Es gibt 162 Beiträge von juggernaut
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11.10.2004
Nein, es handelt sich bei diesem Ausspruch nicht um die abschließende Einschätzung John Kerrys über G.W. Bush aus ihrer letzten Fernsehdebatte. Vom Ausstrahlungstermin her hätte es allerdings beinahe hinkommen können. Denn die bekloppte ARD hat das unverwüstliche, genial komische Meisterstück ?Ein Fisch namens Wanda? (aus dem obiges Zitat stammt) mit dem grandiosen Kevin ?Nenn mich nicht dämlich!? Kline und dem unvergleichlichen, one and only John Cleese am letzten Sonntagmorgen um drei Uhr angesetzt! Liebe ARD, mit einer solchen Programmplanung liefert Ihr einem die Argumente frei Haus, Euch auch weiterhin die Gebühren schuldig zu bleiben. Und Euren SchonGEZahlt-HipHop-Komiker aus der Kinowerbung braucht Ihr gar nicht erst loszuschicken. Der weiß sowieso nicht, in welchem Buch Nietzsche behauptet, dass beinahe jede Form höherer Kultur auf Grausamkeit beruht. Diese Unkenntnis wird aber bekanntlich seit ?Ein Fisch namens Wanda? mit einer Fritte im Nasenloch bestraft...
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07.10.2004
Ein Film, der mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Was durchaus im Sinne seiner Hauptperson, US-Verteidigungsminister a.D. Robert Strange McNamara, sein dürfte: ?Beantworte nur die Fragen, von denen du dir wünschst, dass man sie dir gestellt hätte.?
NcNamara rekapituliert seine Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg, die Kuba-Krise und den Vietnam-Krieg, und lässt uns dabei in einige Abgründe schauen, aus denen heraus Entscheidungen gefällt wurden, die Hunderttausende Menschen das Leben kosteten ? und einer Menge anderer das Leben retteten. Er demonstriert anhand dieser Beispiele recht anschaulich das, was man ?die Logik des Krieges? nennt. In elf Kapitel bzw. ?Lessons? McNamaras hat Dokumentarist Errol Morris das Material gegliedert, die sowohl Bekanntes (?Never say never?, ?Maximize your efficiency?) als auch Interessantes und Diskussionswürdiges (?Rationality won?t save us?) enthalten. Abgesehen von einigen eher anekdotischen Einlassungen sind die dazugehörigen Kommentare und Erklärungen des zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits 85-Jährigen aber durchaus spannend.
Weniger gut gefallen hat mir indes die filmische Umsetzung durch den Regisseur: teilweise scheinbar beliebig, teilweise unnötig hektisch bebildert (und ebenso hektisch geschnitten), findet der Film nie einen Rhythmus. Und die charakteristische Philip Glass-Filmmusik hat mich dieses Mal mit zunehmender Länge auch zunehmend genervt.
Im ?Epilog? kommt Morris dann noch mit einigen Fragen, die McNamara, z.T. aus durchaus nachvollziehbaren Gründen, z.T. siehe obiges Zitat, nicht beantworten möchte. Nun sind Krieg und Frieden, Schuld und Sühne, Moral und Verantwortung etc. auch keine Themen, zu denen man einen irgendwie gearteten Schlusspunkt setzen könnte, außer vielleicht Lesson 11: ?You can?t change human nature?. Aber ein bisschen mehr hätte man dazu aus dem Mund des einmal ?bestgehassten Verteidigungsministers der USA? schon gerne noch erfahren. Da bleibt wohl doch nur der Blick in den, wie ich mir hab sagen lassen, immer noch amtlichen Klassiker der Kriegsgeschichtsschreibung, Thukydides? fast zweieinhalbtausend Jahre alte (und wohl auch in neueren Übersetzungen noch ziemlich anstrengende) Studie über den Peloponnesischen Krieg. Tja, es war eben alles schon damals da: You can?t change human nature...
