An Education
GB 2009, Laufzeit: 100 Min.
Regie: Lone Scherfig
Darsteller: Carey Mulligan, Peter Sarsgaard, Dominic Cooper, Rosumund Pike, Alfred Molina, Cara Seymour, Matthew Beard, Emma Thompson, Olivia Williams, Sally Hawkins
unglaubwürdig und langweilig
Biggi (153), 24.03.2010
Der Film fängt langweilig an, geht unglaubwürdig weiter und hört noch unwahrscheinlicher auf.
Jenny, zugegeben ein süßes Mädel, fällt auf einen älteren großzügigen Mann herein mit allem was dazu gehört. O.k. das gibt es, habe ich auch schon erlebt. Aber irgendwann wacht man auf, oder die Eltern schieben einen Riegel vor. In den 60er Jahren war die Erziehung sehr streng, mit dem Ziel, "sich nicht zu vergeben, sich rar zu machen" und jungfräulich in die Ehe zu gehen, zumindest in die feste Bindung, die zur Ehe führt, sanktioniert durch die Verlobung.
Die Eltern hier lassen sich vom großen Gehabe des Verführers einlullen und wachen nicht auf, auch nicht als es brennt, jedenfalls nicht durch Verstandesgabe. Die Mutter lässt sich schmeicheln, o.k., hat meiner Mutter auch gefallen, der Vater ist eine Comicfigur, die dämlich grinsend abnickt und sich nicht blamieren will. Der Versorgungsgedanke war damals stark, doch mit 17 waren und sind doch noch andere Dinge wichtig, Schule fertig machen, etwas zu Ende bringen und damals meinetwegen sich hausfrauliche Fertigkeiten zulegen. Aber dass Eltern einen Abbruch der Schule, die immerhin auf ein Studium in Oxford angelegt war, befürworten, ist an den Haaren herbeigezogen. Damals hieß das: Ausarrest, bis der Galan aufgegeben hat oder warten bis man volljährig ist und selbst entscheiden kann (so lange du deine Füße unter unseren Tisch streckst...). Natürlich gab es auch da Hintertürchen, doch nicht mit Einstimmung der Eltern, zumindest in der bürgerlichen Gesellschaftsschicht.
Ich fand den Film trotz der ansehnlichen und gut schauspielernden Jenny schlecht und kann nur abraten, selbst an einem regnerischen Sonntag Nachmittag!!
Sehr ärgerlich.
suso (1), 10.03.2010
Was soll uns dieser Film sagen? Ich habs nicht herausgefunden - es wurden schließlich nur die alten Kamellen wieder hervorgeholt.
Echt überflüssig.
Laute versus leise Freuden
Annalotta (1), 09.03.2010
Es gibt diese Filme: Man sieht die erste Szene, und man weiß: Dieser Film wird einen packen, der Funke springt sogleich über. So ging es mir bei ?An Education?. Vom ersten Moment an war ich gefesselt. Warum? Weil mich die Musik, die Schauspieler, die Dialoge, das Setting in ihren Bann zogen. Der Film spielt in den 60er Jahren, und diese Zeit wird glaubhaft vermittelt ? und doch ist es eine frischere, buntere, modernere Version der 60er Jahre, als die Wirklichkeit sie zu bieten hatte; vielleicht liegt darin der Zauber? Nehmen wir zum Beispiel das Lied ?No smoke without Fire? ? herrlich, wie sich da eine Frauenstimme ganz im Stil der damaligen Zeit dem Liebesschmerz hingibt. Und dann, was sehe ich im Abspann? Duffy hat hier gesungen, fünf Jahrzehnte später. Macht aber nix, im Gegenteil: macht es vielleicht sogar schöner.
Und die Handlung? Die überzeugt. Ein strebsames junges Mädchen, zufrieden mit den leisen Freuden des Lebens ? Bücher, Bildung ? trifft auf einen charmanten Lebemann, der ihr die lauten Vergnügen ? Glitzer & Glamour ? schmackhaft macht; und plötzlich sind die bisherigen Freuden schal. Zumal sich die Frage stellt: Wozu eigentlich all die Bildung? Was lässt sich denn mit einem Universitätsabschluss für eine Frau in den 60er Jahren so Aufregendes anstellen? Lehrerin ? das ist das einzig realistische Ziel, und das ist nicht sehr verlockend. Ist es da nicht viel sinniger und stimmiger, das pralle Leben zu genießen?
