Es gibt 392 Beiträge von Raspa
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
21.12.2022
Wie man lesen konnte, war der Film in den USA alles andere als ein Kassenschlager. Wie es mit Europa aussieht, ist wohl noch nicht ganz absehbar. Zufall oder nicht, wir waren gestern in der Nachmittagsvorstellung zu zweit - ohne irgendwelche weiteren Besucher. Woran liegt es? Vermutlich daran, dass Maria Schrader bewusst auf alle spektakulären Missbrauchsszenen vezichtet hat. Und H. Weinstein, der, um den sich alles dreht, kommt nur als Telefonstimme und, ganz gegen Ende, in Rückenansicht vor. Nicht er soll der eigentliche Protagonist sein, sondern seine Opfer. Wir fanden diese Herangehensweise sehr überzeugend, sehr respektvoll gegenüber dem Leid der von Weinstein gedemütigten Frauen. Und ja, der Film hat in der Art, wie er die akribische Aufklärungsarbeit der Journalistinnen zeigt, durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit "All The President's Men". Der hatte damals großen Erfolg, She Said dagegen - unverdientermaßen - leider nicht.
weitere Infos zu diesem Film | 7 Forenbeiträge
06.10.2022
Gar nicht so schlecht besucht war diese Vorstellung, in der Tarantinos Erstling als Filmklassiker präsentiert wurde. Offenbar zieht der Name des Regisseurs, denn die meisten besucher waren zu jung, um ihn Anfang der 90er schon im Kino gesehen zu haben. Aus irgendeinem Grund hatte auch ich ihn damals verpasst und konnte dies nun nachholen. Und trotz erkennbar schmalem Budget waren typische Merkmale des späteren Meisters bereits klar erkennbar: Die schrägen Charaktere - nur Männer, es taucht keine einzige Frau auf - , die aberwitzigen, alles andere als politisch korrekten Dialoge, die gnadenlose Brutalität in einzelnen Szenen. Für mich war es eine interessante, wenn auch sehr späte Entdeckung.
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
29.09.2022
Dieser Begriff klingt vielleicht ein wenig salopp in Bezug auf den orthodoxen Juden und den moslemischen Beduinen, die das Schicksal gemeinsam in die Wüste verschlagen hat und die zunächst eher eine Zwangsgemeinschaft bilden, aus der dann aber nach und nach eine fast freundschaftliche Beziehung entsteht. Man könnte meinen, ein solcher Plot sei doch nahe am Kitsch gebaut, dem ist aber nicht so. Dies liegt daran, dass die beiden Charaktere nicht wie Abziehbilder für Stereotypen wirken, sondern sehr authentisch und, ja, menschlich wirken. und zudem von zwei hervorragenden Akteuren dargestellt werden Der Weg durch die Wüste ist mit großartigen Landschaftsaufnahmen versehen. Wenn manchmal gewisse Längen zu spüren sind, so hat auch das seine Berechtigung, denn es ist eben - in jeder Hinsicht - ein sehr mühsamer Weg, den die beiden Männer zurückzulegen haben. Ohne zu spoilern, kann man sagen, dass das Ende eine Art Utopie darstellt, so dass man gut daran tut, es nicht auf die realistische Goldwaage zu legen.
Schließlich handelt es sich um eine Komödie, aber eine, die nicht nur einfach belustigen will.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
27.07.2022
Luhrmann, dessen filmisches Haupttheman ja schon immer das Showgeschäft in all seinen Facetten war, hat in Austin Butler eine fantastische Verkörperung des jungen, rebellischen , erotisch wirkenden Elvis gefunden. Man kann sich ja heute kaum noch vorstellen, wie dessen Performance in der weißen Gesellschaft der 50er Jahre einschlagen musste, als alles, was nicht wie brave Countrymusik oder weichgespülter Orchesterjazz klang, nur unter "Race Music" subsumiert werden konnte, mit der man nichts zu tun haben wollte. Der Film schneidet eindrucksvoll die gegensätzlichen Reaktionen der hingerissenen Teenager, besonders der weiblichen, und der gesetzten Erwachsenen, gegeneinander, als Elvis auf der Bühne alles das rauslässt, was er bei schwarzen Musikern und der Gospel - Musik aufgesogen hat.
Der zweite Elvis ist der Elvis der Las Vegas - Jahre ab 1968, der immer mehr der Tablettensucht verfällt und der es nicht schafft, sich aus den Fängen "Colonel" Parkers zu befreien, so dass die ersehnte Welt-Tournee nie zustande kommt. Was ist aber mit den Jahren dazwischen, denen nach seiner Militärzeit in Deutschland? Dass Elvis gerne ein Filmstar wie James Dean geworden wäre, auf Veranlassung Parkers aber nur immer schlechter werdende Filme dreht, in denen er v.a Schnulzen singen muss, dass er in dieser Zeit praktisch total seine Bühnenpräsenz verliert, wird nur ganz kurz angerissen, ansonsten aber übersprungen. Den späten Elvis mag man dem jungenhaften Butler auch nicht so recht abnehmen, was v.a. die letzten Minuten unterstreichen, die den echten Elvis in einem faszinierenden Konzertausschnitt im Jahr vor seinem Tod zeigen.
