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Wie der Wind sich hebt

Wie der Wind sich hebt
Japan 2013, Laufzeit: 122 Min., FSK 6
Regie: Hayao Miyazaki

Am Anfang steht ein großer Traum. Der kleine Junge Jiro träumt, angeregt von dem berühmten italienischen Flugzeugdesigner G.B. Caproni, vom Fliegen. Er will Flugzeuge bauen und mit Ihnen die ganze Welt erobern. Ausgehend von diesem Kindertraum erzählt Hayao Miyazaki in seinem letzten Film die Geschichte des japanischen Flugzeug-Ingenieurs Jiro Horikoshi, der angeblich nur etwas Schönes erschaffen wollte und doch so tragisch endete. In einem der aufwendigsten Filme der Ghibli-Studios erzählt Miyazaki nicht nur ein dramatisches Biopic, sondern auch von der wechselvollen Geschichte Japans zwischen 1920 und 1950.

Eigentlich ist das Format dieses Filmes in Deutschland gar nicht bekannt. Ein Zeichentrickfilm ist hierzulande fast immer ein Kinderfilm, doch die Filme Miyazakis haben sich dieser Einordnung schon immer entzogen. Dies zeigte er hierzulande schon mit „Chihiros Sommer“, der 2002 nicht nur den Goldenen Bären, sondern auch einen Oscar gewann und irgendwie zwischen den Kinostühlen für Kinder und Erwachsene saß. Der Begriff Graphic Novel beschreibt seine Filme viel besser und deutet an, dass Zeichentrickfilme auch für Erwachsenen sein können, wie es in den letzten Jahren Filme wie „Waltz with Bashir“ und „Persepolis“ gezeigt haben. Doch Miyazaki hat immer beide Zielgruppen im Kopf. So beginnt sein neuer Film mit einer Fantasy-Sequenz, die an seine Filme „Das wandelnde Schloss“ oder „Das Schloss im Himmel“ erinnern.

Angeregt durch die Zeichnungen des italienischen Flugzeugdesigners G.B. Caproni begeistert sich der kleine Junge Jiro fürs Fliegen, doch bald schon muss er erkennen, dass er wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht Pilot werden kann. So beschränkt er sich darauf Flugzeuge zu bauen und nimmt nach der Schule ein Ingenieursstudium auf, das bald seine außerordentliche Begabung offenbart. Er arbeitet für verschiedene japanische Firmen, wird sogar nach Deutschland geschickt um bei Junkers zu lernen. Neben dieser sich schnell entwickelnden Karriere erzählt Miyazaki von Jiros Liebe zu Nahoko, die er auf einer Zugfahrt kennenlernt und 1923 aus dem großen Erdbeben in Kanto rettet. Gemeinsam überstehen sie die Große Depression, doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Nahoko wird Opfer der Tuberkulose-Epidemie und für den 2. Weltkrieg entwickelt Jiro einen Kampfflieger, von denen er ganze Geschwader bauen ließ, aber kaum eines der vielen Flugzeuge wird wieder zurückkommen.

Es ist immer wieder erstaunlich, mit wieviel Emotionen Miyazaki seine Trickfilme anfüllen kann. Was wie ein Kinderfilm beginnt, geht als Biopic weiter, erzählt von einer großen tragischen Liebe und ist am Ende ein Abriss der japanischen Geschichte zwischen 1920 und 1950. Zuviel für einen Film? Nicht bei Miyazaki, dem sein letzter Film - er geht in den Ruhestand und will zukünftige Filme seinem Sohn Goro („Der Mohnblumenberg“) überlassen - sicher sehr am Herzen gelegen hat, wurde er doch als Sohn eines Flugzeugunternehmers in Tokio geboren. In „Wie der Wind sich hebt“ schlägt er durchaus kritische Töne an, stellt das Engagement Japans im 2. Weltkrieg in Frage und erzählt ein Biopic, das nicht nur unterhält, sondern auch von einem Japan erzählt, in dem es schwer war, zwischen Naturkatastrophen und 2. Weltkrieg den rechten Weg zu finden.

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