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30.09.2004
Nach ?Monster? Adolf zur Erholung und Abwechslung mal ein paar ganz normale Mmmmonsters of Rrrrooooock: So gut wie kein Sex, nicht zu viel Rock?n Roll, dafür einiges über Drugs und viel Gruppen- und Gesprächstherapie nebst Probearbeit. Zum glücklichen vorläufigen Schluss ein bisschen zu viel ?I appreciate this? und ?I appreciate that?, auch dem Psychologen und Leiter der rund zweijährigen Gruppentherapie, den die Band kurz vorher noch gefeuert hatte, wird noch einmal allgemeine Wertschätzung bekundet.
Das hört sich weitaus weniger amüsant an als der Streifen tatsächlich ist. Tatsächlich schafft er es aber, über die für einen Dokumentarfilm ungewöhnlich lange Strecke von 140 Minuten gut zu unterhalten, weil eben nicht alles an dem Film und seinen Stars bierernst zu nehmen ist. Auch wenn man meint zu erkennen, dass Gitarrist und Sänger James Hetfield nach seiner Rückkehr von einer sechsmonatigen Entziehungskur tatsächlich ?gereifter? wirkt, nachdem er und seine Kumpanen in früheren Jahren alles dafür getan hatten, der Band ihren Spitznamen ?Alcoholica? zu verdienen. Gut vertragen hätte der Film indes ein paar Kürzungen bei den Auftritten von Drummer Lars Ulrich, denn der kommt manchmal ein bisschen arg pathetisch daher und deklamiert mehr als dass als spricht.
Jedenfalls muss man weder Metallica-Fan noch ausgewiesener Heavy Metal-Experte sein, um an ?Some Kind of a Monster? Gefallen zu finden. Aber wie das halt so ist, wenn man eh grad mit Metallica zu tun hat: Ich habe nach dem Kino schon mal vorsorglich ihre mehr als 20 Jahre alte und ebenso lange nicht mehr gehörte ?Kill ?em all?-Vinylscheibe aus der Plattensammlung rausgekramt. Bin mal gespannt, ob sie so gut ist wie ?Some Kind of a Monster?.
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29.09.2004
Eine künstlerisch ambitioniert fotografierte und geschnittene, spannende zweistündige Stadtrundfahrt, die anders als ein gewöhnlicher Thriller aussehen möchte und das auch durchaus überzeugend hinbekommt. Aber letzten Endes auch ?nur? ein Thriller, der sich mit seinem eher konventionellen und nicht recht befriedigenden Ende an die Spielregeln des Genres hält.
Einige pointierte Dialoge zwischen Cruise und Foxx verleihen den Figuren einen gewissen Tiefgang, überraschende Wendungen und Szenenabschlüsse halten Interesse und Spannung aufrecht und lassen auch das ziemlich wacklige Handlungsgerüst mitsamt Drehbuchlöchern in den Hintergrund treten (Wie man z.B. die in ihre Einzelteile zerlegte Schießerei im Club ?Fever? als stimmigen, in sich logischen Handlungsablauf rekonstruieren könnte, ist mir ein Rätsel. Aber auf solche Dinge legen in einem Design-Thriller wohl weder Macher noch Zuschauer sonderlich viel Wert). Abgerundet wird ?Collateral? durch mit Bedacht ausgewählte bzw. für den Film komponierte Musik, von Jazz bis Grunge. Insgesamt bestätigt Michael Mann wieder einmal, dass er ein versierter Filmkunsthandwerker ist. Ich habe allerdings seinen ?Manhunter? in noch besserer Erinnerung, weil da ? bei ebenfalls ausgeklügeltem Look ? Geschichte und Charaktere ausgefeilter und interessanter waren.
