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Don´t Come Knocking

Don´t Come Knocking
Deutschland 2005, Laufzeit: 125 Min.
Regie: Wim Wenders
Darsteller: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Sarah Polley, Gabriel Mann, Eva Marie Saint, Fairuza Balk, George Kennedy

Zwanzig Jahre nach PARIS, TEXAS arbeitet Wim Wenders wieder mit Sam Shepard als Drehbuchautor zusammen, der diesmal auch die Hauptrolle eines alternden Western-Stars auf der Suche nach seinem Ich selbst übernimmt. Howard Spence schaut auf eine dreißigjährige Karriere als Western-Star zurück, und die Tage seines Ruhms sind längst verklungen. Inzwischen sind es B- und C-Pictures, die er drehen muss und längst fragt er sich, was er in diesen gottverdammten 30 Jahren eigentlich geleistet hat. So wie er oft als Schauspieler mit dem Pferd gen Sonnenuntergang aus dem Film ritt, so verlässt er nun die Dreharbeiten auf der Suche nach sich selbst, nach seinen Wurzeln. Seine Reise führt ihn von Utah durch die mythische Landschaft Nevadas bis nach Elko, einer Art Mini-Las-Vegas für Durchreisende, wo er bei seiner Mutter Station macht, die er fast 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Sie erzählt ihm von einem vermeintlichen Sohn, den er haben müsste, und endlich begreift Howard Spence, was er eigentlich sucht. Seine Reise führt ihn weiter nach Butte, Montana, einer Kleinstadt, wo er nicht nur seinen ersten Film gedreht, sondern auch Doreen kennen gelernt hat, seine einzig wirkliche Liebe, wie er leider erst jetzt bemerkt. Hier steht er nun wirklich vor dem Show Down seines Lebens: Der Begegnung mit seinen Kindern, von deren Existenz er so lange nichts wusste und wissen wollte. Es ist eine Geschichte weniger Worte, für deren Präzision Sam Shepard verantwortlich ist, und großer Emotionen, die Wim Wenders mit beeindruckenden Bildern weckt. Erst einmal in Butte angekommen, befinden wir uns quasi in einem Bild von Edward Hopper: Wenders zeigt seine Protagonisten in Diners, Hotelzimmern, Wartehallen oder vor Hausfassaden. Er zeigt ihre Einsamkeit, ihre Verlorenheit und ihre Unfähigkeit, Kontakt mit ihrer Umwelt aufzunehmen. Er zeigt einen Vater, dessen Stolz es ihm verbietet, um Verzeihung zu bitten und einen Sohn, dessen Enttäuschung längst in Aggression umgeschlagen ist und der seine Gefühle nur noch in seiner Musik ausdrücken kann. Sie alle sind Getriebene, die ihrer Identität beraubt wurden und nun nach etwas suchen, was sie das ganze Leben vermisst haben, ohne es wirklich gemerkt zu haben. So gesehen ist DON'T COME KNOCKING nicht nur ein Familienfilm, sondern auch das Porträt einer Gesellschaft, die keine Nähe zulässt und sich dem kurzen und vergänglichen Erfolg verschrieben hat, der wenig Werte schafft, die unvergänglich sind.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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