Es gibt 392 Beiträge von Raspa
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12.11.2013
Ich zitiere Woody Allens Antwort auf die Frage, die ihm der Interviewer des "Rolling Stone" in Bezug auf die Ähnlichkeit der Hauptfigur mit Blanche aus "A Streetcar Named Desire" von T. Williams stellt: "Nein, an T. Williams habe ich beim Schreiben keine Sekunde gedacht." Mit Verlaub, Mr. Allen, wer soll Ihnen das abnehmen? Die Parallelen zu einem der berühmtesten Dramen des 20. Jahrhunderts sind unübersehbar: Da ist zunächst einmal Jasmine, die sich wie Blanche immer mehr in eine Traumwelt verliert und den alten Zeiten nachtrauert, in denen sie reich und umschwärmt war. Da ist ihre schlichte, aber lebensfrohe und pragmatische Schwester. Da ist deren proletarischer Freund Augie ( Kowalsky bei Williams ), dem die Schwester seiner Freundin bzw. Frau von Anfang an suspekt ist und die er aus der Wohnung entfernt wissen möchte. Da sind die Kumpel, die am liebsten zusammen einen heben und sich lautstark amüsieren. Da ist das Motiv der einen Melodie, an die sich die Hauptfigur immer wieder sehnsüchtig erinnert. Man könnte fortfahren. All das spricht überhaupt nicht gegen diesen Film, der sicher einer der gelungensten in Woodys langjährigem Schaffen darstellt, was nicht zuletzt an der bis in die Nebenrollen wieder hervorragenden Schauspierriege liegt. Aber warum er nicht zugeben mag, dass sein Film eine Transponierung der "Endstation Sehnsucht" ins 21. Jahrhundert darstellt, erschließt sich mir nicht. Nun, vielleicht ist er zuvor schon so oft danach gefragt worden, dass er keine Lust mehr hatte, darüber zu sprechen.
Noch eine Anmerkung zu "sowiso": Diese Art von Alkohol- und Tablettenmissbrauch ist gerade in den besseren amerikanischen Kreisen alles andere als ungewöhnlich, erscheint mir daher ebenso wenig klischeehaft wie die Möglichkeit, dass ein windiger, aber erfolgreicher Geschäftsmann seine Frau sowohl über seine betrügerischen Finanzaktionen als auch über seine außerehelichen Amouren hinwegtäuscht. Sie will das alles auch gar nicht so genau wissen, solange sie im Luxus leben kann. Danach ergeht es ihr dann wie der "Princess" aus Bob Dylans berühmtem Song "Like A Rolling Stone".
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31.10.2013
Sie macht sich ja sehr rar, die gute Caroline. Aber, wie man hier sieht, verlernt hat sie nichts. Der Film hat drei große Stärken: 1. Die berückenden Bilder Marokkos, die meine Begletung, die im Ggs. zu mir schon zweimal dort war, naturgemäß noch mehr beeindruckten als mich. 2. Die sehr natürlichen Dialoge, besonders zwischen Vater und Sohn. Da stimmt einfach der Tonfall, da wird nichts übertrieben, was sehr leicht hätte geschehen können. 3. Tukur und Schneider, die diese schwierige Beziehung fabelhaft darstellen. Ein Glanzstück der Schauspielkunst liefert in einer kleinen Rolle auch J. Bierbichler als Schuldirektor.
Also endlich mal wieder ein wirklicher gelungener deutscher Film, der weder eine Komödie ist noch nur ein Kunstkinopublikum anspricht.
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12.10.2013
Viel Lobendes wurde über diesen Film geschrieben, durchaus auch zu Recht. Ich sah ihn übrigens in 3D und bin gar nicht so sicher, ob dies unbedingt ein Vorteil war. Mir kommen diese Gegenstände, die auf einen zuschweben, immer irgendwie artifiziell vor. Worauf ich aber eigentlich abziele, ist der Charakter der weiblichen Hauptfigur Ryan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der psychisch so labil ist, jemals als Astronautin ausgewählt werden würde. Dies stört mich insbesondere deshalb, weil der Film ja ansonsten nicht in irgendeiner fernen Zukunft spielt, sondern sehr nahe an dem ist, was sich aktuell auf und um die ISS abspielt. Und man weiß ja nun, dass nur Personen berücksichtigt werden, die technisch ( auch da gesteht sie ja mehrfach Mängel ein ) und charakterlich allerhöchsten Ansprüchen genügen. Das machte es mir schwer, das Ganze für wirklich glaubwürdig zu halten, so spannend es in einzelnen Szenen auch inszeniert war.
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19.06.2013
Nein, das soll nicht heißen, dass dieser Film beklagenswert misslungen sei. Es handelt sich vielmehr um eine Art antike Tragödie im heutigen Gewand. Die uralten Motive des "Schuldlos Schuldigen" und der Vererbung des Unglücks auf die folgenden Generationen sind ähnlich zentral wie bei wie bei Sophokles. Die Handlung zerfällt sehr deutlich in drei Teile, Akte sozusagen, von denen der letzte vielleicht etwas kürzer sein könnte. Die Darsteller spielen brillant, nicht nur Gosling und Cooper, sondern besonders auch die beiden Teenager, die die Söhne verkörpern.
Alles in allem: Ein Hollywoodfilm von der besseren Sorte.
