Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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02.05.2009
Erwartet hatte ich einen durch und durch polemischen Film. Weil das angesichts des Themas sehr einfach ist. Nicht, dass ich mich in einem solchen nicht ebenfalls prächtig amüsiert hätte, aber - lucky me - ein bisschen mehr an Information und netten kleinen Absurditäten hat Bill Maher schon zu bieten.
Klingt abgedroschen, ist aber so: Da wundert sich West-Europa mal wieder, was in den USA so alles möglich ist. (Die gezeigten Europäer sind im Gegensatz dazu extrem relaxt.) Bibelpark, millionenschwere Prediger und hochrangige Politiker, die die wortgetreue Auslegung der Bibel propagieren ... davon sind wir hier nicht nur kilometermäßig weit entfernt. Gott(!) sei dank, möchte man sagen.
Ein bisschen seltsam ist da das Film-Ende. Aha, Bill Maher hat also auch eine Mission. Ob man das nun aufgepfropft oder löblich findet: Es geht am Ziel vorbei. Sein Film wird niemanden bekehren, sondern bestenfalls die einen aufregen und die anderen belustigen.
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02.05.2009
Sagen wir mal so: Ich hatte schon mehr Spaß im Kino.
Vielleicht funktioniert es einfach nicht, einen gewissen Wortwitz der Romanvorlage in einen Film zu übertragen. Bei der Verfilmung von "Fleisch ist mein Gemüse" von Studio-Braun-Kollege Heinz Strunk gab es wenigstens noch einige echt schräge Typen zu sehen. Die Bildwerdung von Rocko Schamonis "Dorfpunks" ist einfach nur brav und bieder. Ein bisschen so wie der leicht naturstoned grinsende Hauptdarsteller Cecil von Renner.
Regisseur Lars Jessen hat die 80-er Jahre schon mal deutlich besser illustriert: In "Am Tag, als Bobby Ewing starb".
Die Geschichte vom letzten Sommer vor dem Erwachsenwerden, egal ob in den 50-ern, den 80-ern oder heutzutage, neudeutsch "Coming of age", wurde schon tausend Mal erzählt. Da wären ein paar frische Ideen schön gewesen.
Siehe auch:
-> "Am Tag als Bobby Ewing starb" (2005) von Lars Jessen
-> "Fleisch ist mein Gemüse" (2008) von Christian Görlitz
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24.03.2009
{Hilfe, was ist denn Joan Cusack zugestoßen?! Hat sie außer den letzten Botox-Spritzen auch das Essen vergessen? Ersteres wäre verzeihlich, Letzteres sieht dagegen nicht schön aus.}
"Shopaholic" ist leider nur ein weiterer Film aus der unendlichen Serie "Der Prada-Teufel hat Sex in der (New Yorker) City". Für eine Komödie nicht lustig genug, für eine Konsumkritik viel zu oberflächlich. Als Mixtur aus Beidem einfach nur überflüssig.
Die heutige Quarks & Co.-Sendung zum Thema "Einkaufen" war da erhellender.
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23.03.2009
Das ist schön, dass ganz Mumbai aus dem Häuschen und den Hütten ist, weil "Slumdog" so viele Preise gewonnen hat. Es ist auch schön, dass ein britisch-amerikanischer Film aus Indien im Gegensatz zu indischen Filmen aus Indien die Gesellschaft nicht nur in ihren bunten, schillernden Farben zeigt. Das hat Florian Gallenberger vor wenigen Jahren in "Schatten der Zeit" übrigens auch schon getan, ohne dass ihm so viel Aufmerksamkeit dafür zuteil wurde.
Bei Licht betrachtet ist "Slumdog Millionär" aber doch "nur" ein sehr konventioneller Film. Einer, der das Hollywood-Schema-F einer Aufsteiger-Geschichte mit dem Bollywood-Schema-F der schicksalsgegebenen, niemals endenden großen Liebe vereint.
"Nur" in " ", weil ein konventioneller Film ein guter Film sein kann. Dagegen ist gar nichts zu sagen. Allein den Hype verstehe ich gerade nicht. "Slumdog Millionär" ist ein hübsches Märchen mit ein paar eingestreuten krassen Szenen. Alles wenig originell: Jeder Typus, jeder Handlungsstrang - alles schon vielfach da gewesen. Die Handlung ist zu jeder Zeit vorhersehbar. Die rasante Veränderung der indischen Gesellschaft ist in jedem n-tv "Auslandsreport" besser beleuchtet.
-> Siehe auch "Schatten der Zeit" von Florian Gallenberger
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23.03.2009
Hier komme ich mir im Kino schrecklich voyeuristisch vor. Beobachte ich doch ein Wrack, einen Freak, einen echt kaputten Typen. Randy ?The Ram? Robinson und sein Darsteller Mickey Rourke scheinen eins zu sein. Und das ist das Faszinierende. Keine Ahnung, was zwischen "Angel Heart" und "The Wrestler" mit Rourkes Körper passiert ist. Aber gesund sieht das nicht aus.
