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Weltverbesserungsmaßnahmen
Deutschland 2004, Laufzeit: 75 Min.
Regie: Jörn Hintzer, Jakob Hüfner
Darsteller: Andreas Nickl, Peer Martiny, Dabe Paschke, Astrid Rashed, Friedericke Koch, Peter Berning, Katja Rosin, Patrick Güldenberg, Torsten Schlosser, Thomas Schmieder, Janina Brankatschk, Heike Ostendorp, Thomas Wendisch, Bernhard Marsch, Christoph Jungmann, Joanne Gläsel, Patrizia Moresco, Peter Berning

Vorschläge, die Welt zu verbessern, können gar nicht blödsinnig genug sein. Das machen uns die Politiker schließlich jeden Tag vor. Meistens steckt eine gute Idee dahinter, die dann in der Umsetzung scheitert und zu nicht absehbaren Folgen führt. Das müssen sich die Filmemacher Jörn Hinzer und Jakob Hüfner bei ihren Weltverbesserungsmaßnahmen zum Vorbild genommen haben und nehmen pseudodokumentarisch die bundesrepublikanische Wirklichkeit und Gesellschaft auf's Korn. Schluss mit dem Jammern! Es müssen Vorschläge her, die Welt zu verbessern. Wie wäre es beispielsweise mit einer "Krankenversicherung", in der die Versicherten gleich selbst ärztliche Tätigkeiten übernehmen und damit Kosten sparen. Oder die Einführung einer neuen Währung, die in wenigen Wochen verfällt und daher zum Geldausgeben zwingt. Auch könnten Arbeitslose durch ein Leihgeschwisterprogramm wieder eine neue Aufgabe und neuen Lebensmut finden und gleichzeitig der Vereinsamung von Einzelkindern entgegenwirken. Oder, oder, oder... Die Internetaktivisten Jörn Hintzer und Jakob Hüfner (www.datenstrudel.de) präsentieren in acht Episoden ihre Vorschläge, die einerseits der konsequenten Suche nach Utopien einen gewissen Respekt zollen und andererseits den neurotischen Willen des Menschen nach positiver Veränderung satirisch überhöhen und damit entlarven. Viele der Lösungsvorschläge und Denkmodelle sind angesichts des derzeitigen Reformwahnsinns gar nicht mehr so weit weg von der Realität. Davon zeugen besonders die Episoden "Leihgeschwister-Programm", die einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der Einzelkinder konstruiert und der "aktiven Krankenversicherung", die Hilfe zur Selbsthilfe konstatiert und eben auch umsetzt. Angesichts der eingeschränkten Leistungen der Krankenkassen bei Zahnprothesen finden sich bestimmt bald auch in der Realität begabte Hobbymodellbauer, die das preiswert übernehmen. Ähnlich wie bei "Muxmäuschenstill" haben hier zwei Filmemacher mit anarchischem Humor und formal am TV-Reportagestil angelehnt jenseits gängiger Spielfilmdramaturgie einen Film gedreht, den man durchaus als subversiv bezeichnen kann.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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