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Was lebst Du?
Deutschland 2004, Laufzeit: 84 Min.
Regie: Bettina Braun

Sie heißen Ali, Kais, Alban und Ertan. Ihr Treffpunkt ist das kölsche Jugendzentrum "Klingelpütz". Hin- und hergerissen zwischen traditionellem Elternhaus und westlichem Lebensstil, Stolz und Zukunftsangst suchen sie alle ihren Weg in einer Gesellschaft, die ihnen oft genug mit Vorurteilen begegnet. Die Filmemacherin Bettina Braun hat in ihrem Debüt-Dokumentarfilm "Was lebst du?" die vier jungen Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren mit der Kamera begleitet. Zur Zeit wird wieder viel gesprochen über die Integration unserer ausländischen Mitbürger. Nur allzu gerne wird dabei von Parellelgesellschaften salbadert, die sich bedrohlich ausbreiten und vor allem eines sind: eine Gefahr. Dass dabei auch Menschen mit in einen Topf geworfen werden, die eine wirkliche Chance verdient hätten, zeigt Bettina Braun eindrucksvoll in ihrem Porträt über vier Jugendliche aus marokkanischen, albanischen, türkischen und tunesischen Familien muslimischer Prägung. Über zwei Jahre hat sie deren Alltag, hauptsächlich im Jugendzentrum "Klingelpütz" in Köln, eingefangen. Wo bleibt der Stolz, wenn da gar nichts ist, auf das man Stolz sein kann? Wenn die Zukunftsperspektive alles andere als rosig ist, weil es zu wenig geeignete Ausbildungsplätze gibt und die Schulnoten - und manchmal eben auch die dazugehörige Motivation - von eher mäßiger Natur? Viel bleibt da nicht. Man kann von der großen Karriere als Rapper träumen wie Ali, der seine Ausbildung hinschmeißt und irgendwann alles nur noch scheiße findet bis er eine Chance bekommt, in der er sein Talent voll entfalten kann, auch wenn er sich das zuerst gar nicht eingestehen will. Auch kann man sich sein Leben schön reden, wie Kais, der so gerne im Mittelpunkt steht und trotzdem nichts durchhält und dann wirklich strauchelt. Ertan sieht das dann schon zweckrationaler, er träumt nicht, will nur seine Ausbildung durchziehen. Alban meint, Frisör sei ein guter Beruf, aber da seine Kumpels sagen, dass nur Schwule so was machen, knickt er dann doch ein... "Was lebst du?" ist die große Frage, die Bettina Braun in ihrem Film stellt und irgendwie kommt es bei den Protagonisten dann doch ganz anders, als der Zuschauer zuerst denkt. Die Filmemacherin schafft es eine wirkliche Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, wird von der Beobachterin zur freundschaftlichen Begleiterin. Sie lässt ihre Protagonisten teilhaben an ihrer Schwangerschaft, nimmt später ihr Kind mit zum Dreh und bricht damit das Eis bei den Jungs, die sich selbst so gerne als harte Männer inszenieren und dann mit einem Kind im Arm doch jede Machoattitüde fallen lassen. Die große Überraschung ereignet sich im letzten Drittel des Films, als Ali an einem Projekt teilnimmt, das ähnlich dem in der erfolgreichen Doku "Rhythm is it" beschriebenen funktioniert und deutlich zeigt, wie wichtig Herausforderungen sind, an denen man wachsen und die eigenen Talente entdecken kann.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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