Es gibt 30 Beiträge von SeBiG
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18.10.2014
Das EINZIGE, was mir an dieser bildgewaltigen Hommage an ein (im Grunde genommen tot gerittenes) Genre nicht gefallen hat, war die Musik. Ein in aller Breite auf bekannte Referenzen anspielendes Werk hätte in jedem Fall auch einer musikalischen Begleitung vom Schmackes eine Ennio Morricone bedurft.
Obwohl die Macher von Salvation ansonsten alles richtig gemacht haben (das übliche Thema des Spaghetti-Westerns klug variiert – zu Beginn des Streifens denkt man noch "Tja, das war's ja wohl mit ellenlangem Rache-Epos!", aber da befindet man sich auf dem Holzweg... der Westen ist dreckig und gemein wie weiland bei Herrn Leone, die digital aufgeboosterten Landschaften sind glaubwürdig und Herr Mikkelsen macht, erst mal hinter dem Gewehrlauf, wie üblich seine der Rolle gerecht werdende "gute Figur", die sich hinter Wegmarken wie Clint Eastwood nicht verstecken muss), haben sie bei der akkustischen Untermalung gepatzt. Oder vielleicht stecken da auch die in Dänemark üblichen "Seilschaften" privater Bekanntschaften dahinter?
Wie auch immer – mit einem an die Größe des Genres anknüpfenden Soundtrack (wieso hat man Herrn Morricone nicht gleich selbst engagiert? Der gute Mann lebt ja schließlich noch!) wäre dieser Film perfekt – hat auf jeden Fall Lust gemacht, sich in dieses (wie gesagt: längst abgedroschene) Genre noch mal hinein zu verleben.
Bzw. es zu "revitalisieren" – viele Kniffe und Effekte der zeitgemäßen Cineastik (wie eine lebendige Kamera-Führung, episch ausgeleuchtete Szenarien und der moderate Einsatz von CGI) ermöglichen ein Arrangement der Bilder, das zu früheren Zeiten so nicht möglich gewesen wäre.
Darüberhinaus leistet auch der Cast um Herrn Mikkelsen beachtliches. Es hat große Freude gemacht, Jonathan Pryce die Schuhe eines Bürgermeisters, der gleichzeitig der Totengräber der Stadt ist, ausfüllen zu sehen. Eva Green glänzt in der Rolle der spröden Schönheit, der es aus "technischen Gründen" auferlegt ist, während des ganzen Filmes kein Wort sprechen zu dürfen. Und Jeffrey Dean Morgan überzeugt als brutaler Bösewicht, für den der eigene Wille das einzige Gesetz ist, an das es sich zu halten gilt.
Von dieser Art Western kann man wegen mir gerne noch ein paar Exemplare produzieren. Aber bitte: mit der passenden Musik! :-)
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13.08.2014
Die ersten anderthalb Stunden des Filmes sieht man dabei zu, wie die verstreute Familie Weston anläßlich eines unverhofften Todesfalles zusammenkommt - und sich mit Vorliebe vor allen Dingen gegenseitig fertig macht. Auch wenn das alles nicht gerade unspektakulär vonstatten geht, fragt man sich (als jemand, zu dessen vornehmlicher Abendunterhaltung es nicht gerade gehört, sich an Bosheiten und Niederträchtigkeiten sich nahestehender Menschen per sé zu delektieren), je länger das gegenseitige Abwatschen sich abspult, was für einen Sinn das haben soll, sich so etwas anzuschauen.
Natürlich stehen Darsteller aus der ersten Reihe der Hollywood-Riege wie Maryl Streep, Julia Roberts, Ewan McGregor, Juliette Lewis und Benedict Cumberbitch dafür ein, dass das ganze schlußendlich einen gewissen Zweck verfolgt (von einem Support-Cast wie Julianne Nicholson, Chris Cooper, Margo Martindale, Sam Shepard, Misty Upham und Abigail Breslin hervorragend supported).
