Es gibt 30 Beiträge von SeBiG
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23.11.2006
(irgendwie sagt die Choices-Filmbeschreibung nicht viel darüber, weswegen man sich diesen Film wirklich mal ansehen sollte...)
Noch bis in die 70er Jahre hat die australische Regierung versucht, fortpflanzerische "Fehltritte" (die Verbindung zwischen Weißen und Aborigenees - vor sechzig Jahren nannte man in Deutschland sowas "Rassenschande") dadurch zu korrigieren, daß man diese Kinder ihren (meist schwarzen) Müttern wegnahm und in Umerziehungslagern (die im Film wohl nicht zufällig wie KZs dargestellt werden) auf ein Leben in der weißen Bevölkerung vorzubereiten. In spätestens drei Generationen sei bei konsequenter Weiterverheiratung mit weißen Partnern "der Aborigenee wieder weggezüchtet" (wie der wenig sympathische Kenneth Branagh, einziger bekannter, aber nicht einzig guter Darsteller der Filmes, zu Beginn der "Lehrveranstaltung" doziert).
Das Ergebnis resultiert natürlich in einem Elend sondergleichen: Glückliche, mit dem Leben im Busch durch ihre Aborigenee-Eltern vertraut gemachte Naturkinder werden gewaltsam diesen entrissen und landen in der tristen Welt von Barracken und Stacheldrahtzäunen, wo sie vor Männern in Anzügen den Bückling machen und mit Nonnen in weißem Ornat fromme Lieder singen sollen.
Die kleine Molly war der ganze Stolz ihrer Mutter, weil sie eine so talentierte Spurensucherin und Jägerin war. Als sie mit ihren beiden jüngeren Schestern in das Kinderlager von Moore River, zweitausend Kilometer südlich von Jigalong, wo sie vorher gelebt hat, gebracht wird, ist für sie ziemlich schnell klar, daß sie hier nicht bleiben will.
Was sie sich genau gemerkt hat, sind die Ausführungen eines Mannes aus Jigalong über den dortigen Kaninchenzaun (Rabbit-Proof-Fence), der sich durch ganz Australien zieht und der längste Zaun der Welt sein soll - denn ihr Leben verdankt sie der Verbindung ihrer Mutter mit einem der Wanderarbeiter, die diesen Zaun errichtet haben.
Als sie mit ihren Schwestern aus dem Lager entkommen ist, braucht sie nur den Zaun zu finden und hat den perfekten Wegweiser durch die zweitausend Kilometer Steppe, Wüste und Busch, die vor ihr und ihren Schwestern liegen.
Bemerkenswert ist nicht allein der Umstand, das zwei kleine Kinder diese gewaltige Strecke in nur 90 Tagen bewältigt haben (die dritte Schwester wurde auf halbem Weg wieder eingefangen), sondern vor allem, unter welchen Umständen:
Die weißen Protektoren fanden das nämlich gar nicht gut, das die "blöden Schwarzen" sich der Wohltaten, die man ihnen angedeihen lassen wollte, zu entziehen versuchten, und ließen nur wenig unversucht, um die Flüchtlinge wieder einzufangen. Somit war der Zaun nicht nur eine Hilfe, sondern auch eine Gefahr für Molly und ihre Schwestern, denn sobald den Suchtrupps einmal klar war, daß sie sich an diesem orientierte, um den Weg nach Hause zu finden, konnten Sie den Suchradius natürlich gewaltig einschränken!
Weiterhin hat die Flucht der drei Schwestern unter großer Anteilnahme der australischen Bevölkerung und (für diese Zeit - 1930 - ebenfalls bemerkenswertem!) medialen Interesse stattgefunden: Beinahe täglich wollte die Bevölkerung in Radio und Zeitung darüber unterrichtet werden, wie weit die Mädchen es mittlerweile geschafft hatten, den Suchtrupps ein Schnippchen zu schlagen. Deswegen wußten die meisten der Menschen, denen die Mädchen auf ihrer Odyssee begegneten, und die ihnen nicht selten geholfen haben, ganz genau, mit wem sie es zu tun hatten.