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22.09.2004
Und am besten gleich noch einen weiteren Zeugen, der ein bisschen Erfahrung im Umgang mit Leichen und ihrer Wiederaufbereitung hat. Zum Beispiel jemand, der regelmäßig ?Six Feet Under? guckt:-)
Noch einmal ernsthaft: Was mich betrifft, ist die inhaltliche Auseinandersetzung um den Film mit JG zu den Akten gelegt, da sie kaum mehr über den Austausch von gegensätzlichen Standpunkten, die sich ohnehin nicht mehr ändern werden, hinauskommen dürfte. Was noch zu sagen wäre über das ß sowie den Umgang mit anderer Leute wörtlichen Zitaten, hat mit dem Film nun überhaupt nichts mehr zu tun und gehört nicht hierher, dafür gäbe es immer noch die persönliche Mitteilungsfunktion.
Abgesehen davon: Ich kann zwar hier in meinem Büro immer mal wieder zwischendurch auf die Forumsseite gehen und Beiträge schreiben (nein, ich bin weder Beamter noch im öffentlichen Dienst tätig - und noch mal (seufz) ein Emoticon :-), damit auch jeder versteht, wie?s gemeint ist), möchte aber nicht unbedingt durch ständiges Privatsurfen und Forumsbeiträge schreiben noch weiter mutwillig den Untergang meines Arbeitsplatzes beschleunigen. Also, bis denn, der nächste Aufreger-Film kommt bestimmt!
Am ?Untergang? mögen sich nun bitte andere Leute abarbeiten. Freiwillige vor!
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21.09.2004
...gut erhaltene, preiswert abzugebende Duellpistolen.:-)
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21.09.2004
Um historische oder militärische Details ging es in dem Beitrag ?Eichingers Endspiel? wohl doch noch, oder wie ist das Folgende zu verstehen (copy & paste, Ihr braucht?s nicht nachzuprüfen): ?...dann fände ich es als Zuschauer schon schön, wenn mir nicht einfach nur beliebige Schießereien in beliebigen Ruinen gezeigt werden ? es ist ja nicht einmal gelungen, die Lagebesprechungen im Bunker mit dem Kriegsgeschehen draußen filmisch zu synchronisieren: Daß sich ein militärischer Ring immer enger um ein Zentrum legt, wird in der Inszenierung der Kämpfe einfach nicht deutlich.? (NB: ich hab sogar das dass mit ß drin gelassen!). Tut mit Leid, aber für mich militärhistorischen Laien klingt das schon sehr nach Detail.
Damit zum Zitieren: Auch wenn die geraffte Wiedergabe von Texten und Aussagen absolut notwendig ist, um Beiträge nicht zu sehr ausufern zu lassen, möchte ich doch die sinnenstellende verkürzte Wiedergabe meiner letzten Worte durch Kollege Gillis noch einmal gerade rücken: Ich habe, in durchaus ironisch gemeinter Anspielung auf den Spruch ?Hitler sells? und die florierende Hitler-Medienindustrie geschrieben: ?Auch angesichts dessen bleibe ich dabei, dass uns Eichinger und Hirschbiegel den Hitler im Rahmen der Möglichkeiten eines Spielfilms gut verkauft haben.? Ich habe damit, im Gegensatz zur Interpretation von Joe Gillis, keine herabwürdigende Wertung des Herrn Eichinger verbunden. Früher, Herr Gillis, hätten ?editorische Eingriffe? dieser Art ? ich sag nur ?Emser Depesche? ? noch ganz andere Folgen gehabt, aber ich bin natürlich gerne bereit, solche Dinge, wie es sich gehört, beim ersten Morgengrauen im Grüngürtel mit Frack und Zylinder auszutragen...:-)
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21.09.2004
Lustig, dass ich ausgerechnet die Großfilmer Eichinger und Hirschbiegel verteidigen muss. Aber sei?s drum: Der Vergleich mit ?Im toten Winkel? ist in der Tat fehl am Platze. Der beste Spielfilm kann es in Sachen Authentizität und Eindringlichkeit mit den Originaltönen von Zeitzeugen und Originaldokumenten nicht aufnehmen, gerade wenn es sich um die beiden großen Kriege des letzten Jahrhunderts handelt (mit Ausnahme vielleicht von Stanley Kubricks ?Wege zum Ruhm?). Daher finde ich es auch nicht fair, unter Hinweis auf ein angebliches Missverhältnis zwischen filmhandwerklichem Aufwand und Ergebnis beide Filme nebeneinander zu stellen.
