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Louise Lecavalier danses vagabondes
Foto: François Blouin

Ein Tanz, der atmet und das Publikum ergreift

Mit Kraft zur Veränderung und Selbstermächtigung: Louise Lecavalier und Yeliz Pazar am tanzhaus nrw

„Wenn das Publikum dann ins Theater kommt, wird hoffentlich etwas passieren, das über die Choreografie hinausgeht. Vielleicht ist Tanz wie Atem, etwas, das Raum schafft und über die Bühne hinausreicht. Und das Publikum könnte – oder vielmehr, ich hoffe, dass es – etwas spürt, gemeinsam mit mir.“

So beschreibt Louise Lecavalier ihre Vision des Moments, in dem das Publikum ihre Choreografien erlebt. Die Worte spiegeln ihre einzigartige Herangehensweise wider, mit der sie seit Jahrzehnten Tanzfans und Kritiker*innen weltweit begeistert. Im Dezember kehrt die Ikone des zeitgenössischen Tanzes mit ihrem neuen Stück ans tanzhaus nrw zurück. Mit mittlerweile 65 Jahren beweist Lecavalier, dass Tanz ein lebenslanger Weg ist, ein nie endender Dialog mit dem Körper und der Welt. Im Interview mit dem Dramaturgen Philipp Schaus beschreibt sie, dass sie mit jeder Kreation noch immer etwas Neues über den Tanz lernt. Eine solche Offenheit ist charakteristisch für den zeitgenössischen Tanz – ein Feld, in dem Tänzer*innen und Choreograf*innen oft deutlich länger aktiv bleiben können als im klassischen Ballett. Hier wird die Individualität und Authentizität des Körpers gefeiert, frei von den strengen Disziplinen und der Perfektion, die das Ballett dominieren.

Louise Lecavalier, berühmt geworden in den 1980er-Jahren durch ihre Zusam­men­arbeit mit der kanadischen Company La La La Human Steps und durch spek­­ta­kuläre Performances an der Seite von Stars wie David Bowie, verkörperte stets einen Aus­druck, der auf Unmittelbarkeit und Intensität setzt. Ihr Tanzstil war – und ist – voller Energie und unbändiger Kraft, eine Mischung aus Eleganz und atemberaubender Physis. In ihrem neuen Solo danses vagabondes, das am 5., 6. und 7.12. im tanzhaus nrw uraufgeführt wird, erforscht sie die Möglichkeiten der Improvisation – jener Momente der Freiheit, in denen der Tanz wie ein lebendiges, atmendes Wesen aus ihr herausströmt. Lange Improvisations-Sessions waren die Grundlage für dieses Stück. „Ein Tanz, der atmet“, sagt sie. Ein Tanz, der das Publikum ergreift und mitzieht in jene Zwischenräume, in denen Choreografie und Spontanität sich vereinen.

Die Düsseldorfer Tänzerin und Choreografin Yeliz Pazar widmet sich in ihrem Stück der urbanen Tanzkultur Waacking – einer Subkultur, die in den 1970er-Jahren in der Disco-Szene von Los Angeles entstand und seither für Selbst­bewusstsein, Stolz und Ausdrucksfreiheit steht. Für Pazar ist Waacking eine ebenso persönliche wie politische Angelegen­heit. Sie unterrichtet den Stil in der Akademie des tanzhaus nrw und bringt nun mit POINT OF NO RETURN Waacking auch als künstlerische Praxis am 12. und 13.12. auf die große Bühne des tanzhaus nrw. Waacking ist weit mehr als ein Tanzstil; es ist eine facettenreiche Ausdrucksform, die sich aus den komplexen Erfahrungen und Perspektiven queerer Communities entwickelte und in der sich Stolz, Widerstand, Kreativität und Lebensfreude in einem kraftvollen, individuellen Ausdruck vereinen. Mit schnellen Arm­bewegungen, prägnanten Posen und dramatischen Ge­sichts­ausdrücken strahlt diese Tanzkultur eine Energie und Entschlossenheit aus, die die Tänzer*innen stolz und selbstbewusst in den Mittelpunkt stellen.

Waacking gibt den Tänze­r*in­nen die Möglichkeit, ihre Identität frei und mit radikaler Furchtlosigkeit zu zeigen. POINT OF NO RETURN ist Yeliz Pazars künstlerische Erkun­dung entscheidender Wendepunkte im Leben – jener Momen­te, in denen keine Rückkehr möglich ist und in denen das Leben sich unwiderruflich verändert. Der „Punkt ohne Wieder­kehr“ ist eine Erfahrung, die in der Choreografie von Yeliz Pazar eine emotionale wie physische Übersetzung findet. Mit Waacking macht sie die Kraft der Veränderung und das Po­tential zur Selbstermächtigung spürbar.

Weitere Infos und Tickets unter www.tanzhaus-nrw.de

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