Der charmante Lebemann ist jüdisch, ein Detail, das mich zu Beginn des Films zu der Annahme verleitete: Dann kann er ja kein schlechter Kerl sein. Denn das gibt es nicht, in heutigen Filmen (abgesehen in denen von der üblen Sorte): dass die einzige jüdische Person ein schlimmer Finger ist. Zu recht ? denn das würde nur den leider immer noch herumwabernden Antisemitismus bedienen. Dieser Film wagt es aber dann doch. Was ich irgendwie gut finde, denn erstens wird durch das Jüdischsein dieser Person sehr schön der latent existente Antisemitismus im England der 60er Jahre vorgeführt, und zweitens sind natürlich nicht alle Juden edle Menschen, sondern genauso facettenreich wie Christen auch, logisch. Und was ich trotzdem irgendwie auch nicht gut finde, denn: Der Jude ist mal wieder der gewissenslose Geschäftsmann. Und damit werden halt doch wieder Klischees bedient und die Ewiggestrigen sehen sich in ihren dumpfen Vorurteilen bestätigt.
Nun, unser englisches Mädel kriegt dann schließlich doch noch die Kurve und findet zurück zu Büchern und Bildung; der charmante Lebemann wird als hohler Geck entlarvt. Das ist gut. Und doch wird die Frage nicht beantwortet: Wozu das alles? Und das ist auch gut, denn schnelle Antworten auf komplizierte Fragen hinterlassen leicht einen schalen Nachgeschmack.
Currywurst mit Zimt
Unser (26), 27.02.2010
Manche Dinge sehen aus wie eine todsichere Erfolgsgeschichte und gehen dann doch in die Hecke. Das geht der jugendlichen Hauptfigur Jenny mit ihrem Schulabschluss so; und es gilt auch für die dänische Regisseurin Lone Scherfig mit diesem Film. Doch während Jenny letztlich doch noch die Kurve kriegt und dann gestärkt auf ihr eigentliches Ziel zusteuert hinterlässt der Film beim Zuschauer eine Enttäuschung, die nur schwer auf einen Punkt zu bringen ist.
An den Darstellern liegt es nicht, denn die machen ihre Sache sehr solide. Die 24-jährige Carey Mulligan als Jenny wirkt zwar für eine 16-jährige auch vor ihrem Abenteuer schon arg mitgenommen, entschädigt uns aber dafür mit einem reizenden Audrey-Hepburn-Look. Der Transfer in die Optik und Stimmung der 60er Jahre gelingt dem Film perfekt und das Drehbuch von Nick Hornby punktet erwartungsgemäß mit treffsicheren Dialogen. Warum kann ein Film mit diesen Zutaten nicht so recht begeistern ?
Die Geschichte des smarten und behüteten Mädchens, die in den Bannkreis des charakterlich und sexuell entwicklungsgestörten Hochstaplers David gerät, spielt den Sechzigern. Das muss wohl so sein, denn der Plot würde in Zeiten medialen Informationsüberflusses so nicht mehr funktionieren. Leider übernimmt der Film aber nicht nur die Optik, sondern auch die Erzählweise und Ästhetik eines Unterhaltungsfilms aus dieser Zeit. Was dabei herausgekommen ist sind hübsche Bilder zu einer arg doppelbödigen Geschichte, also so etwas wie eine Screwball-Comedy über Borderliner. Das ist wie Currywurst mit Zimt oben drauf. Beides ganz lecker, aber eben nicht zusammen. Immerhin hat der Film ein Happy-End, denn die ent-täuschte Heldin hat eine Menge gelernt. Das trägt sie dann in den Schusssätzen so spätpubertär borniert vor, dass man sich doch wieder fragt, ob es wahr ist.