Was die Diskussion um die Rolle der Nebenfiguren anbelangt: Keitel und Jodl waren zwar die Hitler unmittelbar untergeordneten, höchstrangigen Reichswehr-Chefs, aber nach allen vorliegenden Beschreibungen nicht viel mehr als willige Helfer und Vollstrecker (im Gegensatz etwa zu dem ehemaligen Chef der Reichswehr Ludwig Beck, der 1938 zurückgetreten war und später zum Widerstand gehörte). Ich sehe keinen Grund, warum ich als Zuschauer im Rahmen dieses Films mehr Informationen über die beiden benötigen würde. Der Fall von ?Sekretär? Bormann, der insbesondere in der Endphase die graue Eminenz hinter Hitler gab, ist natürlich ungleich interessanter, aber spätestens hier gilt das Wort: jede Nebenfigur des einen Films ist wieder eine potenzielle Hauptfigur für einen neuen, anderen Film. Eine gescheitere Lösung zu diesem Dilemma der interessanten Nebenfiguren sehe ich nicht. In einem anderen Punkt muss ich allerdings eindeutig widersprechen: Dass der ?Untergang? ein Genre-, Action- bzw. Kriegsfilm sein will, ein reines Spektakel also, möchte ich doch entschieden bestreiten. Er ist eine Mischung aus Drama, Kammerspiel und Kriegsfilm, und ob man die als handwerklich und dramaturgisch ge- oder misslungen empfindet, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Insgesamt muss ich noch einmal meine Kritik an der Kritik erneuern: Das, was von diesem Film z.T. gefordert wird, kann er im Rahmen einer ?angemessenen? (ja, soll heißen: kinotauglichen und damit ein größeres Publikum nicht von vornherein abschreckenden) Länge nicht leisten. Und wer sich für die historischen und militärischen Details, für die Personen hinter den Chargen usw. interessiert, dem bietet sich nun wirklich eine Fülle von Literatur und (Fernseh-)Dokumentationen, aus der ich schon einige, meiner Ansicht nach sehr gute Exemplare genannt habe. Das Problem dürfte hierbei aber inzwischen eher in der diesbezüglich immer größer werdenden Unübersichtlichkeit liegen und darin, dass z.B. Chefhistoriker Dr. Knopp vom ZDF jedes Jahr mindestens eine Nazi-Serie machen muss, demnächst wahrscheinlich ?Hitlers Hunde?. Aber es gilt halt immer noch ?Hitler sells?, schaut euch nur mal an, wie oft bspw. Stern und Spiegel ihn auf dem Titel haben. Auch angesichts dessen bleibe ich dabei, dass uns Eichinger und Hirschbiegel den Hitler im Rahmen der Möglichkeiten eines Spielfilms gut verkauft haben.
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20.09.2004
Wenn man all die Forderungen, die von verschiedenen Kritikern des ?Untergangs? erhoben werden, tatsächlich umsetzen wollte, müsste man wahrscheinlich Edgar Reitz beauftragen, einen 12-stündigen 12-Teiler ?Die Bunkerheimat? zu drehen. Und dann noch mal ein mindestens ebenso langes Prequel ?Die braune Heimat?, um die 12-jährige Vorgeschichte zu erhellen.
