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Zwei ungleiche Schwestern

Zwei ungleiche Schwestern
Frankreich 2004, FSK 12
Regie: Alexandra Leclre
Darsteller: Isabelle Huppert, Catherine Frot, Franois Berléand, Brigitte Catillon, Michel Vuillermoz

Die Schwestern Martine und Louise haben unterschiedliche Schlüsse aus der Tatsache gezogen, dass ihre Mutter, eine Alkoholikerin, sie schon als Kinder verstieß. Während Louise auf dem Land blieb und immer noch auf eine Aussöhnung hofft, hat Martine mit der Familie abgeschlossen und ist nach Paris gegangen. In einer gelungenen Komödie lässt die Regisseurin die beiden ungleichen Schwestern mit Esprit und psychologischer Tiefe aufeinanderprallen.

Ein Geschäftstermin führt Louise nach Paris, wo sie nach Jahren ihre Schwester Martine wiedersieht. Diese hat sich hier, in der Pariser Oberschicht, ein komfortables, aber eher freudloses Leben eingerichtet. Ihren Charakter weiß der Film in seiner Eingangssequenz trefflich zu skizzieren. Als nämlich ihre Schwester voll freudiger Erwartung aus dem Zug steigt, hat Martine bereits einen enervierenden Morgen hinter sich. Ihr Mann hat durch zu lautes Atmen die Frühstücksruhe zerstört, ihr Sohn beim Abschiedskuss keine Rücksicht auf ihren schlimmen Nacken genommen und nun kurvt sie um dem Bahnhof herum auf der Suche nach einem Parkplatz, den sie am Samstag Morgen eh' nicht finden wird. Überhaupt ist sie vom Wiedersehen mit ihrer Schwester nicht gerade begeistert. Sie schämt sie sich für die Landpomeranze, hält sie für grenzenlos naiv und geschmacklos und dass sie nun auch noch 'geschäftlich' in Paris zu tun hat, hält sie für schiere Hochstapelei. Ganz anders ist da Louise, die sich auf das Wiedersehen freut, sie bewundert ihre Schwester als das Mädchen aus der großen Stadt, das alles richtig gemacht hat und verzeiht ihr so manche Grobheit. Schnell freundet sie sich mit Martines Haushälterin an, hilft ihr beim Betten machen und belegt bald die Küche, um für die Familie zu kochen. So viel Inititiative ist Martine schnell zuviel, und als Freunde zum Diner kommen, verbietet sie ihrer Schwester den Mund. Sie soll sich nicht immer in den Mittelpunkt spielen. Doch Louise ist machtlos, ihre Antworten auf die Fragen der Gesellschaft sind unmittelbar und direkt, und was Martine für die pure Naivität hält, kommt insbesondere bei den Männern als besonders natürlich und lebenslustig rüber, so dass sie anfängt sich zu fragen, ob sie in ihrem Leben etwas falsch gemacht hat. Und gerade dann, wenn hinter die Fassade der Bürgerlichkeit geblickt, der schöne Schein durchbrochen wird, entstehen die bemerkenswertesten Momente dieses Films. Regisseurin Alexandra Leclere hat die Rollen für die beiden Schwestern ihren Schauspielerinnen geradezu auf den Leib geschrieben und ihre Begegnung zu einem komödiantischen Feuerwerk höchster Schauspielkunst arrangiert.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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