The Best Offer
I 2013, Laufzeit: 131 Min., FSK 6
Regie: Giuseppe Tornatore
Darsteller: Geoffrey Rush, Jim Sturgess, Sylvia Hoeks, Donald Sutherland, Philip Jackson
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Giuseppe Tornatore ist zurück und sein neues Werk vermag ganz wie die Klassiker „Cinema Paradiso“ und „Der Zauber von Malèna“ einen kompletten Filmkosmos zu entwerfen – diesmal versetzt er uns in die Welt der Kunstauktionen à la Christies, samt ihren geheimnisvollen Schätzen. Spannend und mit einer Menge überraschender Wendungen konstruiert „The Best Offer“ die Geschichte eines menschenscheuen Meisterauktionators, der durch eine mysteriöse Frau dazu gezwungen wird, seinen Schutzwall auf- und seine Leidenschaft preiszugeben. Doch was ist echt und was Fälschung, in der Kunst wie im Leben?
Virgil Oldman (Geoffrey Rush) hat all das, von dem viele nur träumen können: Sein Vermögen geht in die Millionen, er bewohnt eine prunkvolle Luxusvilla mit Blick auf die Stadt und in den hohen Kreisen des Kunstmarktes genießt er Anerkennung und Respekt. Als Experte erkennt er genau, was von Wert ist und was ein Betrug, sein schätzender Blick ist gnadenlos wie gefürchtet. Doch als sein dreiundsechzigster Geburtstag naht, offenbart sich die große Leere, die sich hinter all dem Glanz verbirgt: Virgil ist allein und er wünscht es auch zu bleiben. Seine Phobie vor zwischenmenschlichen Beziehungen geht so weit, dass er niemals ohne seine Handschuhe ausgeht – zu sehr ekelt ihn die Vorstellung andere zu berühren, vor allem Frauen lösen in ihm existenzielle Ängste aus. Ihren Blicken hält er nur stand, wenn sie selbst in Form eines Gemäldes verewigt sind, Virgil sammelt heimlich weibliche Porträts aus allen Epochen und arrangiert diese in einem verborgenen Raum zu einer fantasischen Wanddekoration, zu der er sich in einsamen Stunden flüchtet. Die einzigen Menschen, deren Anwesenheit er duldet sind sein langjähriger Freund und Komplize Billy (Donald Sutherland), mit dem er diverse Gemälde bei Auktionen durch ein inszeniertes Höchstgebot heimlich an sich reißt und der junge Tüftler und Frauenheld Robert (Jim Sturgess), den Virgil heimlich für seinen Erfolg beim weiblichen Geschlecht bewundert.
Ein unerwarteter Anruf stört die penible Routine des sonderbaren Einzelgängers: Eine junge Frau bittet ihn recht verzweifelt darum, die Gegenstände samt Villa ihrer verstorbenen Eltern zu schätzen, offenbar befände sich darunter etwas von größerem Wert. Die Neugier bringt Virgil dazu sich sogar persönlich an Ort und Stelle ein Bild zu machen, doch die Dame taucht bei sämtlichen Treffen unter den merkwürdigsten Ausreden nicht auf. Schließlich stellt sich heraus, dass sie selbst unter einer schweren Angststörung leidet, die es ihr unmöglich macht, das geheime Zimmer im Hause der Eltern zu verlassen. Auf seltsame Weise fühlt sich Virgil mit ihr verbunden und versucht ihr Vertrauen zu gewinnen, doch im Keller ist er bereits auf einen Fund gestoßen, der wertvoller sein könnte, als alle anderen Schätze zuvor – und den er heimlich entwendet hat.
Giuseppe Tornatore bleibt sich und seinem wunderbar nostalgischen Kino treu: in gediegenen Bildern voller Schönheit und wie immer untermalt von Filmmusik-Legende Ennio Morricone inszeniert er einen Kunstkrimi wie einen guten Wein: schwelgerisch und raffiniert. Die immer wieder überraschenden Wendungen variieren das Thema Original und Fäschung in vielen Formen und fesseln bis zum finalen Twist. Ausstattung und Schauplätze sind merklich für die große Leinwand gemacht und auch das Ensemble, vor allem Geoffrey Rush, überzeugt duch und durch.
„The Best Offer“ ist ein vielschichtiger, verspielter Rätselfilm, der es schafft den Zuschauer von Anfang bis Ende in seinen Bann zu schlagen.
(Silvia Bahl - biograph)