Das sie es wirklich schaffen würden, damit hat wohl niemand gerechnet - kaum in Jigalong angekommen, hat sich die wiedervereinigte Familie tief in den australischen Busch zurückgezogen, wo die beiden zurückgekehrten Schwestern dann in Frieden aufwachsen und ein selbstbestimmtes Leben führen konnten.
Der Film schließt mit ein paar wertvollen Doku-Shots der "echten" Molly Kelly, die zum Zeitpunkt des Drehs mittlerweile eine uralte Frau gewesen ist (zwischenzeitlich ist sie leider verstorben).
Die Musik von Peter Gabriel in dem Film gefällt mir auch ganz gut, weil sie sich (bis auf die "natürlich emotionale" Schlußszene) nicht so sehr in den Vordergrund drängt, sondern das Geschehen auf der Leinwand stimmungsvoll untermalt und "illustriert".
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03.11.2006
Die nachfolgenden Informationen richten sich vor allem an die Fans des ALTEN Filmes (The WickerMan 2006 stammt ja aus der ach-so-beliebten Ecke amerikanischer ReMakes) - also daß sich niemand darüber wundert, daß von der Handlung nicht viel berichtet oder gar darüber beschwert, daß hier der Schluß verraten wird!!
Die Idee, das Ganze mit Bienen und Honig anstatt mit Äpfeln aufzuziehen (the Honeytrap-Principle ;-), so daß Männer auf der Insel nix zu sagen haben und das Zentrum der Community eine "Bienenkönigin" ist, ist ja vom Konzept her eigentlich ganz nett.
Ansonsten läuft der "American Way of Death and Rebirth" auf das hinaus, was zu erwarten war: Kein Sex (Wie bitte!?? Der WickerMän und KEIN Sex!??? - Ja klar, oder meint ihr, Nicolas Cage muss sich auf die über 70-jährige Ellen Burstyn draufschmeißen? Außer der Bienenkönigin hat im Stock doch niemand Sex!), dafür darf Onkel Nick aber hin und wieder mal Frauen so richtig mit Schmackes die Faust in die Fresse hauen!
Das Thema "Religions-Clash" wurde komplett ausgeklammert - wenn Nick als überzeugter Bush-Anhänger ("In God we trust!") dahergekommen wäre (was zu seinem sonstigen Auftreten sehr gut gepasst hätte!), hätte das ganze wahrscheinlich zu "politische" Dimensionen angenommen! ;-)
Dem liebevollen Detailreichtum des Originals wurde bei weitem nicht Rechnung getragen - statt dessen setzt Neil LaBute hier und da auf solide, kommerzielle Schock-Effekte, um das Publikum aus der Kinosessel-Paralyse aufzuwecken, denn alle oben beschriebenen Lücken füllt die Neuverfilmung - mit NICHTS.
Langatmige Einstellungen, überflüssige Füll-Szenen, dazwischen machen sich hin und wieder Dialog-Fetzen, die sogar im Tonfall 1:1 dem Original entlehnt wurden, irgendwann mal wie die nervtötenden Selbstzitate bei STARWARS Episode-III aus.
Der Grund: Hin und wieder erinnert Nick's verzweifeltes Gesicht darüber, daß er auf Summersisle kein Handy-Netz bekommt, daran, daß wir ja mittlerweile leider im 21.ten Jahrhundert angekommen sind!
Mit viel Liebe sind die Macher zwar an die "Auferstehung" der Tiermasken herangegangen, die bereits WM-1 einen surrealen Thrill verliehen haben - aber die (eigentlich tragende) Schlußsequenz der Handlung ist dann so holter-di-polter lieblos runtergedreht, daß einem dieser Reiz ganz schnell wieder vergällt wird.
