Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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09.04.2003
Im Dokumentarfilm "Herr Wichmann von der CDU" von Regisseur Andreas Dresen kämpft besagter 25-jähriger Herr Wichmann in seinem Wahlkreis in der Uckermark (Brandenburg) für ein Bundestags-Direktmandat. Kein leichtes Unterfangen in der traditionell "roten" Uckermark bei Wahlverdruss und 25 % Arbeitslosigkeit. Genau genommen ein von vornherein völlig aussichtsloses Unterfangen, denn - und das weiß auch Herr Wichmann - noch nie hat in der Uckermark die CDU auch nur einen einzigen Wahlkreis gewonnen. Warum er dennoch diesen Wahlkampf, den er aus eigener Tasche finanzieren muss, auf sich nimmt, bleibt dem Zuschauer verborgen. Hohe Ziele? Ideale? Die Motivation bleibt im Dunkeln. Ebenso die Person hinter dem Wahlkämpfer Wichmann, denn der Film ist kein Porträt. Dafür zeigt er mit röntgenhaftem Blick die Mühlen einer langweiligen und depremierenden Tretmühle Wahlkampf jenseites der Metropolen und noch jenseitiger der großen Politik-Namen. Wichmann gibt sich ganz als Phrasendrescher und antwortet Volkes (meistens hohler) Stimme mit nichts als Banalitäten. Wirklichen Inhalt vermittelt er in seinem Wahlkampf nicht. Der sehr bestimmten Aussage eines Passanten "Ich bin rechtsradikal." hat er nichts als "Vielleicht überlegen Sie das sich noch mal." entgegen zu setzen. An keinem Punkt findet eine Auseinandersetzung statt. Das ist entlarvend, bisweilen zum Schreien komisch und Realsatire pur. Und so ist "Herr Wichmann von der CDU" nicht nur ein fantastisch gut beobachteter, sondern auch ein kurzweiliger und vergnüglicher Film. Fast Mitleid erregend sind Szenen, in denen Wichmann immer und immer wieder von den A0-Plakaten seines Erzfeindes Meckel von der SPD sermont oder der beständige Kampf Mensch und CDU-Sonnenschirm gegen den Wind. Auch das gemeinsame Absingen der Nationalhymne mutiert zur Realsatire. Wir lernen: Politik ist ein mühsames Geschäft und jede Stimme zählt. Ansehen!
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07.04.2003
DER FILM: Nahezu uneingeschränkte Begeisterung. Julianne Moore sieht auf den ersten Blick aus wie Hollywood-Diva Lana Turner in den 50er Jahren, Dennis Quaid erinnert ein bisschen an Fred McMurray. Die familiäre Idylle im Film sieht auf den ersten Blick perfekt aus, die Farben des Indian Summer leuchten, dass es nur so eine Freude ist. Alles ist perfekt: Das Leben der Protagonisten, die Optik, das Ambiente. Und dann bröckelt eine Fassade nach der anderen und ein Leben nach dem anderen gerät aus den Fugen. Während es auf der Leinwand Winter wird und dessen Stimmung Einzug hält ins Hirn des Betrachters, versuchen alle Beteiligten noch einmal, ihr altes Leben weiterzuführen. Was natürlich nicht gelingt. Und als es Frühling wird über der kleinen properen Stadt, ist nichts mehr wie es war. Der Film regt zum Nachdenken und Diskutieren über Diskriminierung in jeder Form an. Sicher hat sich in den letzten Jahrzehnten Vieles in unserer Gesellschaft zum Positiven verändert. Das sollte man gar nicht wegreden wollen. Aber auch heute noch bleibt viel zu tun. Von vorurteilsfreiem Umgang miteinander kann nämlich auch im Hier und Jetzt keine Rede sein. Je weiter man sich weg bewegt von unserer rheinländischen selbsternannten und -erdachten Insel der Glückseligkeit, desto weniger.
DIE SCHAUSPIELER: Am meisten setzen sich Julianne Moore als Cathy Whittaker und Dennis Haysbert als ihr schwarzer Gärtner und Vertrauter Raymond im Hirn fest. Frau Moore hat enorme und vor allem positive Ausstrahlung und zeigt facettenreiches Spiel, Herrn Haysberts Auftritte sind geprägt von großer Präsenz, seine Rolle ist mir über die Filmlänge jedoch ein wenig zu eindimensional, weil nur-und-immer-gut-Mensch.
