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Sylvia
Großbritannien 2003, Laufzeit: 100 Min.
Regie: Christine Jeffs
Darsteller: Gwyneth Paltrow, Daniel Craig, Jared Harris, Amira Casar, Andrew Havill, Sam Troughton, Lucy Davenport, Anthony Strachan, Blythe Danner, Michael Gambon

"Masken sind heutzutage an der Tagesordnung, und das mindeste, was ich tun kann, ist die Illusion zu pflegen, dass ich fröhlich, ausgeglichen und nicht ängstlich bin", schrieb einst ein achtzehnjähriges Mädchen in ihr Tagebuch. Auf Fotographien sieht man sie als eine blondierte und immer lachende junge Frau. Doch in ihren Gedichten oder dem Roman "Ariel" ist die Maske zerbrochen und es wird der Blick auf eine zerrissene Seele freigelegt. Und trotz dieser sehr persönlichen Werke ist die Schriftstellerin bis heute sagenumwittert und gilt besonders in der Gothic-Szene als Kultfigur. Die Rede ist von Sylvia Plath, die sich 1963 in der Blüte ihres Lebens dasselbige nahm. "Sylvia" ist vor allem die Liebesgeschichte zwischen zwei der bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts. Während ihrer Studienzeit in Cambridge lernt Sylvia den jungen Boheme Ted Hughes kennen und lieben. In seinen melancholischen Gedichten fühlt sie sich verstanden und sicher. Doch diese Sicherheit trügt, der künstlerische Schwermut Hughes' steht offensichtlich in keinem Verhältnis zu Sylvias tief empfundenen Depressionen. Mehr als einmal ist Ted mit Sylvias Lebensansichten überfordert und das Wissen um einen begangenen Suizidversuch seiner Geliebten steigert seine Hilflosigkeit, auch wenn er verspricht sie in Zukunft vor weiteren Selbstzerstörungen zu bewahren. Doch der Druck, der auf ihm lastet, wächst. Als die beiden schließlich das Bündnis der Ehe eingehen, zieht dies einen Strudel von Aggressionen, Verbitterung und Untreue nach sich. Der Lebemann Hughes, der inzwischen Vorlesungen an einer Universität hält, ist den jungen Studentinnen nicht abgeneigt, die in ihrer oberflächlichen Suche nach einem Abenteuer einen idealen Kontrast zu den tiefsinnigen und schweren Gedanken seiner Frau bilden. Eines Tages beginnt er eine heftige Liaison mit einer gemeinsamen Freundin. Nach einer Aussprache verlässt Ted Sylvia, die daraufhin in tiefste Verzweiflung stürzt, dem Wahnsinn nahe. Doch dieser Zustand führt sie zu einem wahren kreativen Rausch und endlich schafft sie es, aus dem Ruhmesschatten ihres Mannes hervorzutreten. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges beschließt sie Ted aufzusuchen, um mit ihm einen Neubeginn zu wagen. Doch die Neuigkeiten, mit denen er sie empfängt, lassen Sylvias Träume wie eine Luftblase zerplatzen. Jeder Illusion beraubt, betritt Sylvia Plath "den Zug, von dem es keinen Ausstieg gibt". Aber nicht alleine... Die neuseeländische Regisseurin Christine Reffs, die bereits 2001 in Cannes für ihr Debüt "Rain" geehrt wurde, macht in "Sylvia" gar nicht erst den Versuch die Mythen um die Dichterin Sylvia Plath zu lüften. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Liebesgeschichte zweier schwieriger und eigensinniger Menschen, deren Symbiose sowohl fruchtbare als auch ungeheuer zerstörerische Züge trägt, die unzertrennlich miteinander einhergehen. Der Film zeigt die Zerrissenheit einer Frau, die einerseits von dem fanatischen Ehrgeiz getrieben wird, den Idealvorstellungen der amerikanischen Gesellschaft zu genügen, nämlich eine perfekte Hausfrau und Mutter zu sein, sich aber andererseits in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen will, um mit ihrer Arbeit Anerkennung und Ruhm als Dichterin zu erlangen. Aber auch wenn Film und Literatur ein wenig Licht in die Dunkelheit von Sylvia Plaths Seele bringen, die Maske wird brüchig, aber sie wird nie vollständig fallen.

(Oliver Forst, playtime by biograph)

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