt nun erneut ein erfrischend junger „Seniorenfilm“ in unsere Kinos. Obwohl von einem Hollywood-Star inszeniert, ist „Quartett“ ein durch und durch britischer Film, angefangen bei seinen vier Hauptdarstellern – allesamt Urgesteine britischer Schauspielkunst – bis hin zu seinem Schauplatz, einem idyllischen Fleckchen in der englischen Provinz.
Mit viele Charme und Witz bringt uns Dustin Hoffman seine originellen Charaktere nahe, die sich untereinander gerne auch mal zanken und Bosheiten an den Kopf werfen, aber durch die gemeinsame Liebe zur Musik immer wieder zusammenfinden. Für die vielen Nebenrollen heuerte Dustin Hoffmann zahlreiche ehemaligen bekannten Opernsängerinnen und Opernsänger an, die dem Film Authentizität verleihen. Man merkt richtig, wie sie durch die neue Herausforderung, in einem Film mitzuspielen und dabei auch noch singen zu dürfen, aufblühen und jede Sekunde genießen. „Ich bewundere diese Menschen“, beteuert Hoffman. Der Grundstein hierfür wurde in seinen frühen Tagen in New York gelegt, als er mit dem Schauspieler Robert Duvall zusammen wohnte, dessen Bruder Opernsänger war und viele seiner Kollegen zu Besuch mitbrachte.
„Quartett“ entstand nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ronald Harwood, das wiederum inspiriert war vom Dokumentarfilm „Der Kuss der Tosca“ des Schweizer Regisseurs Daniel Schmid aus den 80er Jahren, der darin der „Casa di Riposa“, ein Ruhesitz für alternde Musiker in Mailand, ein Denkmal setzte. Bei seiner Premiere in Toronto gab es minutenlange stehende Ovationen für den Regiedebütanten und seine famose Senioren-Crew.
(Anne Wotschke - biograph)