Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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14.10.2006
Bei der Deutschland-Premiere war eindeutig die Location der Star: Das von der Firma P&C so genannte "Weltstadthaus" von Renzo Piano in Köln. Wobei nach wie vor unklar ist, auf welcher der drei Silben die Betonung liegt. Was da über den roten Teppich eines Sonsors Richtung Glaskuppel zu Häppchen, Designpreis-Vergabe und Filmvorführung stöckelte, war, neben Otto Kern, dessen Blusen eine Etage tiefer zu erwerben sind, bestenfalls die C- und D-Klasse aus dem Privatfernsehen. Aber immerhin angemessen gekleidet. Und alle tuteten das Gleiche in die RTL-Linse: Nein, sooo wichtig seien die teuren Markenklamotten gar nicht. Lieber ein teures Stück im Schrank und das mit Flohmarkt-Klamotten kombinieren. Und zu H&M gehe man natürlich auch schon mal. Und schlimmschlimmschlimm sei das, wenn schon die jungen Leute in der Schule diesem Modediktat ...
"Der Teufel trägt Prada" ist eindeutig ein Film für uns Mädels. Eine Komödie über den New Yorker Modezirkus, über Beauty Departments und unbezahlbare Handtaschen, über Stöckelschuhe und Hungerhaken. Keine ätzende Satire, dafür aber mit erträglicher Moral und einer unglaublich präzise agierenden Meryl Streep. Der macht die Teufelinnen-Rolle ganz offensichtlich Riesenspaß. Anne Hathaway dagegen ist zwar süß anzusehen, aber Kulleraugen allein tragen nun mal keinen Film.
"Der Teufel trägt Prada" ist also ein eher leichtes Vergnügen. Eines, das durch seinen Look und die stark eingesetzte Pop-Musik ebenso der Mode unterliegen wird wie die Klamotten, um die es geht. Also schnell anschauen gehen, bevor Patricia-Fields "La Rue"-Taschen kein "Must Have" mehr sind. Gottlob kommt New York selbst nie aus der Mode.
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07.09.2006
Ganz erschlagen ist man nach diesem Film. "Das Parfum" ist mit Sicherheit einer der größten deutschen Filme aller Zeiten. Und dennoch tat Produzent Eichinger gut daran, "Das Parfum" mittels Besetzung und über die Drehorte möglichst international aussehen zu lassen.
Da erstaunt es fast ein wenig, dass Tom Tykwer die Regie übernahm, fehlte ihm doch, trotz beachtlicher Erfolge, die Erfahrung mit einem so großen Projekt. Frank Griebe, Kameramann aller Tykwer-Filme, wuchs bei "Das Parfum" ebenfalls deutlich. Schade nur, dass Filmemacher glauben, man müsse alle technischen Spielereien anwenden, die heutzutage möglich sind.
Dass mit dem Briten Ben Wishaw ein gänzlich unbekannter Schauspieler in der Hauptrolle des Jean-Baptiste Grenouille auftritt, ist ein Glück. Vielleicht ein unvermutetes, aber wie Wishaw über zwei Stunden lang teilnahmslos, fast autistisch, durchs Bild läuft, ist nachhaltig beeindruckend. Mit der Figur des Grenouille ist dem Drehbuch-Kollektiv aus Andrew Birkin, Eichinger und Tykwer auch noch etwas Erstaunliches gelungen: Süskind beschrieb ihn als boshaft und hässlich und fand viele Worte, sein zeckenhaftes Wesen zu beschreiben. All das ist im Film nicht notwendig. Man verzichtete darauf, aus Grenouille ein optisches Schreckgespenst zu machen. Wishaw wirkt zart und zerbrechlich. Beinah möchte man Mitleid mit ihm bekommen. Seine Wirkung verfehlt dieser Antiheld nicht, obwohl mir die Beweggründe für sein Handeln im Film schleierhaft bleiben. Die Erklärung dazu liefert leider erst der Roman ? oder der Pressetext.
Ein Film nach einem Roman, der sich 15 Millionen mal verkaufte, und um dessen Verfilmungsrechte sich angeblich sogar Spielberg, Scorsese und andere hohe Herren bemühten, muss sich ? bei aller Eigenständigkeit ? zwangsläufig mit dem Buch vergleichen lassen.
Patrick Süskind kennt man in Deutschland als Drehbuchautor so wunderbarer Satiren wie "Rossini" und "Kir Royal". Mit dem düsteren Roman aus dem 18. Jahrhundert, "Das Parfum", hatte er einen weltweiten Erfolg.
