Stoker
USA 2012, Laufzeit: 98 Min., FSK 16
Regie: Chan-wook Park
Darsteller: Mia Wasikowska, Nicole Kidman, Matthew Goode, Dermot Mulroney
>> www.stoker-derfilm.de/
Aufgesetzt
Das Auge (340), 14.09.2013
Einer dieser merkwürdigen Psycho-Filme, die derart krudes Zeug verzapfen, dass man sich am Ende ziemlich verarscht fühlt. Verständnis gegen null.
Parks Augsburger Puppenkiste
Matt513 (266), 16.05.2013
Unweigerlich schweift bei Stoker der Blick über die Köpfe der Darsteller, um zu schauen, ob da Schnüre sind, an denen sie über die Bühne gezogen werden, ihr absonderliches Spiel zu verrichten. Ob das jetzt Nicole Kidman als grenzdebile Mum ist, die die Trauer über das gräßliche Ableben ihres Gatten erstaunlich gut (und schnell) im Griff und ansonsten nun wirklich gar nichts Sinnvolles zu sagen hat. Oder ihr Schwager Charles. Erstmal ist die Rolle mit Matthew Goode an sich einfach nicht gut besetzt. Dann versieht jener den geheimnisvoll aus der Versenkung auftauchenden Bruder des Toten mit einem derart seifigen Charisma, daß man sich fragt, wie stumpf die anderen Figuren eigentlich sein müssen, um ihn nicht ständig anzuschreien, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.
Zwischen diesen beiden Herzchen schwebt Töchterlein India; ein entrückter Nerd, von bösen Jungs stoisch gehänselt, aber nicht auf den Mund gefallen. Sie sieht Spinnen an sich herumkrabbeln (Gothic olé), begegnet im Geiste ihrem geliebten Papa, wird von Melancholie, Horror und Gewalt gestreift, dann von ihrem Onkel in seinen Bann gezogen und erlebt inmitten all dieser dunklen Schatten ihr Erwachsenwerden. Der Umgang mit dem Onkel führt sie in Grenzsituationen. Aus Zurückweisung wird Faszination, gar Fraternisierung, wozu ihr Verhalten gegen Ende des Films dann jedoch wieder nicht paßt. Komisch.
Etwas eigentümlich Unechtes, Plakatives liegt wie Mehltau auf diesem Film, an dessen Kindbett man Kubrick und Hitchcock voller Widerwillen Paten stehen sieht. Ich bin schon wieder bei meinem Lieblingsthema, aber eine bessere Regie hätte Wunder wirken, den Charakteren überzeugenderes Leben einhauchen können. Wenn die drei beim Abendbrot sitzen, dann wirken sie wie ferngesteuert. Das ist derart unwirklich, daß man (die Spinnen, der Horror) in einem ‚Gruselfilm‘ wie diesem ständig denkt, nanu da baut sich doch gerade etwas auf. So ertappt man sich dabei, wie man sich ein Knallbonbon wünscht, in welchem es z.B. an der Haustür klingelt, sodann böse Nazi-Zombies 'reinstürmen und das traute Beisammensein (bzw. die Leben aller Anwesenden) beenden. Einfach so. Aber nix da. Park ist eben nicht Landis, leider.
Ich mein, gaaanz so schlecht ist der Film nun auch nicht; für einen Film der Woche jedoch gründelt er ganz schön im unteren Bereich der erwarteten Skalenbreite. Immerhin, was Positives gabs auch – die Vorschau auf The Place beyond the Pines. `Freu mich drauf. Und auf Mia Wasikowska in ihrem nächsten Film.
Marinierter Manierismus
woelffchen (597), 13.05.2013
Ein Wachsfigurenkabinettstück – nein, letztlich nur ein Horrorfilm, der zunächst recht interessant Fahrt aufnimmt und dabei Situationen und Charaktere mit ein wenig Psychologie geschickt miteinander verbindet. Dann aber geht bald der Atem aus, die ersten Horrorvisionen (in der Kühltruhe) erscheinen, die Gesichter werden steif und starr, die Blicke werden nach und nach durchbohrender und die ganze Geschichte driftet mehr und mehr ab in flaches Gewässer.
Die Handlung wird immer eckiger, der rote Faden geht verloren und die Psychologie geht mehr und mehr baden. Am Ende wird es dann schier unerträglich langweilig, weil der stupide Horror in holzschnittartigen Charakteren immer mehr um sich greift, so daß man sich fragt, was das Ganze soll.
Auch der Abspann, der entgegen dem üblichen Trend hier mal entgegengesetzt läuft, kann an dem ganzen enttäuschenden Desaster auch nichts mehr retten.
Mia Wasikowska macht ihre Sache ja noch ganz gut, Matthew Goode ist eine totale Fehlbesetzung und Nicole Kidman tritt leider nur maskenhaft in Erscheinung.
Nicht empfehlenswert – noch nicht mal als Unterhaltung.