Daher wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, zwei Filme zu konzipieren: Einen , der die frühen Jahre noch ausführlicher thematisiert und für den Butler tatsächlich die Idealbesetzung ist, und einen, der sich den späten Jahren widmet, und für den man dann einen anderen, passenderen Darsteller hätte finden müssen. Genug Stoff für zwei Filme gäbe die Figur des ersten Superstars der populären Musik allemal her.
Bleibt noch die Frage, wie gut Tom Hanks die Rolle seines zwielichtigen und manipulativen Managers spielt. Ich las dazu sehr unterschiedliche Auffassungen. Ja, vielleicht bleibt sein Spiel etwas an der Oberfläche dieses chamäleonhaften Charakters, was dann aber auch am Drehbuch liegt, das seine obskure Vergangenheit erst ganz am Ende enthüllt. Ich fand aber letztlich, dass Hanks das Schmierige und Gierige von Presleys Mentor sehr angemessen darstellt.
Alles in allem: Sehenswert.
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
13.06.2022
Matt513 hat den Film schon überaus treffend beschrieben, so dass ich eigentlich nicht mehr viel hinzufügen muss. Auch ich habe schon einige Filme zum Thema "Demenz" gesehen, darunter ausgezeichnete wie z.B. "Iris" über die letzten Jahre von Iris Murdoch, und leider auch einen so missratenenen wie "Honig im Kopf". "The Father" unterscheidet sich aber von allen anderen durch die Perspektive - Matt513 hat dies ja erklärt - , die einem als Zuschauer regelrecht den Boden unter den Füßen wegzieht. Ein Aspekt, der mich noch sehr berührt hat, weil ich einen ähnlichen Fall selbst erlebt habe, ist die schreckliche Ungerechtigkeit, mit der der alte Mann die verstorbene Tochter idealisiert und damit die andere, die sich für ihn aufopfert, immer wieder vor den Kopf stößt. Hopkins deutet in einem Interview an, dass sein eigener Vater sich ihm gegenüber ähnlich verhalten habe und dass es ein seltsames Gefühl gewesen sei, im Grunde den Charakter seines Vaters am Ende von dessen Leben nachzuzeichnen. Nun, woraus er auch geschöpft haben mag, seine Darstellungskunst ist grandios und gar nicht hoch genug einzuschätzen. Unbedingt sehenswert also!
weitere Infos zu diesem Film | 5 Forenbeiträge
28.04.2022
Ich habe mir den Film noch einmal angesehen, um mir später Dr. Sleeps Erwachen anzuschauen, der ja als eine Art Fortsetzung gilt. Dabei wollte ich auch überprüfen, ob es gute Gründe für St. Kings Kritik an der Verfilmung seiner Vorlage gibt. Auch wenn ich diese nicht gelesen habe, glaube ich doch, dass man diese zurückweisen kann. King will offenbar nicht akzeptieren, dass ein Film ein Werk sui generis ist und sich nicht auf bloße Reproduktion eines literarischen Textes beschränken sollte. Kubrick hat ein faszinierendes Portrait einer dysfunktionalen Familie gedreht und hatte dabei drei herausragende Darsteller zur Verfügung. Allen voran natürlich Jack Nicholson. By the way: Happy birthday, old boy!
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
15.04.2022
Wenn man heute Kinderbuchklassiker verfilmt, kann man natürlich nicht so tun, als ob alles noch so wie vor 30, 40 oder mehr Jahren wäre. Also benutzen die Wiener Grundschüler und -schülerinnen hier selbstverständlich auch Smartphones, und Franzens großer Bruder ist ein fanatischer Gamer. Auch die Schule hat sich seit den Zeiten der originalen Nöstlinger - Geschichten stark verändert, was man freilich hier eher ausgespart hat: Der autoritäre Klassenlehrer "Zickzack" wirkt wie ein Relikt aus alten Pauker - Zeiten. Undenkbar, dass ein Lehrer junge Schüler heute noch mit Nachnamen anredet. Ansonsten hat man einige Handlungsstränge aus Nöstlingers Geschichten aber geschickt zusammengefügt und, v.a. auch dank der herzerfrischenden Spielfreude der jungen Akteure, einen Film produziert, der bei der Zielgruppe gut ankommen sollte. Ich sah den Film mit meinem 7jährigen Enkel, dem er, wie mir auch, sehr gut gefallen hat und den auch der österreichische Sprachduktus nicht gestört hat. Fazit: Ein gutes Beispiel für den berühmten "Film für die ganze Familie".