An Szenen wie der ersten Begegnung zwischen Parfumeur-Meister Baldini (Dustin Hoffman) und Grenouille dürfte Süskind seine helle Freude haben. Die Szene ist im Film exakt wie im Buch beschrieben. Auch andere Passagen hätten besser gar nicht umgesetzt werden können: Paris als stinkender, übervölkerter und düsterer Ort zum Bespiel, und da besonders der Markt, auf dem Grenouille geboren wird. Ich habe mich selten im Kino so geekelt.
"Das Parfum" strahlt als Film die größtmögliche Authentizität aus, wozu besonders Hunderte von Kostümen und das Production Design von Uli Hanisch beitragen. Der verwandelte dazu die Bavaria-Studios in 18.-Jahrhundert-Räume und bei den Außendrehs Spanien in Frankreich bzw. Barcelona in Paris.
Neben Dustin Hoffman setzt man für die internationale Wirkung des Films vor allem auf Alan Rickman. Der große Schauspieler bleibt in "Das Parfum" jedoch merkwürdig blass. In den letzten Jahren wurden immer wieder die Synchronsprecher Rickmans in Deutschland gewechselt. Bei einem Schauspieler wie Rickman, dessen Wirkung zu einem großen Teil auf seiner unglaublichen Stimme und Aussprache beruht, ist das fatal. Ausgerechnet der lebloseste aus der Riege seiner deutschen Sprecher, Bernd Rumpf, synchronisierte "Das Parfum".
Erste Wahl dagegen dürfte Otto Sander als Erzählerstimme gewesen sein. Auch wenn der einleitende Text ungewöhnlich lang ist: Der verwendete Originaltext aus Süskinds Roman ist als Einstieg hier notwendig.
Wie in fast allen seinen Filmen hat Tykwer auch bei "Das Parfum" die Musik mit Johnny Klimek und Reinhold Heil selbst geschrieben. Dass die drei ihre Kompositionen diesmal mit großem Orchester unter der Leitung Sir Simon Rattles einspielen ließen, war bei diesem opulenten Film unbedingt notwendig. So erklingt zwischen engelsgleichen Gesängen eines lättischen Chores, Harfenklängen und dumpfen Paukenschlägen auch schon mal eine Kirchenorgel. Die düster-mystische Musik, manchmal melodiös, manchmal nur ein Klangbrei, passt perfekt zu den Filmbildern. Besonders schön gelungen sind das fast heiter-verträumte Thema "Distilling Roses" und das sich anschließende "The 13th essence". Hier malt die Musik die Bilder, die Süskind mit seinen Duft-Beschreibungen so trefflich in der Fantasie der Leser hervorzurufen wusste.
Dass der Film im letzten Viertel mit der Hinrichtungsszene in eine furchtbar alberne Richtung kippt, kann ich ihm noch nicht mal vorwerfen. Im Roman ist die Szene tatsächlich so beschrieben. Und doch habe ich bei der Bebilderung einer messianischen Verehrung den Eindruck von Plattheit. Vielleicht auch, weil ? wie oben beschrieben ? die Beweggründe und Innenansichten Grenouilles im Film völlig untergehen. Ein Geniestreich dagegen ist die Umsetzung der Schlussszene.
Insgesamt ein großer, ein opulenter Film nach einem spannenden Roman.
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06.09.2006
Jaja, auch ich hatte Spaß und entdeckte ein paar hübsche Spitzen in dieser Satire über den ebenso eloquenten wie charismatischen Meinungsmacher. Der Szenenapplaus im Kino war erstaunlich, der Vorspann sehr liebevoll gemacht. Aber mal ehrlich: Irgendwie blieb "Thank you for smoking" doch hinter seinen Möglichkeiten zurück.
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28.08.2006
Solche Filme kann es scheinbar nur aus Frankreich geben: Heiter, leicht und mit Esprit. Dabei wird eigentlich die ganze Zeit über nur geredet.
Durch die Augen der jungen Jessica erlebt der Zuschauer die Welt der Reichen, Schönen und vor allem der Bühnenkünstler in Paris. Blicke hinter die Kulissen von Theater und Konzerthaus gehören ebenso zum Programm wie die Nöte einer überbezahlten Soap-Darstellerin und Sydney Pollack, der sich selbst spielt.
Nicht zu vergessen: Nicola Piovani setzt zwischen Klassik und französische Chansons einen wunderbaren Soundtrack.
Wenn dem Film auch 10 Minuten weniger sehr gut getan hätten: "Ein perfekter Platz" entlässt den Zuschauer beschwingt aus dem Kino - zumindest im gesehenen OmU.
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28.08.2006
Manchmal muss es eben der Blockbuster am Samstag Abend mit dem Popcorn-Publikum im Multiplex sein. Und wenn nicht "Fluch der Karibik 2" in diesem Rahmen ? was dann?!