Das Beste an dem Film ist, daß Nicolas Cage als Sympathie-Träger (wie üblich) so jämmerlich versagt, daß es eine echte Freude ist, das dumme Schwein am Schluß endlich schreiend verbrennen zu sehen!
Fazit: Ist so ähnlich wie mit Jackson's "Herrn der Ringe". Kann man sehen, damit man's "mal gesehen hat". Muss man aber nicht.
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01.11.2006
...und ich hab' das Buch vorher *nicht* gelesen.
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21.08.2006
Zum Inhalt des Filmes muss wohl nicht mehr viel gesagt werden.
Am tiefsten beeindruckt hat mich ein langer Cut gegen Ende des Filmes, bei dem die Kamera, nachdem es Sara gelungen ist, ihrer Mutter Esma das Geheimnis ihrer Herkunft zu entreißen, über die Gesichter einer Selbsthilfegruppe gleitet, die sich aus jenen Frauen zusammensetzt, die wie Esma Opfer der Massenvergewaltigungslager im Balkan-Krieg wurden.
Wäre dieser Film in einem anderen Genre beheimatet - sagen wir z.B. ein "Science-Fiction-Spektakel", würde man sich wahrscheinlich fragen, wo Jasmila Zbanic bloß all diese zerstörten Gesichter zusammengekratzt hat, von denen jedes einzelne allein mit seiner Physiognomie eine Geschichte erbarmungslosesten Leidens und absolutester Hoffnungslosigkeit erzählt.
Dieser Film ist kein Science-Fiction-Spektakel. Und der Umstand, daß in Bosnien für ein solches Werk eine entsprechende Auswahl an Komparsen zur Verfügung stand, spricht eine ebenso beredte Sprache wie der Umstand, daß er in Serbien nicht gezeigt werden darf.
Darüberhinaus versteht Zbanic es, mit den Details Ihrer Erzählung eine beklemmende Momentaufnahme der Gegenwart in Bosnien zu entwickeln, in die der Krieg bis heute seine Schatten wirft: Wenn Sara's Teenager-Freund auf die Frage, ob er wahnsinnig sei, weil er sie in ein Haus mitnehmen will, dessen Eingang durch Klebebänder abgespert ist, die vor Minen und anderen Altlasten des Krieges warnen, antwortet, er habe die Bänder selber hier angebracht, damit er wenigstens hier drin mal seine Ruhe habe. Wenn Esma, die jetzt in einem Nachtlokal kellnert, im Gespräch mit dem Leibwächter des Betreibers entdeckt, daß sie beide "vorher" mal studiert haben (sie Medizin, er BWL). Wenn die Gäste, die Esma bedienen muss, in Tarnuniformen auftreten und sich auf der Straße aus dem Auto heraus mit Spitznamen und Dienstgraden aus ihrer alten Einheit begrüßen.
Ebenso ergreifend: Wie es Mirjana Karanovic gelingt, das immer wieder gehörte, und doch unbegreifbare Phänomen, daß vergewaltigte Frauen die durch den Mißbrauch gezeugten Kinder trotz allem behalten, glaubwürdig darzustellen.
Ein wahrlich großer "kleiner" Film!
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21.08.2006
Zwei mit ihrer Welt fertige Tussen ziehen durch die Gegend und knallen völlig planlos alles ab, was sie lieben und was sie hassen - am Ende sich selber. In ihrer menschenverachtenden Vorgehensweise unterschieden sie sich bereits in der ersten Viertelstunde des Films nicht mehr sonderlich von den Männern und Frauen, die sie später ohne mit der Wimper zu zucken, abmurksen.
Wenn das eine nihilistisch-fatalistische Zustandsbeschreibung unserer Welt sein soll, in der einem wirklich gar nichts mehr irgendwas bedeutet: Toll. Gut, daß der Rest der Welt es nicht unbedingt genauso sieht. Die Frage bleibt nur: Wozu muss man sich sowas ansehen? Als persönlichen Soundtrack zu seiner "Die-Welt-Ist-Scheisse-Und-Fahrt-Alle-Zur-Hölle"-Depressiven -Phase?
