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Esmas Geheimnis

Esmas Geheimnis - Grbavica
Österreich/ Deutschland/ Kroatien/ Bosnien 2006, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Jasmila Zbanic
Darsteller: Mirjana Karanovic, Luna Mijovic, Leon Lucev, Kenan Catic, Jasna Ornela Berry, Dejan Acimovic, Bogdan Diklic, Ermir Hadzihafizbegovic, Nada Djurevska, Ermin Bravo, Semka Sokolovic

Meine Meinung zu diesem Film

Geht unter die Haut...
SeBiG (30), 21.08.2006

Zum Inhalt des Filmes muss wohl nicht mehr viel gesagt werden.

Am tiefsten beeindruckt hat mich ein langer Cut gegen Ende des Filmes, bei dem die Kamera, nachdem es Sara gelungen ist, ihrer Mutter Esma das Geheimnis ihrer Herkunft zu entreißen, über die Gesichter einer Selbsthilfegruppe gleitet, die sich aus jenen Frauen zusammensetzt, die wie Esma Opfer der Massenvergewaltigungslager im Balkan-Krieg wurden.

Wäre dieser Film in einem anderen Genre beheimatet - sagen wir z.B. ein "Science-Fiction-Spektakel", würde man sich wahrscheinlich fragen, wo Jasmila Zbanic bloß all diese zerstörten Gesichter zusammengekratzt hat, von denen jedes einzelne allein mit seiner Physiognomie eine Geschichte erbarmungslosesten Leidens und absolutester Hoffnungslosigkeit erzählt.

Dieser Film ist kein Science-Fiction-Spektakel. Und der Umstand, daß in Bosnien für ein solches Werk eine entsprechende Auswahl an Komparsen zur Verfügung stand, spricht eine ebenso beredte Sprache wie der Umstand, daß er in Serbien nicht gezeigt werden darf.

Darüberhinaus versteht Zbanic es, mit den Details Ihrer Erzählung eine beklemmende Momentaufnahme der Gegenwart in Bosnien zu entwickeln, in die der Krieg bis heute seine Schatten wirft: Wenn Sara's Teenager-Freund auf die Frage, ob er wahnsinnig sei, weil er sie in ein Haus mitnehmen will, dessen Eingang durch Klebebänder abgespert ist, die vor Minen und anderen Altlasten des Krieges warnen, antwortet, er habe die Bänder selber hier angebracht, damit er wenigstens hier drin mal seine Ruhe habe. Wenn Esma, die jetzt in einem Nachtlokal kellnert, im Gespräch mit dem Leibwächter des Betreibers entdeckt, daß sie beide "vorher" mal studiert haben (sie Medizin, er BWL). Wenn die Gäste, die Esma bedienen muss, in Tarnuniformen auftreten und sich auf der Straße aus dem Auto heraus mit Spitznamen und Dienstgraden aus ihrer alten Einheit begrüßen.

Ebenso ergreifend: Wie es Mirjana Karanovic gelingt, das immer wieder gehörte, und doch unbegreifbare Phänomen, daß vergewaltigte Frauen die durch den Mißbrauch gezeugten Kinder trotz allem behalten, glaubwürdig darzustellen.

Ein wahrlich großer "kleiner" Film!

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