Fragt man den Düsseldorfer Komponisten Bojan Vuletic, was genau das Publikum bei der Uraufführung seines neuen Werks „Dark Matter” am 10. November in der Tonhalle erwartet, muss dieser erst mal ein paar Momente überlegen. Zu wenig passt das Stück in eine bekannte Schublade, zu ungewöhnlich ist das Format für eine Konzerthausbühne. Ist es Musiktheater, Konzerttheater, Melodram, ein Live-Hörspiel mit Musik? “Es ist eine Mischung aus Theater, Konzert und Oper, wobei der Fokus aber schon auf der Musik liegt”, sagt Vuletic. Vier exzellente klassische Musikerinnen und Musiker spielen Vuletics Komposition, eine Schauspielerin hält dazu einen Monolog, der an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten ist, außerdem flankieren kraftvoll-berührende Illustrationen und Videos die Story und fügen dem Bühnensetting eine starke visuelle Komponente hinzu. „Ein Urknall für Schauspielerin, Instrumente und Visuals” hat die Tonhalle die Veranstaltung daher untertitelt, was zugleich auch einen Hinweis auf die Handlung des Stücks gibt: Die junge israelische Astronomin Noga erforscht in einer Sternwarte in der Atacama-Wüste in Nord-Chile auf 5.148 Meter Höhe schwarze Löcher. Mit einem gigantischen Teleskop beobachtet sie die gewaltige, im Universum versteckte Energie dunkler Materie. Dann erreicht sie die erschütternde Nachricht, dass die Liebe ihres Lebens unter ungeklärten Umständen verschwunden ist. Was macht es mit einem Menschen, der in eine solch existentielle Situation hineinkatapultiert wird? Der Fixstern ihres Daseins ist von jetzt auf gleich nicht mehr da, und Noga wird in die entstandene Lücke förmlich hineingesogen, als würden die von ihr untersuchten Gravitationskräfte im All plötzlich auf ihren eigenen Körper wirken. Die junge Frau beschließt zu handeln – sie muss wissen, was geschehen ist. In der verzweifelten Hoffnung, ihre Freundin Na’ama unversehrt wiederzufinden, unternimmt sie eine chaotische Busfahrt nach Santiago de Chile, fliegt um die halbe Welt nach Tel Aviv, rast kopflos durch Straßensperren bis zu dem Kibbuz, aus dem Na’amas letztes Lebenszeichen kam. Und allen wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz spürt sie Na’ama auf, die sich vor einem namenlosen Schrecken in ein Baumhaus geflüchtet hat und seit Tagen dort versteckt hält, so dass Nogas dramatische Reise ein hoffnungsspendendes Ende findet. Die Welt kann gleichzeitig so brutal und doch so schön sein …
Den Text für “Dark Matter” hat der renommierte Autor Shlomo Moskovitz geschrieben, der zu den wichtigsten Dramatikern und Drehbuchautoren Israels zählt. Auch wenn der Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 nicht explizit erwähnt wird, liegt der Terrorangriff wie ein Subtext unter der Handlung. “Dark Matter” lässt die persönliche Geschichte eines Verlustes münden in die universelle Hoffnung, dass ein Miteinander über Grenzen, Checkpoints und Kriege hinweg möglich ist. Komponist Bojan Vuletic, der in Düsseldorf auch als Gründer und Leiter des asphalt Festivals bekannt ist und vor seiner musikalischen Karriere ein Astrophysik-Studium mit einer Diplomarbeit über Galaxienentwicklung abgeschlossen hat, schrieb die furiose Musik für Klavier, Violine, Violoncello und Klarinette. Das musikalische Ensemble der Uraufführung setzt sich aus der Pianistin Alina Bercu, Geiger Egor Grechishnikov, Cellist Nikolas Trieb und Klarinettist Christoph Schneider zusammen, allesamt hochkarätige Solisten, einige Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker und der Duisburger Philharmoniker. Als Schauspielerin konnte die großartige Vidina Popov gewonnen werden – die 32-jährige Österreicherin wurde bereits vielfach ausgezeichnet, war zuletzt Ensemblemitglied am Gorki Theater in Berlin und ist auch regelmäßig in TV-Formaten wie “Tatort” und “Der Lissabon-Krimi” zu sehen. Die Visuals stammen aus der Feder der Düsseldorfer Illustratorin Dietgard Brandenburg, die schon zahlreiche Theater- und Operninszenierungen gestaltet hat. Das Publikum darf also nicht weniger als ein Ereignis für alle Sinne erwarten.
Dark Matter | 10. November, 20:00 Uhr
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