So etwas wie eine "Erklärung" findet sich, wenn man in den Hintergründen zu dem Film recherchiert, daß die Darstellerinnen vorher in Porno-Filmen mitgedreht haben, und das "so 'ne Art Abrechnung" sein soll. Super. Muss man sich auch nicht drüber wundern, wie schlecht der Film gemacht ist, und wie mittelmäßig die Darstellerinen sind, wenn es um was anderes geht als mit dem Arsch zu wackeln oder ihre sonstigen primären Geschlechtsorgane in die Kamera zu halten.
Fazit: Wer nicht im Hardcore-Business gearbeitet hat und jetzt mal so richtig abrotzen muss, kann eigentlich auf diesen Film verzichten. Für mich auf jeden Fall kein Vergleich zu Streifen wie "Thelma und Louise" oder "Natural Born Killers", die sowohl von der Ästhetik ihrer Umsetzung als auch von der Leistung der Darsteller ca. 1500% mehr zu bieten haben.
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04.06.2006
Was mich vor allem schwer beeindruckt hat, war die penible "Rekonstruktion" der 70er. Ebenso die exzellente Performance von Frau Hüller.
Ein wenig überrascht hat mich der Schluß; ich dachte, in dem Film würde es mehr um den "Exorzismus an sich" gehen. Aber so gesehen war es völlig korrekt, das so zu handhaben: Während der Spieldauer hat sich deutlich genug herauskristallisiert, daß es überhaupt nicht um das "Ereignis an sich" ging. Sondern um das soziale Umfeld, in dem solch schwarze Saat aufgehen konnte.
Ein mittelalterliches Drama im späten 20.ten Jahrhundert.
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24.05.2006
Abgesehen von der soliden Leistung zweier deutscher Jungdarsteller enthält dieser Streifen nichts, was den Besuch im Kino gelohnt hätte.
Vergleicht man den Film mit der Buchvorlage von Frau Pausewang, fragt man sich, warum ihn die Macher überhaupt gedreht haben. Um uns mitzuteilen, daß im 21.sten Jahrhundert ein bißchen Mut und ein "erster Lover", der durch dick und dünn zu einem hält, alles sind, was man heute braucht, um "das Atom" zu überleben?
Der Umgang mit dem Thema "Supergau im Kernkraftwerk" fällt in Merkel's Deutschland eindeutig zu naiv, zu lasch, zu positivistisch aus. Teenagergerecht aufgearbeitet halt.
Was einen am Rande interessiert: Fehlte es für die angemessen-deutlichere filmische Umsetzung eines solchen Stoffes an Fachwissen, an Phantasie oder einfach nur an finanziellen Mitteln?
Den Schlußsatz, daß in Deutschland ja noch immer so-und-so-viele Kraftwerke am Netz sind, hätte man sich nach diesem Film wirklich sparen können - wenn "'n bißchen Haarausfall" alles ist, was uns "beim ganz großen Knall" droht, können wir ja alle ganz beruhigt schlafen, weil der Einsatz, mit dem Politik und Energiewirtschaft um unsere Sicherheit pokern, ja "so die Wolke" ja nun gar nicht ist.
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24.03.2006
Endlich mal wieder ein richtig guter Polit-Film! Ist nicht so "easy-watching" wie seinerzeit Traffic, allerdings geht es auch um Globalisierung und das hochkomplizierte Netz internationaler Verstrickung von Politik und Wirtschaft.
Und das fordert einen als Zuschauer. Man muss *sehr* aufmerksam im Kino sitzen und zuschauen.
Aber ich finde, gerade das ist die Stärke des Filmes - auch wenn der Kommentator "Woelffchen" offensichtlich damit überfordert war ;-) - daß er gar nicht erst versucht, diese hyperkomplexen Zusammenhänge in zwei-drei "einfachen Wahrheiten" zu präsentieren und über den Klischee-Kamm zu scheren (auch wenn ich nach diesem Film wieder ein mal mehr weiß, warum ich die Anzug-und-Krawatten-Wixer mit ihrem freistehenden Einfamilienhaus im ganz ganz Grünen, riesigem Grundstück drumherum und Mercedes vor der Garagenauffahrt verabscheue wie die Zitronenkrätze!!).