"The Wrestler" wäre aber nicht so großartig wie er nun mal ist, wenn es bei der bloßen Freakshow bliebe. Jeder Schlag, den Randy einstecken musste ? Show oder nicht ?, tat mir beim Zusehen weh. Man fühlt mit, man leidet mit, ohne dass die Geschichte in rührseligen Kitsch abdriftet. Rourke ist großartig. Neben dieser enormen körperlichen Präsenz hat mich am meisten die Stimme, die Sprache, die Art zu sprechen (im O-Ton) überrascht.
Der mit kleinem Budget gedrehte Film ist ein ganz großer. Unbedingt ansehen!
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14.03.2009
Vorlage für den Film mit dem Titel "Defiance", zu Deutsch "Trotz", lieferte das Buch "The Bielski Brothers: The True Story of Three Men Who Defied the Nazis, Saved 1,200 Jews and Built a Village in the Forest". In den USA erschienen umreißt es im Groben auch schon die hier erzählte Geschichte. Allein dieses bislang unbekannte Kapitel des Zweiten Weltkriegs ans Licht zu bringen, ist ein großer Verdienst des Buches und nun, mehr noch, auch des Filmes von Edward Zwick ("Blood Diamond"). Ob die Umsetzung gelungen ist, ist eine ganz andere Frage. Ich tendiere zu einem entschiedenen "Ja, aber ..."
In der vor einiger Zeit gesehenen Originalfassung des Films wird Englisch gesprochen. Englisch mit starkem polnischem Akzent. Hauptakteure sind britische und amerikanische Schauspieler, Kinostars. Das geht in Ordnung, wenngleich unbekannte Gesichter der Authentizität sicher dienlicher gewesen wären. Liev Schreiber kann überzeugen, Jamie Bell fällt nicht weiter auf, aber auf Daniel Craig weiß ich mir keinen rechten Reim zu machen. Mir scheint, er ist bereits in die James-Bond-Falle getappt. Craig auf einem Schimmel feldherrengleich durch das Camp reitend und Pathos blasend setzt dem Ganzen da nur die Krone auf.
Es laufen allerhand Klischeegestalten durch die jüdische Waldgemeinde. Eine grobe Vereinfachung, wird doch nicht weiter groß auf Einzelschicksale und tiefere Charakterisierung der Figuren eingegangen. Obwohl in 137 Minuten Zeit genug gewesen wäre.
Auch die Bedrohung durch die Nazis bleibt über weite Strecken diffus. Was passiert also in reichlich über zwei Stunden FIlm? Ein Kriegsfilm mit mächtig viel Krawumm ist es auch nicht. Es gibt ein bisschen Partisanen-Kampf, kalte Winter, Block-Häuslebau, Nahrungsknappheit, Zwischenmenschliches. Und ganz, ganz viel Bruderzwist. Die beiden Ältesten der Bielski-Brüder (Craig, Schreiber) haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, ob und wie man Deutsche und Kollaborateure bekämpfen sollte.
In einer Flut von Filmen, die zur Nazi-Zeit spielen, ragt "Defiance" schon wegen des interessanten Themas heraus: Es gab also doch jüdischen Widerstand. Handwerklich ist er sehr gut gemacht, der Score von James Newton Howard ist einer seiner besseren und Joshua Bell fiedelt meisterlich dazu.
Einfach mal anschauen gehen.
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10.03.2009
Angesichts der wichtigen Themen, für die Harvey Milk stand, ist es doch ein erstaunlich uninteressanter Film. Ich bin mir nicht so sicher, warum. Vielleicht ist es die Dramaturgie, vielleicht schlicht und ergreifend Milk selber. Der (in der Darstellung von Sean Penn) ist mir über die 2 Stunden nämlich weder besonders sympathisch noch unsympathisch. Er bleibt mir ziemlich egal. Natürlich wünsche ich mir zusammen mit den anderen Besuchern im Kinosaal, dass die Christen-Fundis um Anita Bryant mit ihren vor-mittelalterlichen Ansichten unterliegen, aber "Mitfiebern" ist anders. "Bewegen" auch.
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03.03.2009
Da musste Comedy-Star Mario Barth natürlich nachziehen: Die Kollegen Atze Schröder und Ausbilder Schmidt haben einen Kinofilm gemacht, da kann "Kennstekennste" Barth nicht anders als auch einen zu drehen.
In einer Story, die sich Barth vermutlich selber nicht glaubt, ist er hier an der Seite des Comedians und Co-Autoren Paul Panzer alias Medienpädagoge Dieter Tappert in gleich mehreren Rollen zu sehen. Da sie allesamt schlimmste Entgleisungen darstellen, sei sich hier auf Hauptfigur Paul beschränkt, ein erfolgloser Comedian, der dem Ruhm zuliebe (fast) die Freundschaft zu Kumpel Hotte (D. Tappert) opfert.
