Venus im Pelz
Frankreich 2013, Laufzeit: 95 Min., FSK 16
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Emmanuelle Seigner, Mathieu Almaric
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Theaterregisseur Thomas sucht die weibliche Hauptrolle für seine Adaption von Sacher-Masochs berühmt-berüchtigter Novelle „Venus im Pelz“. Das erfolglos verlaufene Vorsprechen ist gerade zu Ende, als Schauspielerin Vanda verspätet erscheint und Thomas etwas vorspielt, was er so schnell nicht vergessen wird. Nach „Der Gott des Gemetzels“ basiert auch Roman Polanskis neuer Film auf einem Theaterstück. Großartig besetzt und voller Humor und Selbstironie inszeniert, hat er damit ein Kabinettstück im besten Sinne geschaffen.
Es scheint fast so, dass Polanski inzwischen nicht mehr so gerne raus geht. Spielte „Der Gott des Gemetzels“ ausschließlich in einer New Yorker Wohnung, ist nun ein Pariser Theater der einzige Schauplatz des Films. Die Anzahl der Protagonisten hat sich noch weiter auf zwei Akteure reduziert. Ob das eine Nebenwirkung von Polanskis eigenen Erfahrungen mit der Beschränkung von Freiheit ist, lassen wir einmal dahin gestellt, ganz sicher ist jedoch, dass ihm nicht die Fähigkeit abhanden gekommen ist, über sich selbst zu lachen und die Zuschauer mit diesem großartigen Film daran teilhaben zu lassen. Humorvoll, aber nicht albern, höchst intelligent, aber niemals didaktisch und von oben herab, setzt er mit „Venus im Pelz“ gekonnt den Broadwayerfolg von David Ives für die Kinoleinwand um. Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) nimmt sich ganz schön wichtig. Keine Schauspielerin kann seinen Ansprüchen gerecht werden, die Rolle der Wanda in seiner Adaption von Sacher-Maschochs „Venus im Pelz“ zu spielen. Frauenfeindlich und arrogant spricht er über die Bewerberinnen. Doch da poltert mit einiger Verspätung Vanda (!) in den Theatersaal. Thomas kanzelt sie anfangs ab, doch irgendwas ist anders an ihr. Das Vorsprechen gerät zu einem Spiel, dem sich auch Thomas bald nicht mehr entziehen kann, und Realität und Inszenierung vermischen sich auf recht eigentümliche Art und Weise. Die Bretter, die die Welt bedeuten, werden in „Venus im Pelz“ zum Schauplatz eines Kammerspiels um das komplexe Verhältnis zwischen Schauspieler und Regisseur, und darüber hinaus zwischen Mann und Frau. Polanski führt augenzwinkernd Manipulationsstrategien ad absurdum und richtet seinen Blick immer auf die scheinbar unwichtigen Details. Gedreht wurde chronologisch in einem ehemaligen Theatersaal, der vollkommen neu eingerichtet wurde. Polanskis Stammkameramann Pawel Edelmann fängt das Geschehen in höchst atmosphärischen Bildern ein und der wunderbar melodische Soundtrack stammt erneut von Alexandré Desplat („Der Ghostwriter“, „Der Gott des Gemetzels“). Roman Polanski hat sich für das Stück von David Ives direkt begeistert, zumal es eine gute Chance bot, nach langer Zeit wieder mit seiner Gattin Emmanuelle Seigner zusammen zu arbeiten. Bei den Filmfestspielen in Cannes 2012 wurde ihm das Script von einem Freund empfohlen, und nur ein Jahr später konnte er den fertigen Film ebenfalls in Cannes präsentieren. Für die Rolle des Thomas war schnell Mathieu Amalric („Schmetterling und Taucherglocke“, in dem er zusammen mit Seigner gespielt hat) gefunden. Dessen äußerliche Ähnlichkeit mit Polanski, ist nur eine von vielen selbstironischen Anspielungen, die sich im Film verstecken und für Erheiterung sorgen.
(Eric Horst - biograph)