Es gibt 392 Beiträge von Raspa
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02.08.2016
Aufgrund der Kritik von "mobile" habe ich mir auch die DVD ausgeliehen. Ich kann verstehen, warum der Film nicht lange im Kino lief. Er hat in seiner bedächtigen linearen Erzählweise etwas recht Altmodisches. Warum ich ihn dennoch ganz gerne angesehen habe, das liegt an den beiden alten Herren, besonders an dem knorrigen Nick Nolte, der den vom Leben gebeutelten Ex-Alkoholiker sehr überzeugend verkörpert, nicht zuletzt dank seiner dunkel-kehligen Stimme. Insgesamt also ein Film, den man sich milde amüsiert mal ansehen kann, mehr aber auch nicht.
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26.07.2016
Ich habe den Film voriges Jahr im Kino gesehen und ihn nun noch einmal zu Hause im Originalton verfolgt. Wölffchens Überschrift "Altgold" trifft es gut: Dies ist ein handwerklich sauber gemachter Zeitfilm, eher konventionell in der Machart, z.B. mit den wiederkehrenden Flashbacks und darin besonders der allzu hollywoodesken Flucht aus Oesterreich, der v.a. vom lebhaften Spiel der wunderbaren Helen Mirren lebt. Ihr Deutsch ist erstaunlich akzentfrei, ihr Englisch jedoch von eindeutig britischer Provenienz, was eigentlich nicht zu einer Frau passt, die als junge Frau in die USA ausgewandert ist. Nun, sei's drum, dies ist ein zu vernachlässigender Aspekt in einem, nun ja, anständigen Film.
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16.07.2016
Wahrscheinlich hat jede(r) die eine oder andere Kritik gelesen, da Maren Ades Film ja in allen Gazetten zu Recht als ein Film gefeiert wurde, der uns auf äußerst unterhaltsame Weise sehr viel über unsere Zeit und unsere globalisierte Welt erzählt. Deshalb möchte ich hier nicht ausführlich den wohl allseits sicherlich bekannten Inhalt referieren, sondern mich darauf beschränken, die wirklich herausragenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller zu preisen: Da ist zum einen Sandra Hüller, die die toughe Unternehmenberaterin Ines, die nur noch im Sinne von Karriereplanung und Effizienz denken kann, auf atemberaubende Weise verkörpert. Selbst bei der Massage möchte Ines nicht sanft angefasst, sondern geradezu verhauen werden ( "to be beaten up" ), um nur ein Beispiel für ihre selbstzerstörerische Haltung zu geben. Dass man aber dennoch merkt, mit welcher Selbstverleugnung diese Einstellung erkauft wird, das macht die große Kunst der Hüller aus. Und zum zweiten der ebenfalls hinreißend agierende Peter Simonischek: Wie sein Winfried, Ines' Vater, sich auf ihre Fährte macht, weil er spürt, dass der Weg seiner Tochter nicht der richtige sein kann, dass sie seine Hilfe braucht, und wie er dies dann in der schreiend komischen Mimikry als Toni Erdmann ( ein durchaus sprechender Name ) zu erreichen versucht, das ist ebenfalls große Schauspielkunst. Ohne die Nebenrollen, die alle sehr gut besetzt sind, vernachlässigen zu wollen, muss man sagen: Schon wegen der beiden großartigen Protagonisten lohnt sich ein Besuch in jedem Fall. Die Vorstellungen im "Atelier" werden, wie wir feststellen konnten, stark frequentiert, und man wundert sich ein wenig, warum ein deutscher Film, der auch international so viel Aufsehen erregt hat, nicht zumindest in zwei Theatern gezeigt wird. Traut man dem Düsseldorfer Publikum so wenig zu?
Spätere Anmerkung: Diese Beobachtung galt nur für die erste Woche, danach war der Film noch in zwei weiteren Theatern zu sehen.