Nun ist es ja noch gar nicht so lange her, dass Barth vor 6 Zuschauern spielte und über die Klein(st)kunstbühnen tingelte. Und ich gebe offen zu, dass das für mich so hätte bleiben können. Insofern bin ich gar nicht die Zielgruppe von "Männersache".
Wenn ich dem Film irgendwelche Qualitäten attestieren sollte, so fielen mir keine ein, außer vielleicht, dass Michael Gwisdek als Vater der Hauptfigur wie eigentlich immer eine sehr gute schauspielerische Leistung abliefert. Jürgen Vogel und Michael Brandner spielen seltsam unterbelichtet, Anja Kling musste scheinbar noch schnell die Miete zahlen, Tappert ist Tappert.
"Männersache" ist zu 100% pointenfrei und stinklangweilig. Eine Zeitverschwendung erster Güte und Geldvermehrungsmaschine für Deutschlands überschätztesten Komiker.
Achsoja: Die Zielgruppe wird's daher um so mehr lieben.
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28.02.2009
Gerade fragte ich mich, ob der Film in Amerika wohl eine halbe Stunde kürzer ist. Wegen "sehr viel nackter Haut" und so. Ist er aber gar nicht.
Nachdem die beiden Turteltauben Hanna Schmitz (Kate Winslet) und Michael (David Kross) ein paar Wochen lang ihren Waschzwang ausgelebt und die Liebe dann mit dem Bade ausgechütten haben, wird "Der Vorleser" sogar richtig spannend und die Geschichte kommt in Fahrt. Dass und warum allerdings diese erste Liebe in Michaels Leben so prägend, ja traumatisierend, gewesen sein muss, kommt nicht recht raus. Seine starken Schuldgefühle, von denen im Zusammenhang mit der Buchvorlage die Rede ist, werden im Film so weit vernachlässigt, dass sich der Zuschauer, der das Buch nicht gelesen hat, manches selbst zusammenreimen muss.
Es bleiben einige Fragezeichen nach dem Film, andererseits ging mir am nächsten Tag auch noch das eine oder andere "Ach so" durch den Kopf. Will heißen: Eine Wirkung erzielt "Der Vorleser" allemal.
Über Kate Winslet muss man nichts mehr sagen. Und David Kross spielt wirklich gut. Wer hätte das gedacht nach so einem Flachpfeifen-Murks wie Bucks "Knallhart"? (Ich nicht.) Leider könnte der Sprung vom jungen Michael (Kross) zum alten (Ralph Fiennes) größer und unglaubwürdiger nicht sein.
Ansonsten kommen im Film noch mein alter ITT-Cassettenrekorder (den hatte ich wirklich lange nicht gesehen) und eine Vielzahl deutscher bzw. deutschsprachiger SchauspielerInnen zum Einsatz. Manche werden in Erinnerung bleiben (Bruno Ganz, Burghart Klaußner), manche wegen Beliebigkeit der Nebenrollen-Besetzung nicht (Alexandra Maria Lara, Jürgen Tarrach, Matthias Habich, Hannah Herzsprung, Karoline Herfurth, Susanne Lothar, Fabian Busch, Marie Gruber und andere).
Anschauen lohnt auf jeden Fall, optisch ist es ein Film für die große Leinwand. Inhaltlich gibt der Roman vermutlich deutlich mehr her.
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24.02.2009
Da rennt ein Mann durch die Sächsische Schweiz. Es kommt ein Pick-up. Na gut. Der hat ein amerikanisches Kennzeichen. Wahrscheinlich verfahren. Und bringt den total Entkräfteten auf eine Lichtung, wo ein original amerikanisches Farmhaus samt Stall steht. Jetzt wird's strange. Und das nicht nur, weil immer wieder die so typische wie grandiose ostdeutsche Landschaft in den Mittelpunkt rückt und im Wald eben dort die böse Hexe wohnt.
Man fragt sich, was Hollywoodstars wie Brendan Fraser, Ashley Judd und Viggo Mortensen in das krude Kammerspiel zwischen platter Symbolik, religiösem Wahn und schwüler Erotik verschlagen hat. Antwort: Alle drei warteten 1995 noch auf ihren Durchbruch. Und wäre es nach "Darkly Noon" gegangen, hätten zumindest die beiden Herren auch noch sehr lange darauf warten könnten. Denn Fraser gibt den weltfremden, fundamental-christlich erzogenen Naivling als tumbes Riesenbaby mit nur einem einzigen Gesichtsausdruck in 100 Minuten und Mortensen agiert richtiggehend lustlos und uninspiriert. Frau Judd darf wenigstens in warme Farbfilter getaucht sexy vor sich hin schwitzen.
Wie nennt man so was? B-Picture oder doch eher D- oder E-Picture?!
Halleluja!
Übrigens sind die Infos in der Übersicht zum Film falsch. Es handelt sich um eine amerikanisch-deutsche Produktion mit der folgenden Besetzung: Brendan Fraser, Ashley Judd, Viggo Mortensen, Loren Dean, Grace Zabriskie