Mein Tipp für den "anspruchsvollen" Kino-Abend.
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13.01.2006
...nur daß wir uns nicht falsch verstehen - ich habe absolut nichts gegen Julia Hummer. Wie sie mal im Tatort (jawohl, einer mit der phantastischen Lena Odenthal) das kleine Punker-Mädel auf Trebe gegeben hat, daß "den Mörder gesehen" hat und nun völlig hilf- und schutzlos versucht, bloß nicht aufzufallen und so irgendwie durchzukommen, da hat sie so phantastisch gespielt, daß es einen den halben Abend an der Mattscheibe dran gehalten hat.
Was ich nicht verstehe: Wer bringt es eigentlich fertig, dieser Nachwuchsschauspielerin jedwede Chance systematisch zu verbauen, einmal zu zeigen, wie talentiert sie wirklich ist, indem er sie immer für die selbe von Art Film castet? Ja, es mag einem geradezu erscheinen, als würde jemand eigens für dieses etwas aus dem Leim geraten wirkende Geschöpf mit dem ewig traurigen Unschuldsgesicht immer neue Drehbücher schreiben!
Und was soll uns dieser Film eigentlich sagen? Große Gefühle erwecken kann es ja wohl nicht sein, dafür kommen die Szenen zu spröde, die Handlungsträger einfach zu abgebrüht. Und zu erzählen, daß das Leben einfach nur Scheiße und die Menschen der letzte Dreck sind, das kann man doch wirklich stilvoller, zumindest mit mehr Schmiß hinkriegen!
Was mich an den Filmen von Petzold immer wieder fasziniert ist, daß sie so wunderbar "undeutsch" sind - soll heißen: auf jedwedes schwülstiges Pathos wird konsequent verzichtet.
Wenn Herr Petzold auf diese Weise nicht sein eigenes, ganz persönliches Lebenstrauma verarbeitet (das sollte er lieber mal woanders als im Kino tun, bitte), dann würde es seinen Filmen wirklich sehr gut tun, wenn sie am Ende wenigstens "irgendwo mal ankommen" würden.
Dieser Meinung ist zumindest ---> SeBiG
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27.05.2005
Ich bin (angenehm) überrascht, daß in diesem Forum die Mehrheit der Meinungen der Mittelmässigkeit und Schwäche dieses dritten Teils der Star Wars Prequels auch Rechnung trägt - wo man im Fernsehen doch nur zu sehen bekommt, wie George Lucas die Lobeshymnen seiner Fans mit selbstzufriedenem, satten Lächeln entgegen nimmt. Und zu Zeiten von "Herr der Ringe" war ich mit meinem Kopfschütteln auch noch ziemlich auf einer Insel...
Aber wie dem auch sei, auch ich gehöre zu der Generation, die mit "Captain Future", "Raumschiff Enterprise" und eben "Krieg der Sterne" großgeworden ist, und die die "futuristische Gutmenschen-Philosophie", die bei dieser Art von Science Fiction noch vermittelt wurde, also quasi mit der Muttermilch eingesogen hat.
Natürlich war der Star, der's war (zumindest bei Star War's ;-) immer Darth Vader - an der Erkenntnis, daß der Bösewicht die Kleinen am meisten angetörnt hat, sind selbst die selbsternannten "Marketing-Spezialisten" (die es vor Lucas' Sternenkrieg so irgendwie ja noch gar nicht gegeben hat) einfach nicht vorbei gekommen.
