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Whiplash

Whiplash
USA 2014, Laufzeit: 107 Min., FSK 12
Regie: Damien Chazelle
Darsteller: Miles Teller, J.K. Simmons, Paul Reiser
>> www.whiplash-film.de

„Whiplash“ ist einer dieser seltenen Filme, welche in die Kategorie „Geheimtipp“ fallen. Auch wenn Titel, Thema und Darsteller zunächst wenig Resonanz erzeugen, entpuppt sich das Musiker-Drama als eine der mitreißendsten Geschichten des letzten Jahres. Rhythmisch brillant geschnitten, liefert es einen so intensiven Schauspieler Show-Down, dass sowohl Publikum als auch Jury des Sundance Film Festivals den Hauptpreis an den jungen Regisseur Damien Chazelle vergaben.

Der noch etwas kindlich wirkende Andrew (Miles Teller) hat nicht nur einen Traum, er hat auch Talent: aufgenommen an einer der renommiertesten Musikhochschulen des Landes scheint er seiner Karriere als Jazz-Schlagzeuger so nah wie nie zu sein. Doch am Gipfel weht ein eisiger Wind. Die Studenten beäugen sich gegenseitig voller Neid und Hass, denn der Kampf um die Aufmerksamkeit der Professoren entscheidet nicht nur über ihre berufliche Zukunft, sondern auch über den eigenen Selbstwert. Wer sich für eine solche Laufbahn entscheidet, gibt alles von sich und hat daneben keine anderen Optionen mehr.

Als Andrew beim Üben von dem gefürchteten Mr. Fletcher (J.K. Simmons) beobachtet wird, erweckt er sofort dessen Interesse und ein grausames Spiel beginnt. Niemals würde dieser einen Schüler loben, auch wenn er nicht verbergen kann, dass er von Andrew beeindruckt ist. Befeuert vom Wunsch nach Anerkennung, sticht dieser schließlich überraschend seine Kommilitonen aus und wird von Fletcher in dessen exklusive Band berufen, doch was wie ein Ritterschlag klang, ist in Wahrheit eine Kriegserklärung. Von nun an lässt der Professor keine Möglichkeit verstreichen den empfindsamen Jungen vor allen zu demütigen und zu quälen. Doch während die meisten anderen schnell unter dem Druck zerbrechen, will Andrew seinen Traum nicht aufgeben, auch wenn es ihn an den eigenen Abgrund führt.

Selbst wenn man dem Schlagzeug-Spiel eigentlich nichts abgewinnen kann, für „Whiplash“, übrigens der Name des Stücks um dessen Aufführung gerungen wird, spielt das keine Rolle. Bild- und Tonschnitt ziehen den Zuschauer völlig in den Bann des vibrierenden Geschehens, dessen Zweikampf bis zur finalen Konfrontation fesselnder ist als jeder Krimi. Zudem hat die Geschichte darin eine sehr elementare menschliche Fragestellung, die über einen bloßen Lehrer/Schüler-Konflikt hinaus geht: Wie erzieht man eigentlich Kinder und mit welchen Konsequenzen? Fletchers Schikanen sind keine sadistische Willkür, sondern folgen einer Logik, die, obwohl man sie mittlerweile „alte Schule“ nennt, nicht viel von ihrer Verbreitung eingebüßt hat. Es ist der Glaube, dass Talent an sich nicht reicht, dass Menschen, so wie sie sind, keiner Liebe wert sein können und nur durch harte Arbeit, Leid und Leistung etwas Großes geschaffen werden kann, das über sich selbst hinaus wächst. Es gebe keine verheerendere Formulierung als „gute Arbeit“, sagt Fletcher einmal. Doch während er weiter das Beste aus seinen Schülern heraus prügelt, fällt es ihm schwer zu verdrängen, dass er einen von ihnen sogar in den Suizid getrieben hat. Unfähig sich seine Schuld einzugestehen, scheint die Arbeit an Andrew wie der Versuch eines finalen Beweises für sich selbst, dass ihn keine Verantwortung betrifft und die Welt Musiker wie Miles Davis nie gesehen hätte, wenn nicht einige unbarmherzige Lehrer auf ihren Methoden bestanden hätten. „Whiplash“ zeigt einen leidenschaftlichen Kampf um Anerkennung und schließlich um Selbstliebe, der bei seiner Premiere das Publikum in den letzten Minuten völlig außer sich von ihren Sitzen aufspringen ließ und zu Recht mit Standing Ovations endete.

(Silvia Bahl - biograph)

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