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Radiance

Radiance
Japan, Frankreich 2017, Laufzeit: 101 Min., FSK 0
Regie: Naomi Kawase
Darsteller: Ayame Misaki, Masatoshi Nagase, Tatsuya Fuji
>> www.radiance-film.de/start

Die japanische Regisseurin Naomi Kawase ist Stammgast in Cannes. Mit ihrem neuen Werk„Radiance“ kam sie in diesem Jahr bereits zum siebten Mal an die Cote d’Azur, in den deutschen Kinos hatte sie vor allem Erfolg mit den beiden Filmen „Still the Water“(2014) und „Kirschblüten und rote Bohnen“ (2015). In „Radiance“ erzählt sie nun von der sich allmählich entwickelnden Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich gegenseitig dabei helfen, ihre Traumata zu überwinden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Die junge Mikaso schreibt Kinofassungen für Blinde und Sehgeschädigte. Um frühzeitig eine Rückmeldung von ihrem Zielpublikum zu bekommen, organisiert sie Testvorführungen, die zeigen, dass ihre Arbeit kein leichtes Unterfangen ist. Während die einen monieren, ihre Fassung sei zu kurz und sich eine wortreichere Version wünschen, klagen andere darüber, durch zu viele Worte ihrer Vorstellungskraft beraubt zu werden, zu Gunsten ihrer persönlichen Interpretation, die sie in ihre Audiotranskription einfließen lässt. Besonders kritisch ist der ältere Star-Fotograf Nakamore, der noch nicht ganz erblindet ist, aber dessen Augenlicht zunehmend schwindet. Er wirft ihr recht rüde all zu große Subjektivität vor, sie kontert mit der Beschwerde über seine Unverblümtheit und Schonungslosigkeit.

Doch hinter seinem mürrischen Verhalten steckt die Angst, nach seiner völligen Erblindung keinen Sinn mehr im Leben zu finden. Während seine Kollegen berufliche Erfolge feiern und seine Ex-Frau kurz vor der Wiederheirat steht, geht es für ihn scheinbar nur noch bergab. Doch als Mikaso beginnt, sich mit dem Werk des Fotografen auseinanderzusetzen, wird sie immer mehr an ihre eigene Vergangenheit und jetzigen Problem erinnert. Während dieser sich sträubt, abhängig von anderen zu werden, sieht sie sich konfrontiert mit der zunehmenden Fürsorgebedürftigkeit ihrer dementen Mutter, zudem vermisst sie ihren verstorbenen Vater. Langsam kommen sich die beiden Protagonisten näher und beginnen, voneinander zu lernen.

Kann Sprache überhaupt das Sehen ersetzen oder ist das unmöglich? Das ist eine der Fragen, die der Film stellt. Die Aufgabe Mikasos ist es, nicht nur die Oberfläche der Dinge zu erfassen, sondern auch deren innere Bedeutung zu erkennen, um sie den Blinden adäquat vermitteln zu können. Behutsam führt Kawase den Zuschauer an die Kernaussage ihres Films heran. Es geht um den Umgang mit Verlust, aber auch um die Möglichkeit des Neuanfangs. „Radiance“ ist eine Aufforderung, sich für Neues zu öffnen, sei die Situation auch scheinbar noch so ausweglos und deprimierend. Dabei verweist sie auf die Kraft der inneren Bilder, die den äußeren Bildern und auch der Magie der Kinobilder in Nichts nachstehen müssen.

Dies spiegelt sich auch in der Kameraarbeit wider. Diese nimmt sich viel Zeit, ihre Zurückhaltung lässt dem Zuschauer viel Spielraum für eigene Interpretationen. Die oft raffiniert mit Lichteffekten spielenden Bilder entfalten eine Magie, die den Zuschauer gefangen nimmt. Ein behutsam inszenierter Film, der seine Figuren ernst nimmt und die Imaginationskraft der Zuschauer herausfordert. In Cannes wurde das mit dem Preis der Ökumenischen Jury honoriert. Der Film ermutige zur Wahrnehmung der Welt, zum Dialog und zu offener Begegnung mit anderen Menschen, so das Urteil der Jury.

(Anne Wotschke)

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