Dem ?Untergang? nun vor allem das vorzuwerfen, was man selbst gerne noch darin gesehen hätte, überzeugt mich nicht sonderlich. Man darf den Machern eines Filmes schon zugestehen, dass sie ihre eigene Auswahl treffen. Warum sollten beispielsweise Nebenfiguren noch großartig eingeführt und vertieft werden, wenn sie doch seinerzeit nichts anderes waren als eben Nebenfiguren, kleine Rädchen im Machtgetriebe? Dass die Macht, die Hitler auf seine Umgebung bis zum Schluss ausübte, nicht erlebbar wird, ist eine Einschätzung, die wohl kaum jemand teilen dürfte, der den Film gesehen hat. Ebenso wie den Vorwurf, die klaustrophobische, beklemmende Enge und existenziell bedrohliche Situation im Bunker und der zerstörten Reichskanzlei darüber sei nicht vermittelt worden, wohl die wenigsten nachvollziehen können. Die ?unübersichtliche? Schilderung des Häuserkampfes als Flickenteppich aus einzelnen, nicht immer zusammenhängenden Szenen und Szenerien ? meine Güte, ich kann mir kaum vorstellen, dass Berlin im April/Mai 1945 etwas anderes war als ein unübersichtlicher Flickenteppich aus Ruinen, und ich bestehe in diesem Fall auch nicht unbedingt auf zusammenhängenden, ?nachvollziehbaren? Kampfhandlungen, wie man sie bei einem reinen Genre-, Action- oder Kriegsfilm sehr wohl erwarten darf.
Wie dem auch sei, es ist in jedem Fall erfreulich, dass über diesen Film (nicht nur in diesem Forum) so intensiv gestritten wird. Rrring frei zur nächsten Runde.
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19.09.2004
Dass Hitler ein Mensch gewesen ist, davon muss man wohl oder übel ausgehen. Darüber, dass auch böse Menschen ganz banale Dinge tun können, hat uns zudem später Hannah Arendt aufgeklärt; und Joachim C. Fest hat Hitler an einer Stelle seiner Biografie sinngemäß als ?Kuchen vertilgendes Monster? beschrieben. Zeitzeugnisse und andere Studien schildern ihn u.a. auch als charmanten Plauderer, der großen Schlag bei den Damen hatte.
Nun also der Film, in dem er konsequenterweise nicht 150 Minuten lang als durchweg diabolischer Dämon präsentiert wird. Ich gebe zu, dass ich zunächst skeptisch war, als ich las, dass Eichinger nicht nur Produzent, sondern auch Drehbuchautor ist, und Hirschbiegel, dessen anfangs viel versprechendes ?Experiment? seinerzeit am Schluss leider völlig fehl schlug, Regie führt. Doch es scheint, dass sie sich hier an das gehalten haben, was war bzw. als verbürgt gilt, und keinen überflüssigen dramaturgischen Schnickschnack hinzugefügt haben, um etwa Szenen noch zuzuspitzen. Der Film beruht also weitgehend auf dem, was die Hitler-Sekretärin Traudl Junge aus ihren Erinnerungen aufgeschrieben und Fest in seiner Biografie sowie in seiner Studie über die letzten 14 Tage im Bunker rekonstruiert hat. Und er setzt das mit einem betont natürlichen, ?realistischen? Look um, der an andere Kriegsfilme jüngeren Datums erinnert ? oder auch an schummrige ?Dogma?-Farben.
Der Totentanz im Führerbunker wird atmosphärisch dicht vermittelt; an den schauspielerischen Leistungen des ganzen Ensembles gibt es m.E. nicht viel auszusetzen, am wenigsten an Bruno Ganz. Er schafft es, die seit Chaplins Adenoid Hynkel größte Klippe jeder Hitler-Darstellung zu umschiffen: die der Karikatur oder unfreiwilligen Komik. Er ?ist? Hitler, und er stellt das Monster wieder auf seine (un-)menschlichen Füße. Das könnte man auch als größte Leistung dieses Films betrachten. Denn dass der scheinbar charmante und fürsorgliche Plauderonkel im Grunde seines Wesens ein böser Menschenverächter ist, daran lässt der Film m.E. keinen Zweifel. Verharmlosend oder spekulativ hat ?Der Untergang? auf mich nicht gewirkt. So gesehen, haben Eichinger und Hirschbiegel alles richtig gemacht.