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18.02.2013
Alles Wesentliche ist in den bisherigen drei Kritiken schon geschrieben worden, deshalb keine unnötigen Wiederholungen. Bis auf:
1. Ich fand den Film nicht zu lang geraten. Auch das Publikum in unserer Vorstellung zeigte keine Anzeichen von Ungeduld, wirkte sehr konzentriert.
2. Nicht teilen kann ich das Lob über die Musik. Spielberg sollte einmal nach einem anderen Komponisten Ausschau halten, der seine Szenen weniger mit seiner oft nur störenden Musik-Sauce zuschüttet. Am besten wäre manchmal gewesen: gar keine musikalische Untermalung!
3. Natürlich ist dies ein Film zuvörderst für ein amerikanisches Publikum, für das Lincoln das große patriotische Idol ist. Wir fragten uns: Wäre ein ähnlicher Film auch in Deutschland denkbar? Wohl kaum. Vielleicht irgendwann einmal über Willy Brandt, der die Ostpolitik gegen alle konservativen Widerstände durchsetzt - aber erst, wenn er uns zumindest ähnlich weit entrückt ist wie Lincoln den heutigen Amerikanern.
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29.01.2013
1. Dies ist ein zynischer, gewaltverherrlichender Film. Alle Mittel, selbst die Folter lediglich verdächtiger Personen wird um des angeblich höheren Ziels willen gerechtfertigt.
2. Dies ist ein in hohem Maße amerikakritischer Film. Die Regisseurin lässt zwischen den Zeilen ( um einen literarischen Begreiff zu benutzen ) deutlich ihre tiefe Skepsis gegenüber den Methoden der CIA erkennen.
Zwischen diesen Extremen bewegen sich die Reaktionen der Zuschauer, wie man in verschiedenen Blogs feststellen kann. Und ich? Nun, ich bin hin- und hergerissen. Meiner Auffasung nach bezieht K. Bigelow, die wie schon in ihrem Irakfilm ihre handwerliche Meisterschaft beweist, bewusst keine eindeutige Position, so dass der Zuschauer wirklich selbst zu einer Meinungsbildung gelangen muss. Und das kann so falsch eigentlich nicht sein, oder? Deshalb meine Empfehlung: Unbedingt ansehen und dann darüber diskutieren.
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11.01.2013
Dsas Schöne an Ang Lees, des in allen Sätteln gerechten Regisseurs neuem Werk ist, dass dies wirklich einmal ein Film ist, der allen Altersstufen etwas zu bieten hat: Die jungen Zuschauer ( wobei die FSK-Freigabe ab 12 durchaus sinnvoll ist ) werden das spannende Seeabenteuer genießen, die älteren werden zusätzlich nicht nur die hervorragende Kameraarbeit zu schätzen wissen, sondern auch die durchaus nicht zu aufdringliche religiöse Thematik - fast so etwas wie die Frage der Theodizee - zur Reflexion nutzen. Und obendrein hat auch noch der Neurusse G. Depardieu einen zwar kleinen, aber durchaus eindrucksvollen Auftritt.
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30.12.2012
Dieser Film wurde vor 2 Jahren mit großem Trara angekündigt, es sei der große deutsche Film zum Thema: Wie der Fußball nach Deutschland kam. Doch blieb der echte Erfolg im Kino aus, und nun, da die ARD ihn ausgestrahlt hat, wird nur zu klar, warum das so war. Eine ganze Reihe unterfordeter, sonst oft sehr guter Schauspieler mühen sich ab, flache Charaktere darzustellen und papierene Dialoge zu sprechen. Die szenische Wiedergabe ist hölzern, die Darstellung der Fußballszenen unbeholfen, die Situationen fast stets überaus vorhersehbar. Die Sprache soll wilhelminischen Geist widerspiegeln, ist aber oft entweder allzu bemüht altertümlich, oder sie rutscht in heutigen Sprachgebrauch ab. Da der Film ja weitgehend in einer Schule spielt, urteilen wir mit Wohlwollen: schwach ausreichend.
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25.12.2012
Gerade Capras Wundermärchen nach Jahren wiedergesehen und wieder zu Tränen gerührt. Alles, was Leila und Juggernaut nach früheren Ausstrahlungen schrieben, ist wahr und bleibt es. Eine naive Utiopie sei das doch, mag mancher mäkeln. Aber gibt es nicht schon genug Mätopien? Was aber wohl eine schöne Utopie bleibt: dass unsere ö.r. Sendeanstalten den Mut hätten, diesen wunderbaren Film einmal um 20.15 zu zeigen, statt ihn stets ins Nachtprogramm zu verbannen. Ist ja nur ein uralter Schwarz-Weiß-Film ...
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01.12.2012
Ich muss für den Ausgleich sorgen, denn so wie Nico V. habe auch ich, im Gegensatz zu den ersten beiden Kritikern, den Film mit großem Vergnügen gesehen. Benning und Moore sind einfach fabelhafte Schauspielerinnen und überzeugten mich wieder mal voll und ganz. Auch die beiden "Kids" waren mehr als nur all right, während Mark Ruffalo als Paul manchmal etwas zu schluffig daherkam für meinen Geschmack. Dass die beiden Eltern hier lesbisch sind, ist gar nicht so entscheidend. Was man sieht, ist Familienleben mit all den Verletzungen, die man sich gegenseitig bisweilen antut. Gut, es ist kein düsteres Ingmar Bergman - Werk, der Grundtenor ist doch eher ein heiterer, aber es ist durchaus ein Film, in dem die Grautöne dominieren und nicht ein simples Schwarz oder Weiß. Ergo. Sehenswert!