Schwedisch für Fortgeschrittene
Schweden 2006, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Colin Nutley
Darsteller: Helena Bergström, Maria Lundqvist, Johan Rabaeus, Claes Mansson, Erica Braun, Christoffer Svensson
Unterschiedlicher können sie kaum sein. Die eine modisch hipp, erfolgreich im Job und hungrig nach Liebesabenteuern. Die andere hingegen das genaue Gegenteil, eine spröde Politesse, Typ graue Maus. Wie der Zufall es will lernen sie sich kennen und es entsteht eine Freundschaft, die es ermöglicht, dass die beiden noch einmal richtig auf den Putz hauen. "Schwedisch für Fortgeschrittene" erzählt die Geschichte zweier Mitvierzigerinnen, die noch nicht bereit sind den Platz in der Disko mit dem an der Strickliesl zu tauschen. Die Gynäkologin Elisabeth ist auf dem Weg zur Hochzeit ihres Sohnes. Parkplätze sind mal wieder Mangelware also stellt sie das Auto flugs einfach ab. Doch da naht der Arm des Gesetzes in Person der biederen Gudrun. Ein Wort gibt das andere und die Situation endet in wüsten Beleidigungen. Wenige Tage später findet sich Gudrun per Zufall in Elisabeths Praxis wieder und beide beseitigen ihre Zwistigkeiten. Wiederum wenige Tage darauf treffen sie erneut aufeinander, diesmal in der lokalen In-Disko dem 'Heartbreak Hotel'. Dort stellen sie fest, dass ihre Situation gar nicht so unterschiedlich ist. Von den Männern verlassen, die Kinder aus dem Haus müssen beide ihr Leben neu organisieren. Fortan beschließen sie gemeinsam auf die Piste zu gehen, doch dies stößt bei ihrer Umwelt nicht immer auf Begeisterung. Nach "Wie im Himmel" (2005) kommt hierzulande erneut ein Exportschlager aus dem Land der Elche in die Kinos. Die ruhigen Töne jedoch wechseln mit den lauten, denn diese beiden Frauen sind alles andere als Leisetreter. Sie rocken, sie trinken, sie flirten und sie scheren sich nicht darum was die anderen denken. "Schwedisch für Fortgeschrittene" ist eine freche, schon mal, frivole Komödie die ein Lebensgefühl vermittelt wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt. Mit dabei sind abgelegte Ehemänner, durchzechte Nächte, irritierte Töchter, spießige Söhne und nicht zu letzt rotierende Vibratoren. Mit viel Situationskomik und pointierten Dialogen erzählt Regisseur Colin Nutley eine temperamentvolle Geschichte über zwei Frauen im besten Alter, die einander kennen lernen und gemeinsam dem tristen Alltag entfliehen. Das ist Kino, das rockt, kokettiert und gleichwohl sein Publikum mitreißt.
(Mathias Bornemann, playtime by biograph)