The Banshees of Inisherin
Irland, USA 2022, Laufzeit: 114 Min., FSK 16
Regie: Martin McDonagh
Darsteller: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon
>> www.banshees-film.de/
Auf der kleinen irischen Insel Inisheer sind die Menschen wortkarg, gerade heraus und ein hartes, entbehrungsreiches Leben gewohnt. Während auf dem Festland der Bürgerkrieg tobt, bleibt der Alltag im Dorf davon weitgehend unberührt. Bis eines Tages etwas Ungeheuerliches passiert, mit dem niemand gerechnet hat: Colm (Brendan Gleeson) kündigt seinem besten Kumpel Pádraic (Colin Farrell) die Freundschaft. Ein Ereignis, das die Inselgemeinschaft zwingt, Partei zu ergreifen.
Jeden Mittag treffen sich Colm und Pádraic im Dorfpub auf ein Pint. Das geht schon so lange, dass sich niemand im Dorf mehr daran erinnert, ob es je anders war. Bis zu dem denkwürdigen Tag, an dem Colm seinem Kumpel mitteilt, dass er nicht mehr mit ihm befreundet sein will. Der sensible Pádraic ist wie vor den Kopf geschlagen. Hat er was falsch gemacht? Vielleicht etwas Beleidigendes gesagt oder vergessen, was dem Freund wichtig war? Colm lässt ihn über seine Motive im Dunkeln tappen. Seine Ansage ist allerdings eindeutig: „Lass mich einfach in Ruhe".
Pádraic zieht seine Schwester Siobhan (Kerry Condon) ins Vertrauen. Doch auch sie hat keine Ahnung, welche Überlegungen hinter Colms Entscheidung stecken. So nimmt das Unheil seinen Lauf, denn je mehr Pádraic sich bemüht, der Sache auf den Grund zu gehen, desto drastischere Mittel wendet Colm an, um sich den Jugendfreund vom Leib zu halten.
Immer wieder taucht eine in schwarz gekleidete Alte auf und kündigt Unheil an. Sie ist die personifizierte Banshee, die Todesfee der irischen Mythologie. Wer nicht auf sie hört, dem wird Übles widerfahren.
Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh hat ein Faible für schräge Charaktere und einen düsteren Humor. Das hat er bereits mit Filmen wie „Brügge sehen ... und sterben?", „7 Psychos" oder „Three Billboards outside Ebbing Missouri" bewiesen, die alle drei in diesem Monat nochmal im Souterrain zu sehen sind. Seine Figuren sind immer etwas schrullig und gleichzeitig raubeinig. Für „The Banshees of Inisherin" vereinte er erneut Brendan Gleeson und Colin Farrell vor der Kamera. Die beiden Iren hatten schon in der Gaunerkomödie „Brügge sehen ..." perfekt miteinander harmoniert. Auch diesmal lebt der Film von der guten Chemie zwischen den Schauspielern. Geredet wird nicht viel, umso mehr Zeit hat der Zuschauer auf das Minenspiel der beiden zu achten.
Ursprünglich hatte McDonagh „The Banshees of Inisherin" als Theaterstück geplant. Es sollte Teil einer Trilogie über die drei Irlands Westküste vorgelagerten Inseln Inishmore, Inishmaan und Inisheer werden, deren Geschichten lose miteinander verwoben sind. Allerdings schaffte es „The Banshees" nie auf die Bühne. In seinem Film verarbeitet der Drehbuchautor wohl auch eigene Erfahrungen aus der Kindheit, die er zum Teil auf den Inseln verbracht hat. Die raue See, das karge Leben und das monatelange Abgeschnittensein von der Außenwelt, müssen ihm sehr zugesetzt haben. Themen, die er auch im Film aufgreift. Denn Colm lässt irgendwann durchblicken, dass er gerne Musiker geworden wäre oder Dichter und auch Pádraic Schwester Siobhan zieht es aufs Festland. Während ihr Bruder sich so sehr verbunden mit seinen Tieren und der Natur fühlt, dass er sich überhaupt nicht vorstellen kann, die Insel je zu verlassen.
So lässt sich „The Banshees of Inisherin" als Parabel sehen, auf das was Freundschaften ausmacht und sie zerstören kann, wenn sich unausgesprochene Sehnsüchte plötzlich Bahn brechen. Gleeson und Farrell dabei zuzusehen, wie das Drama seinen Lauf nimmt, lässt den Zuschauer – wie bei allen McDonagh Filmen – mal für den einen, mal für den anderen Partei ergreifen. Damit ist er in der gleichen Situation wie die Inselbewohner, die verwundert registrieren, dass plötzlich nichts mehr so ist, wie es mal war und ihre Gemeinschaft in den Grundfesten erschüttern könnte.