Je mehr sich der Streifen jedoch seinem Ende nähert, um so klarer wird einem, dass der ganze "Trubel um ein vermeintliches Nichts" nichts anderes ist, als Aufbauarbeit. Aufbauarbeit für ein Ende, bei dem es *gewaltig* rumpelt.
Wiedermal ein gelungenes Sittengemälde über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" (und was dabei rumkommt, wenn man dem "American Way of Life" huldigt).
Und darüberhinaus ist eine Freude, in die Jahre gekommenen Darsteller(innen) wie Maryl Streep und Julia Roberts dabei zu zu sehen, wie sie der Kultur-Menschheit zeigen, dass man als Schauspielerin, die des faltenfreien Gesichts und des straffen Körpers verlustig gegangen ist, richtig was auf dem Kasten haben kann.
Daher uneingeschränkt empfehlenswert! :)
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15.08.2012
Schleinzer feiert mit seiner Regiearbeit ein Fest der Reduktion. Die wesentlichen Dinge drückt der Film eben dadurch aus, dass sie *nicht* gezeigt werden.
Die Schnitte sind bis zur letzten Szene präzise so platziert, dass der Zuschauer sich die Elemente, mit denen eine Geschichte überlicherweise "erzählt" werden müsste, vor dem inneren Auge selber erzählen muss. Und das funktioniert über die Gesamtdauer des Filmes bemerkenswert gut - die Imaginationskraft wird zu keinem Zeitpunkt überfordert.
Markus Schleinzer schlägt durch dieses "Weglassen des Wesentlichen" (??) gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Er verzichtet darauf, die Botschaft seines Filmes durch unappetitlichen Voyeurismus zu transportieren – gleichzeitig wird das Entsetzliche dadurch, dass es nicht gezeigt wird, um genau den Faktor gesteigert, zu dem jeder einzelne Zuschauer entsprechend seiner Vorstellungskraft wohl noch gerade so fähig ist.
Der Blickwinkel des Films konzentriert sich dadurch mit geradezu schmerzhafter Tiefenschärfe auf seine Figuren – durch das Brennglas über der alltäglich-stillen Oberfläche von Michael und das ebenso nur an der Oberfläche schweigsame Leiden seines Opfers wird das Unfassbare für den Zuschauer in beinahe unerträglicher Weise begreiflich gemacht: Dass der Focus des Films nicht darauf gerichtet ist, was die Menschen TUN, sondern auf dem, was es für sie BEDEUTET.
Und das gelingt. Meisterlich.
Bestimmt kein Film für einen unterhaltsamen Abend – hinsichtlich des Ausreizens cineastischer Stilmittel hat Schleinzer seinen Lehrer Haneke in meinen Augen mit "Michael" bereits übertroffen.
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06.06.2012
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ACHTUNG! SPOILERWARNUNG!
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...als die Credits von unten hoch kamen, dachte ich mir: "Toll. Und wer bitteschön soll daran Interesse haben, sich die geballte Ladung Sinn- und Hoffnungslosigkeit anzutun?"
Ich ging nach Hause, legte mich auf's Ohr - aber der Film liess mich nicht los. Und als ich beim Aufwachen noch ein bisschen zwischen den Decken döste, hatte ich es begriffen:
Ähnlich wie am Schluss von Ingmar Bergman's "Das siebte Siegel" ist "The Grey" eine Parade der verschiedenen Möglichkeiten, wie Menschen sterben. Für jeden ist es unvermeidlich, kaum einer kann es sich aussuchen, wie es geschieht. Es gibt unerwartete, schwere und unmerkliche Arten zu sterben, schreckliche, verzweifelte und unendlich dumme Arten zu sterben.
Der Charakter John Ottway, eindringlich verkörpert von Liam Neeson, erkennt am Ende seiner Reise, dass ihm eine Möglichkeit eingeräumt wird, die seine Kameraden zum größten Teil nicht hatten. Und er entscheidet sich dafür, aufrecht zu sterben - das ist auch die Bedeutung des Vierzeilers der dem Protagonisten von Beginn des Filmes an nicht mehr aus dem Kopf geht.