Das Böse übt nicht nur im Kindesalter eine intrigierende Faszination aus - wahrscheinlich, weil es etwas mit "Freiheit" zu tun hat. Ich meine die Freiheit, sich für etwas anderes zu entscheiden, als es die gerade vorherrschende Meinung ist - "Du sollst so sein, Du sollst so sein!" und "Du sollst dies nicht tun und Du sollst das nicht tun!" - Leute, die gegen den Konsens gängiger Moral- und Wertvorstellungen verstoßen, üben immer wieder eine Faszination auf uns - insbesondere, wenn sie damit (zumindest über eine gewisse Zeit hinweg) erfolgreich sind. Denn es gehört auch immer eine gewisse Form von "innerer Stärke" dazu, sich gegen "den Rest der Menschheit" aufzulehnen und auf alle gültigen Wertvorstellungen seines Umfeldes einfach zu schei$$en. Im Grunde zeigt diese Faszination, wie leer "anerzogene" gesellschaftliche Verhaltensmuster in uns sein können, wenn wir deren Bedeutung nicht wirklich "verinnerlicht" haben.
Da durch die vorgegebene Struktur der StarWars-Vorläufer also klar war, daß es in diesem Teil der Reihe um eben diesen Schritt geht - den Wandel vom "leeve Jung" Anakin zum fiesen Lord Vader - dürfte es kaum einen Teil in der vielfach kontrovers diskutierten Prequel-Reihe gegeben haben, der so mit Erwartungen überfrachtetet gewesen ist wie "Episode III - Die Rache der Sith". Und keinen, der so enttäuscht hat.
Nachdem der Film in allerbester Porno-Manier gleich nach Ablauf der heiligen Scroll "direkt zur Sache" gekommen ist (der bislang erste StarWars-Film, bei dem die "gigantische Raumschlacht" nicht am Schluß, sondern gleich zu Beginn des Filmes stattfindet... :-P) und ich mich einige Zeit lang an den Special-Effects weitergehangelt habe, hätte ich am liebsten im Kino-Sessel zu knatschen angefangen.
Alles war falsch! Wir Dummköppe haben das über 25 Jahre halt nur nicht geschnallt!! Darth Vader WAR JA GAR KEIN fieser Bösewicht! Er hat das alles nur getan, um seine liiiiebste Padme, den einzigen Menschen, der ihm sowas wie Liebe entgegengebracht hat, vor dem Tode zu erretten! Wow, das ist harter Tobak. Das muss man erst mal verdauen! Auch, daß laut Herrn Lucas "Liebe" so etwas rechtfertigen soll, wie das gnadenlose Abmetzeln hunderter hochtalentierter Kinder mit eigener Hand und dem Lichtschwert.
Wie allgemein bekannt, ist Episode-1 Kino-Müll gewesen (in erster Linie durch J.J.B. , der die "Seriosität", die den anderen Filmen irgendwo ja noch innewohnt, einfach nur durch den Kakao gezogen hat); in Episode-2 hatte ich den Eindruck, aha, jetzt kommt langsam etwas Butter bei die Fisch. Zumindest habe ich mich nach Verlassen des Kinos gut unterhalten gefühlt und war gespannt auf den dritten Teil.
Will sagen: in E2 ist die Wandlung vom Paulus zum Saulus doch eigentlich sehr schön vorbereitet gewesen. Der hochtalentierte (starke!) Anakin, dem die Anerkennung durch "seine Gruppe" (die Jedi) konsequent verweigert wird, weil er auf seine Weise eben ein "Exot" ist. Auch die mehr als nur angedeutete Favorisierung durch den "verborgenen" Bösewicht Palpatine, der die Stärke dieses halbwüchsigen Feuerkopfes erkennt und schlau damit beginnt, sie sich zunutze zu machen.
Was hätte es denn mehr gebaucht? Gerade wir Deutsche wissen, daß die Historie der Menschheit, insbesondere aber unseres letzten Jahrhunderts, voll mit Beispielen ist, wie leicht unter bestimmten Vorraussetzungen Menschen mit vormals allerbesten Absichten verführt und verdorben werden können. Also, wie im Detail ein solcher "Weg ins Herz der Finsternis" vonstatten gehen kann. Nur der Herr Lucas scheint diese Lektion nie gelernt zu haben. Episode-3 entlarvt, daß Darth Vader für ihn de facto nie mehr gewesen sein kann, wie der Klischee-Bösewicht mit schwarzem Umhang und dunkler Stimme.