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12.07.2016
"Schön" mag etwas banal klingen, aber dieses Epitheton passt hier. Ein Film vor dem Hintergrund des Dritten Reichs, in dem es keine einzige Naziuniform und kein Hakenkreuz zu sehen gibt und der doch einen bestimmten Aspekt jener Zeit ausgezeichnet beleuchtet, nämlich das Leben im Exil. Dabei hat Zweig - wunderbar dezent gespielt von Josef Hader, den man sonst eher als hintergründigen Kabarettisten kennt - gegenüber vielen anderen Exilanten natürlich den Vorteil, ein auch im Ausland berühmter Schriftsteller zu sein. Indes, der Gestus des anderen berühmten Repräsentanten deutscher Dichtung, Thomas Manns, "Ich vertrete die wahre deutsche Kultur, und ich werde nicht ruhen, den faschistischen Ungeist anzugreifen" ( man denke an seine Radioansprachen in der BBC ), dieser Gestus liegt Zweig nicht. Er würde sich gerne irgendwo in den hintersten Winkel Brasiliens zurückziehen und einfach nur schreiben, aber das geht eben nicht unter den obwaltenden Umständen. Maria Schrader will nicht behaupten, sie wisse genau, warum er schließlich mit seiner zweiten Ehefrau in den Freitod geht ( der nur sehr indirekt gezeigt wird ), aber wer genau auf manche Sätze des Protagonisten achtet, bekommt eine Ahnung davon, warum er am Ende so verzweifelt war. Kameraarbeit, Ausstattung und Besetzung wurden ja bereits sehr zu Recht gelobt, und so kann man diesen wirklich guten deutschen Film nur wärmstens empfehlen.
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16.06.2016
So recht konnte uns Ms. Fosters Ausflug in die Niederungen der Fernseh- und Finanzwelt nicht überzeugen. Woran lag es? Wohl daran, dass sich die Regisseurin nicht so richtig entscheiden konnte, was sie eigentlich wollte. Der Film funktioniert ganz gut, solange die Handlung sich im Fernsehstudio abspielt. Wäre man dort geblieben, hätte die Atmosphäre vielleicht immer klaustrophobischer werden können. Dies erschien den Produzenten aber möglicherweise als zu theatermäßig, nicht effektvoll genug. So müssen Clooney und O'Connell also durch die Straßen von Manhattan ziehen, umringt von Dutzenden schwerbewaffneter Cops. (Achtung Spoiler:) Und dass am Ende genau der Akteur sterben muss, den es nach den traditionellen Hollywoodregeln treffen muss, das fand ich schon arg enttäuschend. Auch die vielen Zufälle bei der Aufdeckung des Betrugs tragen dazu bei, dass ein insgesamt nicht schlechter, aber doch recht mittelmäßger Film entstanden ist.
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17.05.2016
Wieviele Zuschauer sind in diesen Film geströmt? Waren es mehr als 4 oder sogar mehr als 5 Millionen? Obwohl es doch andere hervorragende Filme zum Thema "Alzheimer" gibt, etwa "Still Alice", oder - herausragend! - "Iris". Ich bin eigentlich kein Freund von Filmen im Flugzeug auf dem kleinen Bildschirm, aber auf unserem gestrigen Langstreckenflug entdeckte ich das Angebot, sich Schweigers letzten Riesenerfolg anzusehen, und so dachte ich mir, dies sei denn doch die Gelegenheit, mir ein eigenes Urteil zu bilden, zumal der Tausendsassa ja nicht müde wird, seine übelwollenden Kritiker zu verdammen. Um es vorwegzunehmen: Mein Urteil fällt - sorry, Til! - vernichtend aus. Eine so klischeehafte, aneinandergereihte Nummernrevue mit krachledernen Komikeffekten hatte ich dann doch nicht erwartet. Die Figuren: Allesamt Charaktermasken ohne echte Individualität. Nun gut, Hallervorden spielt den verwirrten Alten ganz beachtlich ( aber allein dieser alberne Vorname: Amandus - wer heißt denn so? Aber bei Schweiger heißen Detektive ja auch Chiller, pardon: Tschiller ), was jedoch diese sentimentale Schmonzette, in der Tochter Emma als Enkelin Tilda ständig angebliche Kindermundwahrheiten kundtun muss, auch nicht retten kann. Ich bin nur froh, dass ich mir diese angebliche "Tragikomödie" nicht im Kino angeschaut habe. Jeder dafür bezahlte Euro wäre ein Ärgernis gewesen.
