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The Circle

The Circle
USA, Vereinigte Arabische Emirate 2017, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: James Ponsoldt
Darsteller: Emma Watson, Tom Hanks, John Boyega
>> www.wearethecircle.de

Es ist immer gut, etwas zu wissen, aber noch besser ist es, alles zu wissen!“ Mit diesem Motto führt Eamon Bailey (Tom Hanks), THE CIRCLE, ein allmächtiges Internet-Unternehmen, dessen Gesicht und Visionär er ist. Es spricht insbesondere junge Leute an und weiß sie an eine Community zu binden, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Dave Eggers aufsehenerregender Bestsellerroman und Abrechnung mit dem Internet-Zeitalter hat James Ponsoldt für die Kinoleinwand adaptiert und wirft dabei ganz erstaunliche philosophische Fragen auf.

Die 24-jährige Mae Holland (Emma Watson) ist überglücklich, als sie beim „Circle“ für einen Job vorsprechen darf. Den hat ihr Annie besorgt, die hier eine schwindelerregende Karriere hingelegt hat und nun auch ihre Freundin von ihrem bisher sinnlosen Dasein erlösen will. Und tatsächlich macht Mae eine gute Figur, ihr jugendlicher Enthusiasmus, ihre Kenntnis über die Firma und dass sie deren Lebensphilosophie teilt, kommt gut an und so hat sie schon bald einen eigenen Arbeitsplatz mit einem Monitor auf dem immer oben rechts eine Zahl aufleuchtet, die zukünftig ihr Leben bestimmen wird. Über 80% zeigt dieser Participation Rank an, nicht schlecht für einen Newcomer, doch Mae merkt bald, dass sich diese Zahl nicht nur aus beruflichen Erfolgen, sondern auch aus ihren Aktivitäten im sozialem Umfeld speist. Damit sieht es noch nicht so gut aus, denn obwohl der CIRCLE versucht, mit verschwenderischen Partys, innovativen Kulturangeboten und allerlei Vergünstigungen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, dass die Angestellten gar nicht erst verlassen wollen, zieht es Mae am Wochenende nach Hause zu ihrem schwer erkrankten Vater.

Ihre Arbeitswoche endet in der Regel mit einer Lecture von Firmenchef Eamon Bailey, höchst eloquente Vorträge, wie wir sie von Steve Jobs kennen, jung, dynamisch innovativ und absolut enthusiastisch. „Würden sie ein Verbrechen begehen, wenn man Ihnen dabei zuschauen kann?“, fragt er seine jugendliche Gemeinde und wirbt für die absolute Transparenz. Mit kleinen Minikameras soll das komplette Leben der Bürger aufgezeichnet und live online gestellt werden. Mae meldet sich als Freiwillige zu diesem Versuch und wird damit über Nacht zum Superstar der Firma, erlebt aber auch die Schattenseite dieser neuen Transparenz.

Im Grunde thematisiert James Ponsoldt hier den Konflikt zwischen öffentlicher Transparenz und Privatsphäre, doch wählt er dazu einen interessanten Ansatz. THE CIRCLE ist eine Metapher für all die uns bekannten Internet-Riesen à la Google, Amazon und Facebook, und ihre Mitglieder sind bereit, für die Vorzüge des Unternehmens persönliche Daten öffentlich zu machen und ihre Identität der gemeinsamen Sache zu opfern. Während es in früheren Dystopien meist ein totalitäres System war, was seinem Volk die totale Überwachung auferlegte, sind es nun die User selbst, die dies freiwillig tun und dabei einen so eminenten sozialen Druck entwickeln, dass alle mitmachen müssen. Verweigerer werden so automatisch zu Feinden des Systems und auch Mae merkt bald, dass hier etwas nicht stimmt. Ponsold kritisiert nicht die machtsüchtigen Firmenstrategen, sondern zeigt vielmehr, dass - wie immer in der Wissenschaft - neue Erfindungen ebenso gebraucht wie missbraucht werden können. Am Ende steht die philosophische Frage: Ist die technische Errungenschaft selbst zu kritisieren oder nur deren missbräuchliche Verwendung?

(Kalle Somnitz)

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