Traurig fand ich auch, daß dem Show-Down mit Darth Tyrannus, und somit dem (immer wieder stark unterschätzten) Darsteller Christopher Lee in dieser Folge nur wenige Einstellungen gegönnt waren.
Ermüdend: Das ironische Spiel mit den Selbstzitaten aus allen anderen Folgen. Was die ersten 1-2 Male noch "ganz witzig" rüberkommt, fängt beim 3-4 Mal an, einfach nur zu nerven und wird mit den Malen 5-12 einfach nur noch unerträglich.
Schlußendlich wurde bei der Überleitung zum Original "Krieg der Sterne" auch noch herumgeschludert. Es ist zwar gesicherte Tatsache, daß der Zufall bisweilen dem Schicksal gewaltig auf die Sprünge helfen kann, aber das Universum ist groß, und daß in einer Galaxis mit tausenden bewohnten Welten Prinzessin Leia's Schiff nicht nur gerade über Tatooine gekapert wird, sondern die Rettungskapsel mit den beiden Droiden C3-PO und R2-D2 auf diesem Planeten nur wenige Tagesreisen von Owen Lars' Wasserfarm runtergeht, ist mehr als nur eine Nadel im Heuhaufen.
Obi-Wan mag zum gegebenen Zeitpunkt seine Gründe gehabt haben, in Luke Skywalkers Anwesenheit kein großes Geschisse darum gemacht zu haben, daß er in den beiden Robotern "zwei gute, alte Bekannte" wiedergetroffen hat (darum geht es ja auch in den Episoden IV - VI hauptsächlich) - aber daß Luke's Onkel gerade den Protokolldroiden kauft, der ihn seine ganze Kindheit lang begleitet haben mag (gut, hat damals was anders ausgesehen, aber die Stimme, die unverwechselbare Gestik und der Name C3-PO sind ja gleich geblieben) und noch den kleinen Droiden R2-D2 dazunimmt, der beim Tode seiner Mutter anwesend war, ohne auch nur den Hauch des Erkennens zu zeigen (und das, obwohl es die hauptsächliche Motivation dieses Charakters in E4 ist, den jungen Luke von der "unrühmlichen Vergangenheit" seines Vaters fernzuhalten), löst bei nachträglicher Betrachtung nur noch Kopfschütteln aus.
Auch Leia gibt in E6 laut und deutlich Erinnerungen an ihre Mutter zum besten, daß sie "eine schöne Frau und irgendwie traurig" gewesen sei. Woher sie diese Erinnerungen hat, da Padme ja entsprechend Anakin's "Self-Fulfilling-Prophecy" in E3 den Löffel abgeben muss, wissen nur George Lucas und die Macht (aber vielleicht verwechselt sie Padme ja nur mit ihrer Stiefmutter... :-P).
Nachdem mir Episode-2 bereits im Kino ganz gut gefallen hat und ich mir die DVD-Fassung auch mal in Englisch ansehen konnte, ist mir zudem aufgefallen, daß trotz des enormen technischen Aufwands, der in allen Folgen drinsteckt, die neuen Prequels einfach nur grauenhaft schlecht synchronisiert wurden (sowohl, was die Leistungen deutscher Sprecher als auch deren Dialog-Übersetzungen angeht). Ich hatte beinahe das Gefühl, einen völlig anderen Film mit ganz anderer zwischenmenschlicher Tiefe zu erleben (insbes. Hayden Christiansen kann schauspielerisch mehr, als durch sein deutsches Voice-Double übrigbleibt). Aber "Die Rache der Sith" kann für mich auch die Betrachtung im englischsprachigen Orginal wohl nicht mehr retten.