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09.04.2016
Ob Woody Allen sich mal mit Dürrenmatt beschäftigt hat? Man könnte es fast glauben, wenn man an dessen wichtigste These im Anhang zu den "Physikern" denkt: "Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat." Genau das exerziert auch Woody hier durch. Das entbehrt zunächst nicht einer gewissen Plausibilität, denn dass einer, dem sein Leben ohnehin zur Last geworden ist, sich nicht groß um eine mögliche Bestrafung schert, ist ja durchaus nachvollziehbar. Der Twist allerdings, dass ein Unschuldiger verhaftet wird, nur weil er Zugang zum Mordmittel und ein mögliches Motiv hatte, es aber ansonsten gar keine Evidenz gegen ihn gibt, scheint doch etwas weit hergeholt. Nur so aber kann der Autor die Schraube bis zum fatalen Ende drehen. Trotzdem kann man sich auch diesen Allen-Film mit einigem Vergnügen ansehen, weil der Mann einfach so unverschämt gute Dialoge für seine - wie fast immer - ausgezeichneten Darsteller schreibt. Die Leute so reden lassen, dass es ganz natürlich klingt, das scheint so einfach und ist doch so schwer. Woody kann es einfach, und deshalb hoffe ich, dass er noch lange einen neuen Film pro Jahr hervorbringt. Da stimme ich mit "mobile" völlig überein.
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22.03.2016
"Raum", "Schrank", Stuhl", so bezeichnet der kleine Jack die Dinge, die für seine ersten fünf Lebensjahre seinen Lebensraum ausmachen. Gibt es noch andere Räume, Schränke, Stühle, gibt es eine Welt außerhalb des engen Zimmers in einem Schuppen, in welchem er mit seiner Mutter Tag für Tag leben muss? Er kann es sich kaum vorstellen. Entsprechend lawinenartig brechen die Sinneseindrücke auf ihn ein, nachdem die Flucht gelungen ist. "Dieser Jacob hätte den Oscar mindestens genauso verdient wie Brie Larson," urteilte meine Begleitung spontan nach Ende des Films, und, obwohl so etwas natürlich nicht wirklich in Frage kommt, ist die Leistung des jungen Darstellers tatsächlich phänomenal. Schwer vorstellbar ist für mich allerdings, dass man Personen, die so etwas durchlebt haben, sogleich ins Alltagsleben entlässt, auch wenn sie selbst aus einer falschen Selbsteinschätzung heraus dies so wünschen. Vor allem die Mutter hätte unbedingt eine gründliche Traumatherapie bekommen müssen, bevor man sie in ein alles andere als unkompliziertes Familienleben entlässt. Doch sei dem wie dem sei: Es lohnt sich diesen Film anzusehen.
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20.03.2016
Ich habe diesen wichtigen Film erst jetzt im TV gesehen. Er ist ein aufregender Beitrag zum Thema Gewalt. Die Szenen aus dem Sudan sind zum Teil kaum auszuhalten und lassen mich wieder mal fassungslos fragen, welche Leute in der FSK finden, dass man so etwas 12jährigen zumuten kann. Aber dies ist ein eigenes Thema. Natürlich habe ich auch Wölffchens interessante Kritik gelesen, denke aber, dass man der Regisseurin nicht etwas unterstellen sollte, was sie so wahrscheinlich gar nicht gemeint hat. Denn es ist ja nicht so, dass der Vater dem Rivalen "die andere Wange" anbietet. Er hat gegen dessen stupide Brutalität einfach keine Chance der Gegenwehr. Später, im afrikanischen Lager, zeigt er gegen den widerwärtigen Warlord ja dann auch eine sehr aggressive Reaktion.
Überaus lobenswert ist das Spiel der beiden Knaben. Unglaublich, wie großartig diese Halbwüchsigen ihre Rollen ausfüllen!
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17.02.2016
Sicher mit Bedacht geschehen, dass Inárritu das recht literarische Wort "Revenant" als Titel benutzt, denn es beginnt mit den gleichen Buchstaben wie "revenge", und um Rache geht es dem Protagonisten ja in erster Linie bei seinem Überlebenskampf. Dass diCaprio in manchen Kritiken hämisch unterstellt wird, er ziehe hier eine große Show ab, um so endlich einen Oscar zu ergattern ( z. B. in der SZ ), finde ich ziemlich unfair. Viel wichtiger ist doch, dass der schlichte Slogan " Kino - dafür werden Filme gemacht"" hier einmal voll und ganz zutrifft. Wölffchen hat die Leistung des Regisseurs und der anderen Beteiligten ( Musik! ) ja bereits angemessen hervorgehoben, so dass ich mich darauf beschränken kann zu behaupten, dass dies ein Film ist, der bleiben und hoffentlich immer wieder auf der großen Leinwand zu sehen sein wird. Dort gehört er nämlich unbedingt hin.