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Es ist nun allerdings in der veröffentlichten Meinung schon einiges an Ernst zu nehmender Kritik an diesem Film laut geworden, mit der man sich zumindest auseinandersetzen muss, auch wenn man sie nicht teilt. So z.B. in den Wochenendausgaben vom KStA, wo der Kölner Geschichtsprofessor Jost Dülffer seine Abneigung gegen den Film begründet, und der FR, wo sich der Essener Professor für Sozialpsychologe Harald Welzer mit teilweise heftigen und drastischen Äußerungen zu Wort gemeldet hat.
Dülffer würdigt zwar die historische Detailgenauigkeit der Darstellung, kritisiert aber die viel zu distanzlose Form des ?Melodrams?, die der Film angenommen habe, da sie letzten Endes dafür sorge, dass die eigentlichen Täter in der Reichskanzlei zu gut wegkämen und regelrecht als Opfer erschienen. Welzer geht in seiner Kritik noch weiter. Er beklagt, dass ein Schauspieler wie Bruno Ganz in so einer ?Kolportage? mitgewirkt habe, und schreibt: ?Die eigentliche Obszönität liegt schon darin, ausgerechnet den Untergang des ?Dritten Reichs? als Tragödie vorzuführen?. Der Film gebe vor, ?authentisch und bewertungsfrei erzählen zu können, was ohne Kontextualisierung und Wertung gar nicht zu erzählen ist?. Anders ausgedrückt: das Nazi-Regime nur von seinem Ende her erzählen zu wollen und die 12-jährige Vorgeschichte komplett auszublenden, ist von vornherein nicht statthaft.
Was beide Professoren offenbar unabhängig voneinander befürchten, ist, dass dieser Film zu viele ?Nazi-Versteher? aus dem Kino entlässt, die Mitleid mit den handelnden Figuren ? insbesondere mit Hitler selbst ? empfinden und somit eine völlig verquere Perspektive aus dem ?Untergang? mitnehmen könnten. Nun, dann sollten die Forscher schnellstens eine repräsentative Umfrage unter den Untergangs-Zuschauern machen und dabei ganz direkt fragen: ?Haben Sie während des Films Mitleid mit Hitler empfunden?? und ?Haben Sie, mit etwas zeitlichem Abstand, (immer noch) ein Gefühl des Mitleids oder des Verständnisses für Hitler und andere Figuren aus dem Film gehabt?? etc. Das Ergebnis würde mich wirklich sehr interessieren.
Denn ich glaube nicht, dass es nötig ist, bspw. 15- oder 16-jährige PISA-Jugendliche nur in pädagogischer Begleitung in diesen Film zu lassen. Man sollte doch davon ausgehen dürfen, dass ihr gesunder Menschenverstand trotz mancher amtlich festgestellter Bildungslücken ausreicht, um zu begreifen, was hier gespielt wird, und dass sich so etwas ? inklusive der 12-jährigen Vorgeschichte ? in der deutschen Historie besser nicht wiederholen sollte.
Bleibt noch die Empfehlung, Joachim C. Fests Biografie zu lesen, auch wenn es dabei über tausend Seiten geht. Die sind allerdings in der ?brillantesten Wissenschaftsprosa dieser Jahrzehnte? geschrieben, wie es in dem ausnahmsweise mal nicht übertreibenden Klappentext meiner Taschenbuchausgabe heißt. Auch nicht schlecht in Erinnerung habe ich Sebastian Haffners an einigen Stellen hübsch provokative ?Anmerkungen zu Hitler?. Und wer für all das nicht genug Zeit hat, kann ja alternativ immer noch auf Walter Moers? Adolf-Comics zurückgreifen...