Es gibt 392 Beiträge von Raspa
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11.03.2019
Thug Life ist der Titel eines Albums des Rappers 2Pac, das wörtlich etwa "das Leben von Rüpeln ( oder Schlägertypen )" bedeutet. Das passt zu der Dealer-Bande, der der Vater der Protagonistin Starr entkommen ist, um seiner Familie ein black middle-class - Leben zu ermöglichen. Zugleich ist es aber ein Akronym für "The hate you give little infants fucks everybody". Es geht also um den Hass, den schon Kinder aufnehmen und der die Gesellschaft auf Dauer vergiftet. Und das ist genau das Thema dieses sehr sehenswerten Films. "The Green Book" ist eine ehrenwertes Werk über das Thema Rassismus und hat kürzlich den Oscar erhalten, er zeigt aber erstens eine Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts und zweitens einen sehr extravaganten schwarzen Protagonisten. Dieser Film hingegen spielt im Hier und Jetzt und zeigt uns das Leben ganz normaler schwarzer Bürger, die aber, egal wie angepasst sie leben mögen, dem alltäglichen Rassismus nicht entgehen können. Dies gilt ganz besonders für die Hauptfigur, die 15jährige Starr, die von ihren Eltern bewusst auf eine fast nur von weißen Schülern der gehobenen Mittelschicht besuchte High School geschickt wird. Scheinbar wird sie dort von allen akzeptiert, man gibt sich gerne liberal und tolerant. Dieses Bild und Starrs gesamte Welt gerät jedoch ins Wanken, nachdem ihr Jugendfreund Khalil, der sie nach einer Party heimfahren will, bei einer Polizeikontrolle erschossen wird. A. Stenberg stellt die junge Frau mit all ihren widerstreitenden Gefühlen, ihren Ängsten und Freuden überaus überzeugend dar. Wir waren zufällig in den USA, als eine ähnliche grundlose Erschießung in Ferguson passierte, und viele Bilder im Film haben mich an die damalige Berichterstattung erinnert.
Gibt es Einwände? Nun ja, in manchen Szenen ist die Musik zu aufdringlich. Da wäre weniger wieder einmal mehr. Die weiße Freundin Haley, die sich plötzlich als verkappte Rassistin erweist, erschien mir überzeichnet. Und der Schluss war nach allem, was zuvor geschah, ein wenig zu harmonisch ( wohl auch im Gegensatz zur Buchvorlage, in der die Familie aus der bisherigen Neighborhood flieht ).
Das alles zählt jedoch nicht allzu viel gegenüber dem großen Vorzug, dass dieses wichtige Thema hier einmal konsequent aus schwarzer Sicht dargestellt wird.
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24.02.2019
Erste Empfehlung: Wenn Sie den Roman noch nicht kennen, lesen Sie ihn. Er ist großartig. Zweitens: Der Film kann die Lektüre nicht ersetzen ( Binsenweisheit natürlich ), das Drehbuch wurde aber von McEwan selbst verfasst und ist von daher schon vertrauenswürdig. Vor allem hat man für die Hauptrolle der Richterin Fiona in Emma Thompson die ideale Besetzung gefunden. Ihr Spiel ist nuanciert und an manchen Stellen geradezu ergreifend. Eine wirklich reife Leistung! Sie vor allen Dingen macht den Film sehenswert.
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03.02.2019
Das ist der Titel des Romanvorlage, kurz und bündig. Deshalb braucht man sich über den deutschen Verleihtitel nicht zu sehr ärgern. Ich gebe mobile allerdings insoweit recht, dass die Leistung der Darsteller/innen, insbesondere natürlich die von Glenn Close, diejenige von Drehbuch und Regie übertrifft. Ohne Close, Pryce und die anderen hätte es in der Tat ein ziemlich mittelmäßiger Film werden können. Im Grunde ist es ja das alte Ibsen - Thema von der Lebenslüge, die spät, zu spät enthüllt wird, welche hier verhandelt wird. Eine kleine Gegenüberstellung verdeutlicht dies ( und das ist dann doch sehr schön inszeniert ): Zu Beginn, als die ersehnte Nachricht aus Stockholm eintrifft, hüpfen beide auf dem Bett herum, und Joe ruft ausgelassen: "Ich habe den Nobelpreis, ich habe den Nobelpreis!" Sehr viel später sehen wir in einer Rückblende das junge Paar, das gerade erfahren hat, dass der erste, damals schon weitgehend von ihr geschriebene Roman vom Verlag angenommen worden ist. Wieder tanzen beide ausgelassen herum, doch diesmal rufen beide: "Wir werden veröffentlicht, wir werden veröffentlicht!"