Und hierin entfaltet sich die - letzten Endes doch wieder positive - Botschaft des Filmes: Das Geheimnis menschlicher Größe liegt nicht darin, ob sich unsere Hoffnungen erfüllen oder ob wir ein angestrebtes Ziel erreichen. Es liegt in den Entscheidungen, die man trifft und der Haltung, mit denen man es versucht.
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14.05.2012
Ich finde ja - eigentlich! - dass man über Filme, deren Humor im Wesentlichen darauf fusst, dass Menschen mit Gesundheitsproblemen in Situationen vorgeführt werden, die beim Publikum für Erheitung sorgen, nicht lachen sollte.
Natürlich eignet sich keine Krankheit so sehr, eine Absicht wie diese dermassen zu konterkarieren, wie das Tourette-Syndrom - bei dem Betroffene in den unpassendsten Situationen Leute mit "Koprolalie" (und wieder ein neues Wort gelernt! ;-) bedenken. Dazu kommt, dass Regisseur Andi Rogenhagen bei der Handlung - im Interesse, schlussendlich alles zu einer überzeugenden Feel-Good-Mischung zusammen zu rühren - dramaturgisch teilweise mit dem ganz groben Spachtel arbeitet.
Trotzdem. Der Zweck heiligt die Mittel, und am Ende von "Ein Tick anders" hat man (zumindest hoffe ich das) viel über die Probleme und Sorgen von Menschen mitbekommen, die mit dieser Behinderung leben müssen - und kann vielleicht ein bisschen besser damit umgehen, wenn einem so etwas "da draußen im wirklichen Leben" begegnet.
Und zwar in unterhaltsamer, kurzweiliger und bemerkenswert leichter Form - die einen nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass ein junges Ding wie Jasna Fritzi Bauer (in ihrer ersten Rolle als Hauptdarstellerin und ihrem zweiten Film überhaupt) hier eine absolut bemerkenswerte schauspielerische Leistung abliefert!
Eine Szene, die eigentlich so unglaubwürdig ist, wie als Tourette-geplagtes Mädchen unter dem Schreibtisch eines zwielichtigen Ganoven zu sitzen, und es ausgerechnet in dem Moment mal hinzubekommen, nicht laut "Feuer! Überfall! Hitler!!" hervorzuplatzen, dermassen überzeugend zu spielen (vor körperlicher Anstrengung scheinen der Kleinen jeden Moment die Halsschlagadern zu platzen!), ist - neben all den anderen vermutlich auf genauer Beobachtung beruhenden und mit Liebe zum Detail gespielten Kleinigkeiten - wirklich eine schauspielerische Meisterleistung!
Ich denke, von dieser Debütantin dürfen wir noch eine Menge erwarten! :)
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09.09.2010
...ein Truppe von (zugegeben) allesamt ambitionierten und fähigen Darstellern rennt drei Stunden lang kreuz und quer durch ihre jeweilige verkorkste Existenz, merkt dabei kaum, auf wie absonderliche Weise sich ihre Wege dabei überschneiden - und am Ende regnet es Frösche!
Ich habe nicht wirklich verstanden, was dieser Film uns sagen soll (außer, dass wir mit der Vergangenheit abgeschlossen haben, aber diese evt. noch nicht mit uns).
Vielleicht will Paul Thomas Anderson den Zuschauer durch die Kombination von Bildern und Stimmung mit einem bestimmten Lebensgefühl in Beschlag nehmen? Das gelingt, und es ist kein positives Lebensgefühl. Auch damit läßt sich in meinen Augen leben. Ich persönlich habe es allerdings lieber, wenn cineastische Erlebnisse dieser Art am Ende irgendwohin führen...
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10.07.2010
Ich gebe zu: Am Anfang haben sie auch mich gekriegt mit dieser Produktion, in der das süsse kleine Mädchen auszieht, um mit dem bösen Kinderschänder abzurechnen. Hat ja auch einen gewissen Unterhaltungswert, worauf der Film vordergründig abzielt - sein Popcorn mampfend dabei zu zu schauen, wie ein Teenager-Mädel sich unverhohlen in dem Sadismus suhlt, seinem hilflosen Opfer den Spieß umzudrehen und dem mal so richtig einzuschenken, der sich ansonsten an seiner Spezies vergreift.
