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Yella

Yella
D 2007, Laufzeit: 88 Min., FSK 12
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Burghart Klaußner, Barbara Auer, Christian Redl, Selin Barbara Petzold, Wanja Mues, Michael Wittenborn, Martin Brambach, Joachim Nimtz, Peter Benedict,

Mit "Yella" schliesst Christian Petzold seine Gespenster-Trilogie ab. Nach "Die innere Sicherheit" und "Gespenster" erzählt sein mittlerweile achter Film von einer Frau, die sich in den Westen begibt, um dort ein anderes Leben zu beginnen. Doch ihre Vergangenheit kann sie nicht einfach ablegen. Nina Hoss erhielt auf der diesjährigen Berlinale den silbernen Bären für ihre beeindruckende Darstellung der Yella. Petzolds Figuren wirken gespenstisch, sie scheinen nicht von dieser Welt und dennoch sind sie gefangen in dieser, sie wirken ruhe- und heimatlos, sie treibt eine unbestimmte Sehnsucht, ein brutaler Ehrgeiz, der sich nicht einfach fassen lässt. Es sind Gespenster inmitten deutscher Wirklichkeit, verwunschen wie in einem brutalen Märchen. In "Die innere Sicherheit" lässt eine Kleinfamilie ihre RAF-Vergangenheit nicht los, sie leben im Untergrund, sind stets auf der Flucht, müssen unsichtbar bleiben. In "Gespenster" glaubt eine Mutter, ihre einst verschwundene Tochter wiedergefunden zu haben. Auch sie lässt die Vergangenheit nicht ruhen. Yella möchte ein "neues" Leben beginnen, weg aus Wittenberge, einer Stadt östlich der Elbe. Sie nimmt ein Jobangebot in Hannover an, lässt schweren Herzens ihren Vater zurück. Aber sie wird von ihrem Ex-Ehemann Ben verfolgt, er hat sie verloren, seine Firma und damit seine gesamte Existenz. In dieser Verzweiflung kommt es zu einem Unfall, Yella und Ben stürzen mit dem Auto in die Elbe. Yella aber kriecht aus dem Wasser, schleppt sich zäh zum Zug nach Hannover. Dort lernt sie Philipp kennen, der für eine Private Equity-Firma arbeitet. Er macht sie zu seiner Assistentin und beide werden quasi zu einem unschlagbaren Team. Die Welt des modernen Kapitalismus, in der Yella nun mitspielt, übt ihren Reiz aus, der Betrug wird unwiderstehlich. Doch immer wieder dringt Yellas Vergangenheit in ihr neues Leben ein. Sie sucht sie in Bildern und Tönen heim, die sich durch den gesamten Film hindurch leitmotivisch wiederholen: das heisere Schreien einer Krähe, das Geräusch von Wasser, die gleiche Art und Weise, wie Philipp und Yellas Vater eine Orange schälen... Und bald beginnt auch die verlockende Fassade ihres neuen Lebens allmählich zu bröckeln. Ein Horrorfilm war es, der Petzold inspirierte: Die C-Film-Produktion "Carnival of Souls" von 1962, der wiederum auf der Novelle "Ein Vorfall an der Owl-Creek-Brücke" von Ambrose Bierce basiert. Letztlich ist "Yella" ein Geisterfilm, ein äußerst unkonventioneller und präzise erzählter, der gerade in seiner asketisch wirkenden Bildsprache eine unheimliche Stimmung erzeugt. Faszinierend ist, wie sich die Figuren in Petzolds Gespenster-Trilogie durch eine Ort- und Zeitlosigkeit bewegen, die erbarmungslos und berückend zugleich auf den Zuschauer wirkt. Die Orte verbergen ihre Geschichte, wirken vor allem wie Nicht-Orte, ohne Relationen, ohne Identität, anonym und unverbindlich. Orte, an denen man nicht verweilen möchte: Hotels, Büros, Autos, Züge. Und so wirken auch die Figuren immer wieder ihrer Identität beraubt, eben wie Gespenster.

(Alexandra Kaschek, playtime by biograph)

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