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Zimt und Koriander
Griechenland 2003, Laufzeit: 108 Min.
Regie: Tassos Boulmetis
Darsteller: Georges Corraface, Ieroklis Mihailidis, Renia Louizidou, Tamer Karadagli, Basak Koklukaya, Tasos Bandis, Stelios Mainas, Markos Osse, Yockse Gildis

Die Welt der Gewürze dient als Metapher für die Süße und Bitterkeit des Lebens in dieser griechisch-türkischen Koproduktion. Regisseur und Autor Tassos Boulmetis nimmt sich des schwierigen Verhältnisses zwischen Türken und Griechen an. Sehr persönlich, aber keineswegs vorwurfsvoll, hat er einen wunderbar poetischen Film geschaffen, der Vergangenheit aufarbeitet und anrührend und humorvoll für Verständigung und Toleranz wirbt. "Politik der Küche", so die Übersetzung des Originaltitels, und tatsächlich hat die Politik im Schmelztiegel Konstantinopels (des heutigen Istanbuls) Anfang der 60er-Jahre das Leben der dort ansässigen Griechen massiv verändert. Nachdem auf Zypern Präsident Makarios die türkischen Autonomie- und Mitbestimmungsrechte eingeschränkt hat und es nach einem Aufstand türkischer Zyprioten zum Krieg mit Griechenland kommt, ist es folglich auch in Konstantinopel vorbei mit dem bisher friedlichen Zusammenleben der beiden Nationalitäten. Als der griechische Astrophysiker Fanis erfährt, dass sein Großvater Vassilis erkrankt ist, macht er sich auf eine letzte Reise zu ihm nach Istanbul, wo die ganze Familie einst lebte. Fanis beginnt, sich zu erinnern: An seine Kindheit in Istanbul, wo ihm der Großvater anhand von Gewürzen erste Lektionen in Astronomie erteilte und seine Begeisterung für das Kochen weckte. Im Wort Gastronomie steckt nämlich auch das Wort Astronomie, so der alte Mann. Pfeffer ist warm und brennt wie die Sonne, Zimt ist süß und bitter wie die Venus und damit die Frauen. Gewürze haben magische und heilende Fähigkeiten, erfährt Fanis in den spannenden Stunden mit dem Großvater, auf dessen Dachboden er mit dem Mädchen Saime immer spielte. Doch die Idylle zerbricht, als die Türken 1964 die Griechen zwingen, das Land zu verlassen. Fanis' Familie trauert um ihre Heimat, denn in Griechenland werden die "Konstantinopoliten" nach ihrer Ausweisung für "Türken" gehalten. Für den siebenjährigen Fanis ist die alte Welt zusammengebrochen und die neue begegnet ihm mit Misstrauen: Nicht nur, dass er seinen Großvater und seine beste Freundin Saime zurücklassen musste, nun darf er sich auch noch sagen lassen, dass es sich für einen kleinen Jungen nicht ziemt, den Kochlöffel zu schwingen. 30 Jahre später stellt sich Fanis, der immer noch mit Leidenschaft kocht, seiner Vergangenheit. Gleich einem reichhaltigen Menü hat Regisseur Tassos Boulmatis seinen Film angelegt. Es gibt Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise und manchmal werden Gewürze beigemischt, die den Wohlgeschmack brechen, weil das Leben eben auch bitter sein kann. Metaphernreich, gefühlvoll und wundervoll bebildert gelingt es Boulmetis, die historische und politische Dimension des Stoffes mit persönlichen Erfahrungen zu verknüpfen, denn auch er ist ein "Konstantinopolist", der sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen musste. Ohne Groll nähert er sich den Problemen des Heimatverlustes und schafft ein stimmiges Bild der damaligen und heutigen Situation der Vertriebenen. Als 'mediterrane Antwort' auf Filme wie "Bittersüße Schokolade" rangierte "Zimt und Koriander" wochenlang auf dem ersten Platz der griechischen Kinocharts, gewann zahlreiche Filmpreise und wurde als offizieller Beitrag für den Oscar 2005 als bester ausländischer Film nominiert.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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