Je länger man sich in der Tiefe mit dem Treiben auf dem Leinwand auseinander setzt, um so deutlicher drängt sich einem die Frage auf: Was soll das hier bitteschön eigentlich sein? Das Rundum-Sorglos-Rezept für den "einzig richtigen" Umgang mit Pädophilen (kurz gesagt: Kastrieren, bis zum Nervenzusammenbruch quälen und anschliessend dafür sorgen, dass diese "Bestien" der Menschheit in Zukunft erspart bleiben)?
Die angebotene "simple Lösung" (suchen wir in diesen komplizierten Zeiten nicht alle händeringend nach "einfachen Lösungen"?), die Schiene, auf der dieser Film den Zuschauer enthemmt, ihm also jedwedes moralische Recht zuspricht, das Suuuuper zu finden, was er da gerade anschaut (schliesslich sind Kinderschänder im ausgehenden 20.sten / beginnenden 21.sten Jahrhundert ja DAS gesellschaftliche Abziehbild für "Das Böse" / "Das Unbegreiflich-Unerträgliche" / "Das, was auf JEDEN Fall bekämpft werden muss" schlechthin) kommt, liest man die einhelligen Meinungen zu diesem Film, beim Publikum gut an - funktioniert dabei aber letztendlich genauso eindimensional und unreflektiert wie die Propaganda, mit der autokratische Diktaturen ihre Untertanen auf das gerade gewünschte Feindbild einschwören: Dieses zu "entmenschlichen" und damit jede noch so unmenschliche Handlung, ihnen gegenüber zu rechtfertigen. So haben es die Nazis mit den Juden gemacht (und ihre Schergen hatten kein Problem mehr damit, diese in Massenvernichtungsanstalten wie Tiere zu behandeln, zu foltern und schlussendlich umzubringen) und so machen es die Führer der westlichen Industrienationen mit "dem neuen Erbfeind", dem sog. Terrorismus, zu dessen Ausrottung derzeit wirklich jedes Mittel recht ist.
Dabei ist es im Falle von "Hard Candy" wirklich ganz einfach, den hier wirksamen Mechanismus als Einladung zur post-feministische Lynch-Justiz zu enttarnen: Ein nicht unerheblicher Anteil von Kindesmissbrauch wird von Frauen begangen. Oh! Schade, funktioniert das hier angebotene Rezept zur "Entsorgung" des aufgedeckten gesellschaftlichen Mißstandes leider nicht mehr. Wieso denn nur? Weil (laut gesellschaftlich vorherrschenden Meinung) immer der Mann das Schwein ist, der Mann mit seinem bedrohlichen Penis, der Mann der sich aufdrängt, rücksichtslos gegen den Willen seines "Opfers" penetriert, klar, da hilft nur noch der Griff zu Schere...
Dabei geht es wirklich nicht darum, hier eine Lanze "Verständnis" für die Pädophilen zu brechen - dem einen oder anderen Zeitgenossen werden vielleicht aber doch irgendwo unangenehm die Vergleiche zu politischen Ereignissen der letzten Jahre in Deutschland einfallen, wo Mal um Mal die Sau "Kinderpornographie" durch's bundesdeutsche Dorf getrieben wird, um die neuesten, die Bürgerrechte immer weiter einschränkenden Gesetzesvorhaben der Machthaber zu rechtfertigen ("Terrorismus" als Rechtfertigung dafür, dass bundesdeutsche Strafbehörden uns in immer zunehmendem Maße überwachen, kontrollieren, in unserer Privat-Sphäre herumschnüffeln dürfen, hat sich irgendwann als nicht mehr ganz so glaubwürdige Rechtfertigung erwiesen); und genau da haben wir es wieder, das billige gesellschaftliche Abziehbild vom Kinderschänder, auf dessen Mühlen Filme wie "Hard Candy" eine ganze Schwimmbadladung Wasser kippt - denn zu der Ausrottung von SOWAS ist doch letztendlich wirklich jedes Mittel recht, stimmt's?
