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Saint Jacques ... Pilgern auf Französisch
Frankreich 2005, Laufzeit: 112 Min., FSK 6
Regie: Coline Serreau
Darsteller: Artus de Penguern, Muriel Robin, Jean-Pierre Darroussin, Pascal Légitimus, Marie Bunel, Marie Kremer, Aymen Saïdi, Nicolas Cazalé

Wandern und Pilgern sind im Trend wie nie. Ein deutlicher Fingerzeig dafür ist auch Hape Kerkelings Erfolgsbestseller "Ich bin dann mal weg". Die Franzosen haben diese Strömung aber schon viel eher erkannt und folglich eine filmische Pilgervariante auf Celluloid gebannt, die nun auch hierzulande in die Filmkunsthäuser kommt. 20 Jahre nach dem Publikumshit "Drei Männer und ein Baby" kehrt Regisseurin Coline Serrau mit einer vergnügten Komödie zurück, die wahrlich Lust am Pilgern entfacht. Unterschiedlicher könnten die drei Geschwister nicht sein: der Eine erfolgreicher Geschäftsmann mit deutlichem Hang zu neurotischen Zügen, der Andere eine gescheiterte Existenz der den Tag nur mit genügend Stoff aus der Flasche übersteht und dann gibt es noch die durch ihren Lehrerberuf völlig gestresste Schwester die zudem Alleinversorgerin ihrer vierköpfigen Familie ist. Pierre, Claude und Clara sind daher zu Recht entsetzt als sie vom Vermächtnis ihrer verstorbenen Mutter hören. Um das großzügige Erbe, antreten zu können, sollen die drei Geschwister, die seit Jahren einander meiden, gemeinsam eine Pilgertour unternehmen. Da protestieren nicht hilft und das Geld allen gerade Recht kommt, schließen sie sich einer illustren Reisegruppe an, in der sie aber bei Leibe nicht die einzigen widerwilligen Teilnehmer sind. Reiseleiter Guys Fernbeziehung steht kurz vor dem Kollaps, der junge Araber Said ist bloß der Liebe wegen hier und sein unbedarfter Cousin im Schlepptau wähnt sich auf dem Weg nach Mekka. Der Weg aber führt nach Santiago de Compostela und dieser ist lang und beschwerlich. Schnell wird klar, dass Luxusgüter den Rucksack nur unnötig beschweren, aber auch die Reibereien sorgen für zusätzlichen Ballast. Daher bleibt für alle Beteiligten nur eine Möglichkeit, nämlich Körper und Geist von der Last befreien und den wahren Sinn der Pilgertour zu erkennen. Herrlich schräg ist die Kombination der verschiedenen Charaktere geraten, die immer wieder zum schmunzeln einladen, aber der nötige Ernst soll dabei auch nicht auf der Strecke bleiben. Die individuellen Probleme der Gruppenmitglieder, geben sehr klar ein gesellschaftliches Spiegelbild wieder das nicht nur regional auf Frankreich bezogen ist, sondern genauso gut auf hiesige Verhältnisse übertragbar ist. Sehr präzise und differenziert sind daher die Figuren und deren Entwicklung innerhalb des Filmes angelegt. Was zunächst nach einer reinen Komödie aussieht entwickelt zunehmend dramatische Züge, ohne jedoch seine Leichtigkeit zu verlieren. Dies gelingt der Regisseurin, Coline Serreau, durch pointierte Dialoge und traumhaft fotografierte Landschaftsaufnahmen, die den emotionalen Zustand der Protagonisten und ihre Probleme wiederspiegeln. Dabei gelingt es Serreau das Pilgern dem Religiösen zu entreißen und zu einem befreienden Wandern für Jedermann zu machen. Ein Ansatz den auch Haper Kerkeling in seinem Bestseller gewählt hat.

(Mathias Bornemann, playtime by biograph)

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