Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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26.01.2010
Der SPIEGEL befand, "Das wahre Leben" sei "eine würdige deutsche Antwort auf American Beauty". So in etwa kommt das hin. Das Ensemble insgesamt ganz großartig (sogar Frau Rieman kann tatsächlich anders als kuhäugig gucken), Tragik und Komik nah beieinander, immer tempo- und geistreich. Für den damals erst 30-jährigen Schweizer Regisseur Alain Gsponer ("Lila, lila") eine erstaunlich reife Arbeit. Und nachdem ich mich neulich erst über das schwachsinnige Buch von "12 Meter ohne Kopf" aufgeregt habe, muss ich Matthias Prachts Arbeit (zusammen mit Alex Buresch) an "Das wahre Leben" umso erstaunter würdigen.
"Das wahre Leben" ist (gottlob) nicht das wahre Leben, aber ein über weite Strecken im besten Sinne dick aufgetragener, großartiger Film.
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21.01.2010
Der Norweger an sich ist entweder Pullover oder ein trunksüchtiger depressiver Einzelgänger. So kennen wir das. "Nord" tut nichts, dieses Klischee zu widerlegen. Das aber so gut, dass die eingestreuten absurden Szenen überaus erfrischend wirken und der ganze Kinosaal aus "vollem" Halse lachen kann.
"Nord" ist ein minimalistischer Film, für den man etwas Zeit mitbringen muss. Jomar durchquert das verschneite Land auf einem Schneemobil wie einst Alvin Straight auf seinem Rasenmäher. Und das dauert naturgemäß eine Weile.
Der Country-Soundtrack untermalt die 78 Filmminuten bis zum wunderbaren Schlussbild.
Empfehlenswert für Genießer.
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06.01.2010
Was soll man von einem Film halten, der optisch auf Mittelalter macht und akustisch auf cool getrimmtes 2009? Wie passen der um 1360 geborene Seeräuber Klaus Störtebeker, sein Freund Gödeke Michels und deren (See-)Mannen zusammen mit Ausdrücken wie "Außenhandelsdefizit", "Spacken", "Schmerzensgeld" und "Männergruppe?
Frage 1: Nix. Frage 2: Gar nicht.
Der 2005 gedrehte TV-Zweiteiler über Klaus Störtebeker (mit Ken Duken) krankte hauptsächlich daran, dass er trotz stattlichem Budget in vielen Szenen "billig" und entvölkert aussah. "12 Meter ohne Kopf" von Sven Taddicken, der immerhin mit "Emmas Glück" schon einen sehr guten Kinofilm vorgelegt hatte, krankt bei einem verballerten Budget von 6 Millionen vor allem an einem grottenschlechten Buch.
Ronald Zehrfeld in der Hauptrolle hätte sogar optisch einen ganz passablen Störtebeker abgegeben und unter den Darstellern der Schiffsmannschaft kann man passende Typen finden. Aber was sollen die schon gegen unterirdische Dialoge (Drehbuch: Matthias Pacht) und eine Handlung ohne Höhepunkte ausrichten? Auch scheint mir der Autor das Prinzip der Likedeeler nicht verstanden zu haben: Warum Störtebeker als eine Art "Robin Hood der Meere" zur Legende wurde. (Wollten die Macher nur das Piratengenre neu interpretieren, warum vergreifen sie sich dann an einer quasi "historischen" Figur?)
Stattdessen: Sinnkrise unter Milchbubi-Piraten. Friesen in Krisen. Und das noch nicht einmal selbstironisch. Auf flapsig gemacht und dabei doch ungeheuer verkrampft wirkend. Der vieldutzendfach wiederholte Schlachtruf "Fick die Hanse!" mag so gar nicht zünden. Diese Raufen-und-Saufen-Plattitüde in über 100 Minuten geht wohl sogar an der postpubertären Zielgruppe vorbei.
Der deutsche Kinofilm hat sich 2009 gleich dreimal mit großen Stoffen an das Mittelalter gewagt: "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen", "Die Päpstin" und "12 Meter ohne Kopf". Dreimal ging das gründlich schief, am schiefsten aber bei den heimischen Piraten.
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21.12.2009
Möchte unter "Schlimm" der Vollständigkeit halber noch "12 Meter ohne Kopf" nachtragen.