Und es hätte nach dem zumindest bis zur Hälfte überaus gelungenen ersten Teil der Karibik-Piraten auch ein spaßiger Abend werden können. Aber aus den Zutaten, die mich im ersten Teil schon leise annervten, wurde diesmal der ganze Film gemacht: Er ist überladen mit Special-Effects, untoten Mutanten und eine Handlung hat er nicht mal ansatzweise.
Anders als im ersten Teil hat man erst gar nicht versucht einen Piratenfilm zu drehen, sondern gleich auf ermüdend sinnlosen Fantasy-Mist gesetzt. Zwar gibt es auch hier die obligatorische tolle Fechtszene (diesmal in schwindelerregend über die große Leinwand rotierendem Mühlrad) und es wurde allerhand Seemansgarn eingeflochten, das reicht aber lange nicht, dieser Special-Efffects-Orgie Leben einzuhauchen.
Teuer gemacht, aber vollkommen überflüssig. Ein Drehbuch wäre gut gewesen.
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22.08.2006
Eine Story voller Zufälle, ein Roadmovie-Märchen, eine Welt voller Idealisten und Träumer.
Fatih Akins ultimativer Sommerfilm, der so viel Sonnenschein getankt hat wie lange nicht gesehen.
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22.08.2006
Audrey Tutou wird wohl allen Kinogängern für immer "Amélie" sein, da kann sie sich noch so anstrengen. Zum Beispiel in dieser ebenso zauberhaften wie irritierenden Geschichte aus der Stadt der Liebe.
Ein toller Film mit pfiffigem Ende. Sehr empfehlenswert. Nur die Inhaltsangabe darf man vorher nicht lesen, das verdirbt den Spaß.
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22.08.2006
Was sagt das eigentlich über ein Land und eine Gesellschaft aus, wenn sich, wie in Deutschland in den letzten Jahren, überproportional viele Werke junger Filmemacher dem Thema Einsamkeit widmen?
Das aber nur am Rande.
"Allein" hat mich seltsam unberührt gelassen. Zwar nicht gelangweilt, aber auch nicht gepackt und für den seelischen Zustand der Hauptdarstellerin letztlich wenig interessiert. Ein paar mehr Hintergrundinfos zur Krankheit wären gut gewesen.
www.stadtbotschaften.de
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21.08.2006
Mein Preis für den Trash-Film des Jahres geht an "Die Quereinsteigerinnen". So eine geballte Ladung an vermeintlichem Unvermögen, an Uncoolness und Unbeholfenheit habe ich lange nicht gesehen.
Ich hatte sehr viel Spaß. Freilich: Hätte nicht hier und da ganz kurz aufgeblitzt, dass die beiden Macher des Films, Christian Mrasek und Rainer Knepperges, sowie der oder die eine oder andere vor der Kamera es doch eigentlich besser können ? ich wäre vermutlich schreiend aus dem Kino gerannt. So aber war es ein Vergnügen. Gerade, weil ich den thematisch ähnlich gelagerten "Die fetten Jahre sind vorbei" für völlig misslungen halte.
Siehe auch -> "Die fetten Jahre sind vorbei"
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10.08.2006
Wenn einer 1986 mal für den Deutschen Filmpreis nominiert war, weil einige Menschen "Daheim sterben die Leut" ganz bizarr fanden, dann heißt das nicht, dass derjenige für immer gute Filme macht.
Klaus Gietinger verdingt sich seither zumeist mit Fernsehkrimiware. Aber dann hatte der bekennende Bahn-Fan eine Idee und versammelte für "Heinrich der Säger" die deutsche TV-Prominenz für einen Kinofilm vor einer an malerischen thüringischen Bahngleisen postierten Kamera.
Nun hat "Heinrich" als Figur wie als Film gewiss gute Absichten, aber das Endprodukt holpert Richtung Abstellgleis und es wäre gut, es würde dort vergessen.
Gietingers Groteske über einen Bahnerpresser ist optisch irgendwo zwischen Märchen und Comic angesiedelt und hätte mit seinen betont schlechten Special-Effects vielleicht noch eine Entdeckung für den Trash-Film-Markt sein können. Aber dafür ist das Ganze denn doch zu bieder auf der einen und zu gewollt auf der anderen Seite. Die Komik funktioniert leider überhaupt nicht. Einige gute Schauspieler hat der Film zwar aufzuweisen, aber alle Beteiligten wirken furchtbar angestrengt. Von der für eine Komödie erforderliche Leichtigkeit keine Spur.
Dieser Film gehört stillgelegt.