Nur so ganz am Rande: Deswegen sieht Ellen Page als Hayley wie alles mögliche aus - nur nicht wie der 14jährige Teenager, den sie darstellen soll. Deswegen darf Hayley - von der sich als Pointe gegen Ende herausstellt, dass sie sowas offensichtlich öfters macht - durch die Handlung stolpern und alle möglichen Fehler begehen, (schliesslich muss bei dem vorhersehbaren Ende ja irgendwo der Spannungsbogen her kommen) und bleibt ihrem Opfer trotzdem immer eine Nasenlänge voraus. Deswegen muss Patrick Wilson, der sich für die undankbare Aufgabe hat kaufen lassen, uns allen den Buhmann zu machen, wohl noch am meisten ob des pausenlos nervigen Gequatsches seines Gegenübers die Augen verdrehen, ist Hayleys Gesülze ohne Punkt und Komma zu den schrecklichen Untaten, die Jeff begangen hat, doch unbedingt notwendig, um uns wirklich jede Minute daran zu erinnern: "Hey, was ich hier mache, hat mit "political correctness" zwar absolut nichts mehr zu tun - aber der Typ hier hat schliesslich seine Menschenrechte verwirkt!"
...und wenn wir am Ende des Filmes alles satt-voyeuriert das Kino verlassen, sind wir alle furchtbar erleichtert, dass im Leben im Grunde genommen alles doch eigentlich "ganz einfach" ist, stimmt's?
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08.03.2010
Ohne irgendetwas zu erklären, stürzt Michael Haneke den Zuschauer in ein Endzeit-Szenario, in dem die Bande der Zivilisation zerrissen sind und der Mensch des Menschen Feind ist.
Die Bedrohung wird nicht namentlich genannt, dafür das Brennglas nur um so zielgerichteter auf die Protagonisten in einer Welt gerückt, in der sich jeder der Nächste ist, weil alles, was das zivilisierte Mensch einfach so als garantiert erachtet (die Grundversorgung mit Wohnung, Nahrung, Essen, Medikamenten), auf einmal nicht mehr gewährleistet ist.
Dabei hält sich Haneke, wie gesagt, nicht lange mit Erklärungsansätzen auf, sondern konzentriert sich auf die Charakterstudien der im Vordergrund agierenden Persönlichkeiten.
Ähnlich wie Bergmann in seinem "Siebten Siegel" charakterisiert, wie verschiedene Menschentypen mit der Unausweichlichkeit des eigenen Todes umgehen, sehen wir hier Akteure in unterschiedlichen Stadien des Verfalls von Menschenwürde, Gemeinschafts- und Mitgefühl, deren verschiedene Ansätze, die Katastrophe zu meistern, nichts anders wiederspiegeln als unterschiedlich "menschliche" Strategien, um das eigene Überleben zu sichern.
Ein durchweg düsteres Szenario, das an vorzivilisierte Zeiten erinnert - aber auch durchaus eine Lust für alle, die die Kälte und Wertelosigkeit unserer Zeit gering schätzen und dieser Form des Menschlichen Zusammenlebens die notwendige "Erschütterung" (wenn nicht gar den Zusammenbruch) wünschen.
Denn der besondere Reiz von Hanekes Inszenierung liegt natürlich darin, dass es nicht Steinzeitmenschen sind, die derlei Überlebenskampf gewohnt sind, sondern Menschen unserer Zeit, die sich auf einmal in eine entsprechende Zivilisationsstufe zurückversetzt sehen - und damit natürlich phsysisch wie psychisch durchweg überfordert sind.
Zur Kritik an dem Film lässt sich sagen, dass sich sicherlich eine größere Wirkung hätte erzielen lassen, wenn man mit einer größeren Dynamik, also Drastik, inszeniert hätte. Doch Haneke schwelgt geradezu darin, den Schwerpunkt auf die Hilflosigkeit und Verzweiflung seiner Figuren zu legen, die ob der Ausweglosigkeit der Situation und ihres eigenen Handels bisweilen wie gelähmt wirken.