Ansonsten lohnt sich ein Besuch vor allem, damit man die Mimik einer fabelhaften Schauspielerin auf der großen Leinwand genießen kann.
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01.02.2019
Ja, das Ende mit der Weihnachtsfeier ist ein wenig dick aufgetragen. Gewiss, die Szene zu Beginn mit den von Tony weggeworfenen Gläsern, aus denen die beiden schwarzen Handwerker getrunken haben, ist etwas sehr plakativ. Ja, die Schrecken des Rassismus im tiefen Süden der USA hätten durchaus noch drastischer demonstriert werden können. But so what? Wenn zwei so grandiose Darsteller wie Mortensen und Ali zu bewundern sind, zählen diese Einwände nur wenig. Und es ist auch so schon schlimm genug, welchen Demütigungen Menschen mit einer bestimmten Hautfarbe im Laufe der gezeigten Reise noch vor gut 50 Jahren ausgesetzt waren ( und es teilweise auch heute noch sind ). Ein ganz wichtiger Aspekt in der durchaus ambivalenten Beziehung der beiden Protagonisten ist die Sprache: Dons geschliffenes und von Bildung gesättigtes Englisch gegenüber Tonys grobschlächtigem Straßenenglisch. Deshalb sollte man, wenn möglich, die OV besuchen, da selbst eine gute Synchronisation nicht getreulich wiedergeben kann, wie sehr das jeweilige Sprachregister auch das Denken der Personen prägt. Alles in allem also eine dringende Empfehlung!
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08.01.2019
Ich teile die ehr reservierte Einstellung von Cinemoenti. Die Schauspieler sind alle toll, und auch die Sorgfalt in den Details des Szenenaufbaus ist scon bewundernswert. Aber die Story ist für mich einfach ein Schmarrn, auch wenn Regisseur und Darsteller noch so sehr betonen, wieviel psychologische Feinarbeit im Drehbuch stecke. Ich jedenfalls habe schon bessere Horrorfilme gesehen.
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04.01.2019
Ja, so muss es gewesen sein, im Ruhrgebiet Anfang der 70er Jahre.Wie liebevoll die Straßen mit den stets draußen spielenden Kindern, die grünen Ränder der Städte, und ganz besonders die Wohnungen und der Einkaufsladen als tägliche Begegnungsstätte der Nachbarschaft wiedergegeben werden! Da stimmt einfach jedes Detail. Mit Recht wird der kleine Julius Weckauf überall über den grünen Klee gelobt, da hat Caroline Link wirklich genau den richtigen Jungen für diese schwierige Rolle gefunden. Aber auch die anderen Familienmitglieder, die Eltern, die Ommas und Oppas, die Tanten und Onkel - alle ganz großartig besetzt. Vor allem wirkt nichts überdreht, die Regisseurin weiß genau, wie sie allzu große Gefühligkeit vermeiden muss. Allenfalls das Auftreten des realen HaPe K. am Ende des Films war für meine Begriffe eher unnötig. - Falls Til Schweiger nach seinem amerikanischen Honig - Desaster mal Nachhilfe darin braucht, wie man eine wahrhaftige Tragikomödie dreht, dann sollte er sich mal bei Frau Link informieren.
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19.12.2018
Mir gefällt an dem Film, dass er sich viel Zeit lässt, seine Charaktere, die den verschiedenen Ethnien der heutigen USA angehören, zu entfalten, dass er auf hektische Schnitte weitgehend verzichtet und dennoch eine exzellente Kameraarbeit liefert, dass er spannend ist, ohne reißerisch zu wirken, und dass er gegen Ende noch eine überraschende Wendung bereithält, die hier natürlich nicht verraten werden soll. Die Darsteller, sowohl die weiblichen als auch die männlichen, sind alle ganz ausgezeichnet. Das einzige kleine Ärgernis ist der überflüssige deutsche Titel "Tödliche Witwen", der falsche Erwartungen wecken kann. Es geht hier keineswegs um schießwütige power women. Ein Film, der einen Kinobesuch lohnt.
