Suburbicon
USA 2017, Laufzeit: 105 Min., FSK 16
Regie: George Clooney
Darsteller: Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaac
>> www.suburbicon-film.de
Gerade macht Ai Weiwei in New York Furore, hat unter dem Motto „Good Fences make Good Neighbours" dreihundert Zäune in New York aufstellen lassen, da kommt mit George Clooneys sechster Regiearbeit ein weiterer Zaun hinzu. Den lässt er in „Suburbicon" aufbauen, einer musterhaften Vorstadtsiedlung aus dem Amerika der 60er Jahre. Es ist eine friedliche, geradezu idyllische Gemeinde, mit manikürten Vorgärten vor den kleinen aber adretten Häuschen, hinter deren Mauern ein furchtbares Verbrechen geschieht.
Man braucht nicht lange, um zu merken, dass man hier in einem Film der Coen-Brüder sitzt. Jedenfalls haben sie das Drehbuch bereits in den 1980er Jahren geschrieben, konnten es dann aber nicht finanzieren, und so verschwand der Stoff wieder in der Schublade. Irgendwann haben sie dann das Interesse an dem Film verloren, und als George Clooney sie vor zwei Jahren nach dem Drehbuch fragte, überließen sie es ihm gerne zur freien Bearbeitung.
Doch eigentlich hat Clooney nur eine kleine Randgeschichte hinzuerfunden. Während die Coens in den typischen Mint-Tönen der 1960er Jahre diese amerikanische Traumsiedlung entstehen lassen und gleichzeitig hier eine Kriminalgeschichte der perfiden Art platzieren, lässt Clooney das afroamerikanische Ehepaar Meyers mit seinem kleinen Sohn Andy in die lupenrein weiße Nachbarschaft einziehen. Seitdem ist es mit der friedlichen Ruhe vorbei, denn jeder beäugt die neuen Nachbarn ausgesprochen misstrauisch. Erst wird eine empörte Petition aufgesetzt, dann versammeln sich einzelne Bewohner um das Anwesen der Meyers, um diese einzuschüchtern und zum Auszug zu bewegen, und am Ende wird gar ein Zaun um ihr Anwesen gebaut.
Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich Andy mit dem jungen Nicky anfreunden kann, dem Sohn der Lodges, ihre direkten Nachbarn, die ein wichtiger Pfeiler der Gemeinde sind. Doch auch Nickys Leben wird eines nachts auf den Kopf gestellt, als er von seinem Vater geweckt wird, weil zwei Einbrecher die Familie in ihre Gewalt gebracht haben. Alle werden sie mit Chloroform betäubt, nur die seit einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselte Mutter (Julianne Moore) bekommt eine Überdosis ab und ist bereits tot, als Nicky im Krankenhaus erwacht.
Während Nicky versucht, mit dem Verlust seiner Mutter klar zu kommen, verstrickt sich sein Vater Gardner Lodge (Matt Damon) immer tiefer in Widersprüchen bei der polizeilichen Befragung, die ihn in einen Strudel ungewöhnlicher und höchst verdächtiger Ereignisse ziehen. Offensichtlich ist der Fall nicht so eindeutig, wie zunächst angenommen. Auch hat Nicky Mühe, die seltsamen egoistischen Machenschaften der Erwachsenen zu verstehen und stellt bald fest, dass er sich mit beinahe jeder Frage auf Konfliktkurs mit seinem Vater bringt. Während das Chaos im Zuhause der Lodges immer weiter um sich greift, ist der Fall für die Gemeinde eine glasklare Sache. „So etwas hat es hier hier vor dem Einzug der Schwarzen nie gegeben", weiß der wütende Mob, der sich kurz vor dem Siedepunkt befindet...
In Venedig wurde Clooney gefragt, ob die Sache mit dem Zaun ein Hinweis auf Trump wäre, was er jedoch verneinte, ihn würde es maßlos ärgern, dass es Amerika einfach nicht schaffe, seinen Rassismus zu überwinden, und darüber wollte er einen Film machen. Der bestünde neben seiner Wut aus Humor, Ironie und Zufall.