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Schau mich an!

Schau mich an!
Frankreich 2004, Laufzeit: 110 Min., FSK 0
Regie: Agns Jaoui
Darsteller: Marilou Berry, Agns Jaoui, Jean-Pierre Bacri, Laurent Greville, Virginie Desarnauts, Keine Bouhiza, Gregoire Oestermann, Serge Riaboukine, Michle Moretti

Mit ihrem Debüt "Lust auf Anderes" avancierte Agns Jaoui schnell zur erfolgreichsten Regisseurin Frankreichs und durfte für diesen Film auch gleich vier Césars und eine Oscar-Nominierung einheimsen. Zuvor machte sie sich vor allem als Schauspielerin und Autorin einen Namen und konnte erste Erfolge mit der Verfilmung ihres Buches "Das Leben ist ein Chanson" feiern. Ein kritischer und analytischer Blick auf die Gesellschaft zeichnet ihre Werke aus, so auch geschehen in ihrer zweiten Regiearbeit "Schau mich an!", bei der der Titel Programm ist. Lolita ist eine junge Französin, die so gar nichts mit der gleichnamigen Titelfigur aus Nabokovs Roman gemein hat. Sie entspricht nicht gerade dem Schönheitsideal, ihr Selbstbewusstsein befindet sich im Keller und ihr griesgrämiger Blick ist meistens auf den Boden gerichtet. Da ist auch ihr Vater Etienne keine große Hilfe, der seine Tochter entweder kritisiert oder einfach nur ignoriert. Der eitle Schriftsteller ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er anderen Menschen Aufmerksamkeit oder Achtung entgegenbringen könnte. Zwar fördert er den jungen Autor Pierre, der für sich die Hoffnung auf Erfolg bereits begraben hat, doch dient diese Zuwendung eher der eigenen Erbauung. Schließlich befindet sich Etienne selbst in einer Schaffenskrise, die er mit der Förderung zu kompensieren versucht. Die Situation beginnt sich zu verändern, als Sébastian das Spielfeld betritt. Der unauffällige junge Mann scheint so gar nicht in den um Aufmerksamkeit buhlenden Kreis zu passen. Schnell zeigt er Interesse an dem Mauerblümchen Lolita und ihrer Gesangskarriere. Leider zeigt sich das misstrauische Mädchen eher abweisend. Sie ist sich sicher, dass Sébastian wieder einer dieser Männer ist, die sich nur an sie heranwerfen, um Kontakt zu ihrem einflussreichen Vater herzustellen. In einem öffentlichen Auftritt sieht Lolita endlich die Chance, die Beachtung ihres Vaters zu erlangen. Doch als dieser bereits zu Beginn der Vorstellung den Raum verlässt, um Geschäftliches zu regeln, ist das erst der Anfang einer allgemeinen Krise. Agns Jaoui lässt ihre Protagonisten neurotische Nabelschau betreiben und wartet mit präzise gezeichneten Charakteren und pointiertem Dialogwitz auf, den man in dieser Form nur noch von den besten Woody Allen Filmen kennt. Ein Leben, in dem ihre Wichtigkeit und Genialität nicht genügend anerkannt wird, lässt die Figuren einfach nur verzweifeln. Es erscheint ihnen möglich, ihr Gegenüber zu analysieren und dessen Fehler aufzuzeigen, doch die guten Ratschläge scheitern letztendlich am falschen Selbstbild und an der Unfähigkeit, sie auf sich selbst zu beziehen. "Schau mich an!" meistert den Spagat zwischen Tragödie und Komödie mit französischer Leichtigkeit. Die Tragik liegt in der Realitätsnähe der Geschichte und macht melancholisch. Das Komische liegt darin, dass vieles der Figuren auch in uns steckt und diese Erkenntnis dürfte manch einen zu einem kathartischen Lachen veranlassen. Das war bei Donald Duck schon so.

(Oliver Forst, playtime by biograph)

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