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22.11.2018
Matt513 hat bereits sehr kluge Beobachtungen zu diesem Film geschrieben. Dem oder den für das Casting Zuständigen muss man ein ganz großes Lob aussprechen: Sie haben mit Rami Malek wirklich die ideale Verkörperung von Freddie gefunden, um so bemerkenswerter, da dieser Darsteller ja bislang nur als Serienschauspieler aufgefallen war. Vor allem seine Performance beim Live Aid - Concert ist fantastisch. Indes krankt dieser Film wie so viele Biopics an dem Problem, dass je imponierender die Darstellung der Hauptfigur ist, desto schablonenhafter meistens diejenige der übrigenden Charaktere ausfällt. Es ist wie bei einem Theaterstück, bei dem eine Rampensau die übrigen Schauspieler in Grund und Boden spielt. Natürlich liegt das auch am Drehbuch, wie Matt513 es völlig zutreffend erläutert hat. Es wäre wahrscheinlich viel besser, sich auf eine entscheidende Lebensphase zu beschränken ( eventuell ergänzt durch einige Flashbacks ), statt in einem Bilderbogen den größten Teil eines ganzen Lebens einfangen zu wollen. Außerdem stören mich immer wieder diese Texte am Ende solcher Biopics, die eine dokumentarische Qualität des Gezeigten vorgaukeln, die so nicht gegeben ist. Die nötigen Informationen zu den nicht mehr erfassten Stationen kann sich, wer will, ja mühelos selber beschaffen.
Ich habe das Kino mit einer Mischung von Bewunderung und Unbehagen verlassen.
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02.11.2018
Diese Überschrift habe ich mir nicht ausgedacht, sondern sie irgendwo gelesen. Sie trifft den Charakter dieses Road Movies aber gut, denn zum einen sind es hier eben deutsche Landstraßen statt amerikanischer Highways und zum anderen - siehe Titel - Mofas und keine dicken Chopper. Und so fahren die beiden Brüder durch die deutsche Provinz, bis sie auf ihrer letzten Station sogar Berlin erreichen. Das könnte ein wenig schematisch geraten, hätte man nicht sehr gute Dialoge und vor allem eine Riege hervorragender Darsteller, allen voran Eidinger und Mädel. Beide zeigen scheinbar unangestrengt, was sie alles drauf haben ( inklusive Tischtennis und Steptanz ), man nimmt ihnen das ungleiche Brüderpaar gerne ab. Bei Mädel gefiel mir besonders, dass sein Georg ein wenig wie eine Kreuzung aus seinen beiden bekanntesten Rollen, dem Ernie aus "Stromberg", und dem "Tatortreiniger" wirkte. Und Eidinger ist ihm als Businessman in der Midlife Crisis absolut ebenbürtig. Schön, dass die erste Riege deutscher Schauspielerinnen bereit war, hier auch kleine Rollen zu übernehmen, unter anderem die wunderbare Sandra Hüller als Georgs dörfliche Sehsuchtsfrau.
Insgesamt ein deutscher Film, der einfach viel Spaß bereitet.
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24.10.2018
Der Film hätte z.B. auch "Voices" heißen können, denn - fast wie ein Hörspiel - lebt er vor allem von den Stimmen, die man hört. Die filmischen Mittel sind auf ein Minimum reduziert, fast noch mehr als in den früheren Dogma - Filmen. Und doch ist "The Guilty" sehr spannend, zumal es mehrere unerwartete Wendungen gibt, die hier aber keinesfalls verraten werden dürfen ( Spoiler! ). Nur soviel: Schuldig ist hier - bis auf das kleine Mädchen natürlich - jeder der Beteiligten, und deshalb ist der Titel eben doch der passende.
In meiner Vorstellung war es ganz still, das Publikum war sehr gebannt, und das trotz der fehlenden heutzutage üblichen Effekte. Ein gutes Zeichen: Auch mit einer Spannung, die nur vom Dialog und dem überzeigenden Spiel des Hauptdarstellers lebt, kann man die Zuschauer immer noch packen.