Sing Street
Irland, Großbritannien, USA 2016, Laufzeit: 106 Min., FSK 6
Regie: John Carney
Darsteller: Ferida Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Aidan Gillen
>> www.singstreet.de/
Mit „Can a song save your Life?“ machte der Schöpfer des romantischen Liebes-Musicals „Once“ einen Ausflug nach New York und arbeitete erstmals mit Stars wie Keira Knightley und Mark Ruffalo zusammen. Mit „Sing Street“ kommt James Carney nun zurück nach Irland und erzählt hauptsächlich mit Laiendarstellern eine autobiographisch gefärbte Geschichte aus seiner Jugendzeit in Dublin.
In den achtziger Jahren in Dublin aufzuwachsen ist alles andere als leicht. Nach der Großen Energiekrise folgt die Wirtschaftskrise, Irland zerfällt und wer kann, rettet sich nach London. Für den 15-jährigen Conor spiegelt sich diese Außenwelt in seiner Familie, der Vater wird arbeitslos, und aus Geldgründen muss er nun vom Private College auf die öffentliche Schule in der Synge Street wechseln. Sein älterer Bruder bereitet ihn schon mal mit allerlei Ironie auf die Wechsel vor, der tatsächlich so unangenehm wie angekündigt verläuft. Wegen seiner Schuhe eckt er gleich beim Schulleiter an und der Klassenrüpel hat in dem etwas introvertierten Conor ein neues Opfer entdeckt. Conors einziger Lichtblick ist die hübsche Raphina, die mit auffälligem Make Up, extravaganter Frisur und sexy Outfit gegenüber der Schule wohnt und gern auf der Strasse eine raucht. Obwohl sie älter und erfahrener ist, nimmt sich Conor eines Tages ein Herz und spricht sie an. Modell will sie werden und möglichst schnell nach London, doch als Conor sie fragt, ob sie in einem Muskivideo mitspielen würde, erwacht ihr Interesse. Jetzt hat er zwar ihre Telefonnummer, dumm nur, dass er weder in einer Band noch ein Instrument spielt. Bei seinem älteren Bruder bekommt er einen Schnellkurs in Sachen Popmusik. Gemeinsam hören sie sich durch dessen Plattensammlung von Duran Duran über Spandau Ballet bis The Cure. Mit dem findigen Eamon hat er sich an der Schule angefreundet, er will sogleich Manager der Band werden und er kennt jede Menge Freunde, die als Bandmitglieder in Frage kommen.
So sieht Conor nicht nur seine Angebetete wieder, er wird auch zum Lead-Sänger einer Band, die bald auf dem Abschlussball der Schule spielen soll. Mit jedem neuen Song wird auch sein Selbstbewusstsein größer, er kommt geschminkt in die Schule, provoziert den Direktor und stellt den Schulrüpel schließlich sogar als Roadie ein. Am Ende gelingt es ihm sogar, von Raphina einen Kuss zu bekommen, doch den Traum von London kann er ihr nicht ausreden.
Regisseur John Carney erzählt diese märchenhafte Geschichte vor dem Hintergrund einer düsteren Zeit in Dublin und scheint nach seinem New York-Ausflug wieder ganz bei sich angekommen zu sein. Seine Geschichte trägt autobiographische Züge aus der eigenen Kindheit und malt ein nostalgisches Porträt einer Zeit, wo oft nur die Musik das Leben lebenswert machte. Irgendwie erinnert er dabei an Alan Parkers „Die Commitments“, der ebenfalls in Dublin spielte und die Gründung einer Soulband verfogte. Den wirtschaftlichen Problemen um ihn herum schenkt der kleine Conor jedenfalls nur wenig Aufmerksamkeit, viel zu sehr ist mit sich selbst beschäftigt, bis ihn am Ende das wahre Leben wieder einholt. Doch bis dahin ist aus dem kleinen Jungen ein fester Charakter geworden, der das Boot seines Großvaters wieder flott macht und Kurs auf England setzt.
(KALLE SOMNITZ)