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We feed the World - Essen global
Österreich 2005
Regie: Erwin Wagenhofer

Tag für Tag wird in Wien genauso viel Brot vernichtet wie in Graz verbraucht. Mit diesem Statement beginnt der Film und die ersten Bilder zeigen dem Zuschauer, welche Masse da zusammen kommt. Ganze Lastwagenladungen landen so im Müll statt auf dem Tisch und das, wo in vielen Regionen der Welt tagtäglich Menschen verhungern. "We feed the world" ist eine Dokumentation, die diesem und anderen Phänomenen auf den Grund geht, um den Mangel des Überflusses eindrucksvoll zu schildern. Der in Österreich überaus erfolgreiche Dokumentarfilm von Erwin Wagenhofer kommt nun auch in die deutschen Kinos, frei nach dem Motto, nicht nur global essen, sondern auch global das Publikum ansprechen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Herstellung von Streusplitt mehr kostet als Weizen anzubauen? Sicherlich ist dies ein sehr plakatives Beispiel, aber wenn Nahrungsmittelanbau für den Kleinbauern so unattraktiv ist, dass er nicht einmal mehr den Lebensunterhalt der eigenen Familie sichern kann, dann übernehmen Großkonzerne die Aufgabe der Versorgung der Bevölkerung. Dass dabei die Qualität auf der Strecke bleibt, erfasst der Kommentar eines bretonischen Fischers zum Fischereigroßfang am deutlichsten: "Also so was würde ich nicht essen. Wir sagen, es ist nicht zum Essen, es ist nur zum Verkaufen." Trotz solcher Aussagen muss darauf hingewiesen werden, dass die Dokumentation bewusst keine Abrechnungsmentalität gegenüber Konzernen an den Tag legt und diese nicht an den Pranger stellt. Vielmehr fungiert sie als ein Instrument, bestehende und zukünftige Strukturen darzulegen, die oftmals durch EU-Verordnungen gefördert werden. Mögliche Nutzung nicht legaler Mittel oder das Ausnutzen von Gesetzeslücken sollen dabei keine Beachtung geschenkt werden, da dies ein anderes, wenn auch nicht uninteressantes Thema wäre. In eindrucksvollen Bildern, wie denen der unendlich erscheinenden Treibhausplantagen in Südspanien, zeigt der Film, unter welchen Umständen unser tägliches Brot zu uns gelangt. Die episodenhafte Reise führt dabei von Wien ausgehend um die ganze Welt. Neben Fischern, Bauern und Viehzüchtern, die von ihren täglichen Routinen erzählen. und auch schon mal politisch sinnieren, kommen auch Großkonzerne zu Wort. So zum Beispiel Karl Otrok, Produktionsleiter von Pioneer Rumänen sowie Peter Brabeck, Konzernchef vom weltweit größten Nahrungsmittelhersteller Nestlé International, die ihrerseits die Globalisierung unter einem ganz anderen Sichtwinkel darstellen. Den roten Faden und damit verbindendes Element der Episoden bildet ein Interview mit Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Dass der Film auf einen erhobenen Zeigefinger verzichtet, ist sehr lobenswert. Vielmehr liegt die Intention darin, Fragen aufzuwerfen, weit mehr als letztendlich beantwortet werden. Und so verlässt der Zuschauer das Kino mit vielen offenen Fragen im Kopf, über die es sich lohnt, noch einmal nachzudenken und den Schluss nahe legen, dass auch wir selbst zu diesem System beitragen. "We feed the world", sagt ja schon der Titel.

(Mathias Bornemann, playtime by biograph)

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