Diese Lähmung überträgt sich somit gekonnt auf den Zauschauer - fesselt diesen mit bleiernen Ketten der Schwermut. Auch der Schwermut einer Erkenntnis, das es so wenig bedarf, um die Grundlagen unserer menschlichen Zivilisation restlos hinwegzufegen.
Das Beste, was sich über so einen Film sagen lässt, ist, wie gut es nach dessen Genuss tut, sich in das eigene warme Bett fallen zu lassen und sich in der Gewissheit zu suhlen, dass es einem HEUTE NACHT wenigstens sicher sein mag, dass MORGEN FRÜH wohl noch der Kaffee auf dem Tisch stehen wird... Und somit soetwas was eine gewisse Dankbarbeit für "Alltägliches" zu verspüren.
Und das ist ein Wert, der selten geworden ist den Zeiten unseres "immer mehr, immer mehr".
Für Cineasten, die sich an Endzeit-Szenarien wie Saramagos "Stadt der Blinden" erfreuen können, durchaus zu empfehlen. Wer sich im Kino lieber "unterhalten" lassen möchte, sollte von dem Film lieber die Finger weglassen.
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19.11.2009
Auch für Nicht-RAF-Interessierte die spannende Aufarbeitung eines prägenden Abschnitts deutscher Zeitgeschichte wie auch ein erstaunlich vielschichtiges Porträt der behandelten Akteure deutscher Politik.
Auch wenn der Film von Birgit Schulz nicht restlos aufdröseln konnte (dazu bedarf es sicher einer eigenen Doku), wie aus dem RAF-Verteidiger Schily der schärfste Innenminister-Hund seiner Zeit (SSchäuble kam ja erst später) geworden ist, so wird doch zumindest deutlich, wo der Mann seine "Kontinuität" sieht (auch wenn er da vermutlich, verglichen mit den restlichen 82 Mio. Einwohnern der Bundesrepublik, ziemlich alleine da steht ;-).
Dass Herr Mahler inzwischen für die Rechtsradikalen trommelt, das wursste ich gar nicht - ebenso wie die meisten an der Thematik Interessierten ist das nicht die Szene, an deren personellem Auf und Ab ich wirklich aktiv Anteil nehme. Auf jeden Fall kann ich von der Regisseurin in der StadtRevue getätigten Aussagen nachvollziehen, dass es sie überrascht hat, dass der Mann wirklich intelligent ist und es viel zu eindimensional wäre, ihn auf diese "Rolle" zu reduzieren - auch wenn man sie beileibe nicht aus den Augen verlieren darf!
Dass Herr Ströbele sich und seinen Wurzeln weitestgehend treu geblieben ist, überrascht sicherlich niemanden - trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) sind seine Ausführungen zu der Zeit, der sich der Hauptstrang der gemeinsamen Geschichte des Anwalttrios entwindet, sicherlich am authentischsten.
Ein absolut empfehlenswerter Film!
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05.11.2009
Zwar gelingt es Herrn Allen sehr schön (wie er es sich auch zum Ziel gesetzt hat) die traditionellen Elemente von Tragödie und Komödie in der darstellenden Kunst bis zur Unkenntlichkeit miteinander zu verquirlen (wovon die Stimmung des Filmes auch nachhaltig profitiert; über weite Strecken der Handlung weiss man nicht, ob man sich über Colin Farrell und Ewan McGregor einfach nur kaputtlachen oder weinen soll) - aber ein klassischer Schluss, in dem wie weiland bei Hamlet alle Akteure tot in der Ecke liegen, stellt heute niemand mehr zufrieden; der Mensch des 21.sten Jahrhunderts will daran glauben, dass es andere Lösungen geben muss!
Allen hier geposteten Unkenrufen über diesen Streifen zum Trotz war doch die musikalische Untermalung vom Herrn Glass mal wieder "fesselnd" bzw. hat die emotionale Intention des Schauspiels doch gewaltig voran getrieben.