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Manderlay

Manderlay
Deutschland/Dänemark 2005, Laufzeit: 139 Min.
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Bryce Dallas Howard, Isaach De Bankolé, Danny Glover, John C. Reilly, Jeremy Davies, Lauren Bacall, Chloë Sevigny, Jean-Marc Barr, Udo Kier, Willem Dafoe, Michaël Abiteboul, Virgile Bramly, Ruben Brinkmann, Do–a Croll, Llewella Gideon, Fredric Gildea, Mona Hammond, Andrew Hardiman, Aki Hirvonen, Ginny Holder, Emmanuel Idowu

Im provokanten zweiten Teil der "Amerika"-Trilogie des Dogma-Mitbegründers Lars von Trier kommt Grace zu einem Ort namens Manderlay, wo eine Gruppe Schwarzer immer noch so lebt, als hätte es die Abschaffung der Sklaverei siebzig Jahre zuvor nicht gegeben. Sie interveniert, befreit die Sklaven und versucht, ihnen Demokratie beizubringen, muss aber feststellen, dass das gar nicht auf die gedachte Gegenliebe stößt, sondern die Gruppe sich nach den alten Zuständen zurücksehnt. Nach ihrem Martyrium im Dorf Dogville hatte Grace mit Hilfe ihres Vaters und seinen bewaffneten Helfern die Stadt samt Bewohnern dem Erdboden gleich gemacht. Nun kommen sie per Zufall zu einem Anwesen namens Manderlay, und was Grace dort sieht, verschlägt ihr den Atem. Eine Gruppe Schwarzer lebt hier unter der Herrschaft einer weißen Familie so, als hätte es die Abschaffung der Sklaverei siebzig Jahre zuvor nicht gegeben. Gegen den Rat ihres Vaters, aber mit Hilfe seiner bewaffneten Gefolgsleute interveniert Grace. Sie lernt Mam, die im Sterben liegende Besitzerin der Plantage kennen und bekommt ein Buch namens "Mam's Gesetz" in die Hand. Es beschreibt, wie die Plantage bisher geführt wurde, ist Gesetzblatt, Chronik und Hilfestellung im Umgang mit Generationen von Sklaven zugleich. Grace glaubt, dass es ihre Pflicht sei, die Ungerechtigkeiten ihrer Rasse den Sklaven gegenüber wieder gut zu machen. So beschließt sie, bis zur nächsten Ernte in Manderlay zu bleiben und ihr Vater lässt sie widerwillig mit einigen seiner Männer zurück. Die ehemaligen Sklaven stehen Grace und ihren Plänen jedoch misstrauisch gegenüber und müssen anfangs gar mit Waffengewalt zum so genannten Unterricht bewegt werden, in dem Grace ihnen die Demokratie und deren Nutzen beizubringen versucht. Deren Bedeutung verstehen sie aber erst, als in Folge einer Hungersnot ein krankes Kind durch das Verschulden einer älteren Bewohnerin stirbt. Im anschließenden Gerichtsprozess erkennen sie, welche Macht die Demokratie durch ein einfaches Heben der Hand haben kann: Sie entscheidet über Leben und Tod. Nach diesem Erlebnis läuft alles anders als geplant: Die Bewohner wollen nämlich wieder zu ihren alten Verhältnissen zurück und wählen Grace - demokratisch - zur neuen Mam, bereit, sie notfalls genauso zu ihrem Glück zu zwingen, wie sie damals die Gruppe. Und so muss sich Grace, um zu entkommen, genau jener Mittel bedienen, die sie so sehr verabscheut. Lars von Trier wählt für "Manderlay" die gleiche Erzählweise wie in "Dogville". Seine Bilder wirken meist bewusst kühl und distanziert, auch wenn die Kamera häufig mitten im Geschehen ist. Auch dieser Film ist wieder in Kapitel unterteilt und wird von einem Erzähler aus dem Off kommentiert und auch hier verzichtet von Trier weitestgehend auf den Einsatz eines Bühnebildes und bedient sich wieder der schwarzen Linien und Schriftzüge auf dem weißen Bühnenboden, um die Konzentration des Zuschauers auf die Personen und die Geschehnisse zu lenken. Stilistisch im Sinne von Brechts epischem Theater erzählt von Trier hier, teils mit schwarzem Humor, teils mit großem Ernst, eine Parabel, ein provokantes Gleichnis über Sklaverei und Freiheit, bei dem sicherlich die Kritik an der aktuellen amerikanischen Außenpolitik die aktuellste, wenn auch nur eine der möglichen Lesarten ist.

(Matthias Lüdecke, playtime by biograph)

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