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
30.03.2022
Was auf deutsch soviel wie einerseits - andererseits heißt und sagen will, dass man diesen Film, je nach Sichtweise, loben und / oder kritisieren kann. Was ist zu loben? Dass Almodóvar wieder einmal großartige Rollen für Frauen geschaffen hat, die v.a. von P. Cruz und auch von der jungen M. Smit wunderbar ausgestaltet werden. Die Person des Geliebten bleibt dagegen eher oberflächlich skizziert, Männer interessieren Almodóvar wohl einfach nicht so stark wie Frauen; das war ja schon immer so bei ihm. Weiterhin gefiel uns, wie liebevoll hier spanisches Alltagsleben wiedergegeben wird, etwas, das besonders denen gefallen wird, die Spanien wirklich gut kennen. Wo liegen nun aber die Kritikpunkte? Nun, die Geschichte um die beiden so ungleichen Mütter und die vertauschten Babys ist ja ein echtes Melodram, ganz in der Tradition z.B. eines Douglas Sirk. Zugleich geht es dem Autor und Regisseur aber um ein für Spanien immer noch sehr brisantes Thema, nämlich die im spanischen Bürgerkrieg von den Falangisten schmählich ermordeten und verscharrten politischen Gegner. Und dieses zweite Thema ist recht gewaltsam mit dem Melodram verknüpft, bleibt daher eher nur die Umrandung der Haupthandlung und hätte eigentlich einen eigenen Film verdient, der sich ganz dieser Problematik widmet. Daher bleibt als Fazit: Ein sehenswerter Film, der aber dennoch nicht restlos überzeugen kann.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
06.01.2022
Sähe man diesen Film und wüsste vorher nicht, wer ihn gedreht hat, käme man dann auf den Namen Spielberg? Wohl kaum, denke ich, was aber nur belegt, dass dieser Regisseur wirklich in allen Sätteln gerecht ist. Warum lohnt es sich, dieses klassische Musical noch einmal zu verfilmen? Spielberg überträgt es ja nicht in die heutige Zeit, die Kulissen, die Autos, die Mode, alles bleibt im Stil der Entstehungsepoche. Was modern ist, das ist der Mut, die Puertoricaner viel Spanisch sprechen zu lassen ( unsynchronisiert und ohne Untertitel! ), und auch, wenn sie auf Englisch singen, bleibt ihr Akzent immer unüberhörbar. Und gesungen und getanzt wird ganz ausgezeichnet! Zudem werden die Identitätsprobleme - wann ist man ein "echter" Amerikaner und wann nicht? - stärker betont als in der früheren Filmfassung, soweit ich mich an diese erinnern kann.
Die Lieder werden untertitelt. Die Übersetzung stellte mich nur teilweise zufrieden. Die wunderbaren Lyrics des kürzlich verstorbenen St. Sondheim werden oft zu frei und unnötig schwülstig übersetzt, versuchen auf unangemessene Weise allzu poetisch zu sein.
Die beiden Protagonisten sind hinreißend in ihrer wunderbaren Jugendlichkeit, was auch insgesamt für die Besetzung gilt. Gute Arbeit des Casting-Teams!
Fazit: Ein sehenswerter Film auch für Nicht-Musical-Fans wie mich.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
02.12.2021
Es gibt vielleicht ein wenig zu viele Musiker - Biopics in den letzten Jahren. Dieses hier ist aber etwas anders, und zwar, weil es sehr viel mehr als die Bisherigen auf die Kraft der Musik vertraut. Oft werden die berühmten Songs ja sonst nur angetippt, und schon geht es im Sauseschritt weiter durch das Leben der Protagonisten, meist mit vielen Rückblenden garniert. Hier wird fast ausschließlich chronologisch erzählt, endend mit der Aufnahme des berühmten Gospel - Albums in einer Kirche, das überraschend ihr erfolgreichstes werden sollte. Jennifer Hudson ist von ihren darstellerischen Fähigkeiten her vielleicht nicht die größte Künstlerin, dafür jedoch hat sie eine umwerfende Stimme, die der von Aretha beachtlich nahe kommt. Und beim Singen erreicht sie auch die mimische Überzeugungskraft, die ihr sonst ein wenig abgeht. Sehr gut agiert Forest Whitaker als zugleich liebevoller wie autoritärer und bisweilen cholerischer Vater, ein Freund und Gefährte von M. L. King, dessen Anliegen Aretha auch vehement unterstützt. Sie wird im Übrigen nicht glorifiziert, denn auch einige weniger schmeichelhafte Seiten ihrer Persönlichkeit werden nicht ausgespart.
Insgesamt ein Film, der vor allem Freunden der Soul-Musik mit Sicherheit gefallen wird.