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16.12.2009
Viele Filme habe ich auch 2009 wieder verpasst. Aber aus denen, die ich im Kino gesehen habe, stechen die folgenden hervor:
BESTER FILM: Das weiße Band
BESTE KOMÖDIEN: Der Knochenmann, Salami Aleikum
BESTER BLOCKBUSTER: Inglourious Basterds
BESTE ANIMATION: Oben
BESTES COMEBACK: Mickey Rourke in "The Wrestler"
ÜBERRASCHUNGSFILM DES JAHRES: (500) Days of Summer
SCHLIMM: Vision ? Aus dem Leben der Hildegard von Bingen, Die Päpstin
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16.12.2009
Ach nee, öde fand ich "Tannöd" nicht. Anstrengend war's, was aber an dem Münchner Kino lag, in dem ich den Film sah: Das Bild war eindeutig "Tannöd", der Ton aber Weltuntergang "2012" aus dem Saal nebenan.
Nachdem "Tannöd" als Roman eher unkonsumierbar sein soll (was man so hört), fand ich den Film ziemlich gelungen. Sogar spannend. Und die Bild-/Farbsprache nicht schlecht. Über den Einsatz der vielen eher unbekannten Darsteller konnte ich mich richtig freuen. Monica Bleibtreu noch mal zu sehen, war schön. Frau Jentsch blieb da eher blass.
Und wie das Sauerland den dunklen bayerischen Wald dargestellt hat, verdient unser aller Respekt!
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16.12.2009
Ein lustiger Film, streckenweise im guten Sinne albern. Kurzweilig, vergnüglich. Nichts Bahnbrechendes. Ein große-Jungs-Film. Nicht mehr und nicht weniger. Wobei nicht die Körpergröße gemeint sein kann.
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08.11.2009
Meine Stadt scheint der Medienhype um "This is it" völlig kalt zu lassen. Zum Starttermin wollte mir noch das Frühstücksfernsehen sämtlicher Kanäle erzählen, der Sturm auf die Kinos ginge jetzt aber so was von los. Als ich selbst dann kurz darauf in selbigem saß, verirrten sich außer mir noch ca. 15 andere Leute in den Film.
Dabei muss ich für "This is it" hier mal kurz die Lanze brechen: Es ist ein sehenswerter Film. Vorausgesetzt natürlich, man mag Michael Jackson. Sicher wäre so was wie "This is it" nicht in die Kinos gekommen, wäre der gute Mann nicht gestorben. Aber schade wäre es gewesen. Hier kann man einem Genie beim Arbeiten zusehen. Jemandem, der ganz genau wusste, wie alles auszusehen und zu klingen hat, damit es perfekt ist. Man bekommt eine ganz, ganz leise Ahnung vom notwendigen Aufwand an Mensch und Material, Schweiß, Herzblut und Kreativität, Zeit und Geld für eine Bühnen-Großproduktion. Davon abgesehen gibt es natürlich viel Musik und Tanz zu hören und zu sehen. Im Probenoutfit zwar, aber doch 100 % zum im-Kinosessel-mitwippen und -schnippen geeignet.
Künstlicher Hype hin oder her - es wäre schade gewesen, wenn es diese Dokumentation fern von Tragik und Triumph eines MJ nicht gegeben hätte.
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03.11.2009
Nur auf den ersten Blick eine der üblichen Boy-meets-Girl-Liebeskomödien.
Sehr erfrischend und unkonventionell kommt "(500) Days of Summer" daher. Entzückende Hauptdarsteller, toller Soundtrack, viele schöne Ideen.
Am besten reingehen, ohne vorher was darüber zu lesen!
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22.10.2009
Ich weiß gar nicht, ob man das über einen Sönke-Wortmann-Film überhaupt sagen darf. Noch dazu über einen, der so teuer war und in den so viele Institutionen Geld gepumpt haben. Aber für mich ist "Die Päpstin" ein ziemlicher Schmarrn. Gut gespielt (im Rahmen der Rollen-Vorgaben) und nett-konventionell gemacht, aber fies unglaubwürdig mit haarsträubenden Kitsch-Einlagen und noch haarsträubenderen Zufällen.
Jetzt kann ich gar nicht richtig mitreden, weil ich die Romanvorlage nicht gelesen hab. Mag sein, dass das alles schon so geschrieben steht. Dann wollen es die Millionen Leser sicher so sehen. Aber für mich ist das nix, nicht mal als Märchen.