DIE MUSIK: Der 80jährige Altmeister Elmer Bernstein hat noch mal den Taktstock ausgepackt. Seit 1951 hat er die Musiken zu über 200 Filmen komponiert, mehrfach war er für den Oscar® nominiert. Bei "Far from Heaven" hätte es ab und zu von allem ein bisschen weniger sein dürfen für meinen Geschmack. Insgesamt aber eine stimmungsvolle, gut hörbare und passende Musik zu einem wundervollen Film.
DAS DESIGN: Herrlich anzusehen, das alles. Die bereits erwähnten Farben, das Licht, die bis ins kleinste Detail stimmigen Dekorationen. Die Titel fallen da ein wenig aus dem Rahmen, sind nicht so ganz passend, der "Far from Heaven"-Schriftzug und die End Titles dagegen in Typografie und Design ganz klar eine Verbeugung vor den 50er-Jahre-Filmen.
DIE SYNCHRONISATION war leider so schlecht, dass es sogar mir aufgefallen ist.
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04.04.2003
Darf es denn wahr sein, dass es in den USA Boykott-Aufrufe gegen diesen Film gibt?! Der Zorn richtet sich noch nicht mal gegen den Film als solchen, sondern gegen die Hauptdarsteller Dustin Hoffman und Susan Sarandon, die offen gegen den Irak-Krieg eintreten. "Land of the free", du wirst mir zunehmend suspekter.
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31.03.2003
... und lässt sehr schnell sehr stark nach. Meine Güte, was für ein Quark!
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25.03.2003
Ein hurrapatriotisches Stück Film, so platt, wie man Emmerich dafür hauen müsste. (siehe auch --> Independence Day)
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25.03.2003
Ein hurrapatriotisches Stück Film, so platt, wie man Emmerich dafür hauen müsste. (siehe auch --> Godzilla)
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18.03.2003
Ein Film über einen Film über ein Buch über eine Blume. Oder ein Drehbuch über ein Drehbuch über ein Buch über eine Blume. So weit so originell. Auch dem quälenden Entstehungsprozess eines Drehbuches (Schreibblockade des Hauptakteurs) zuzuschauen ist interessant, dem völlig uneitel agierenden Nicolas Cage ebenso. Zumindest für eine Weile. Danach setzt Langeweile ein. Die Verknüpfungen mit "Beeing John Malkovic" sind ganz nett, eben den Witz und die Originalität des Vorgängerfilms erreicht jedoch "Adaption" nicht. Dafür enthält er ein paar tiefgründige Wahrheiten über das Leben und die Sehnsüchte.
"Adaption" kommt mir zu Kaufmann-selbstverliebt daher. Und zäh und trotz Wahrheiten nötig wie eine Schreibblockade.
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16.03.2003
Von der ersten Minute an: Faszination. Endlich mal ein Film-Musical, das seine Bühnenherkunft nicht verleugnet! Ja, im Gegenteil, es macht über weite Strecken so sehr vergessen, dass es sich um eine Leinwand-Adaption des Stoffes handelt, dass man Szenenapplaus nach jeder Gesangs- und Tanznummer geben möchte. "Chicago" ist nicht umsonst Bob Fosse gewidmet. Der geniale Choreograf bescherte dem Broadway einige Glanzlichter. Genauso wie die Musical-Autoren John Kander und Fred Ebb. Von ihnen stammen unter anderem auch "Cabaret" und "New York, New York". Alles singt und tanzt und musiziert in "Chicago" - im Film ebenso wie im Bühnenstück -, dass es eine wahre Wonne ist. Inszeniert wurde der Film von Rob Marshall, einem Choreografen, der "Chicago" bereits in LA auf die Bühne brachte. Am Broadway in New York ist die Neuauflage von "Chicago", die 1996 das Licht der Welt erblickte und gleich mehrere Tony-Awards gewann, ein Dauerbrenner. Dort ist man übrigens so klug, Besucher nicht belehren zu wollen, wer die Henne und wer das Ei ist. Wer hingeht und glaubt, die Broadway-Show sei "das Musical zum Film" wird ebenso gern gesehen wie der Purist. - Die Geschichte aus dem Showgirl-Millieu beruht übrigens auf einer wahren Begebenheit. Renée Zellweger spielt die sich wandelnde Hauptfigur der Roxie Hart glaubhaft, während Catherine Zeta-Jones pure Erotik von der Leinwand tröpfeln lässt. Beide Damen singen höchst anhörbar, einzig mit Richard Geres Stimme mag ich mich nicht recht anfreunden. Was die Tanznummern angeht, ertappte ich mich sehr häufig bei dem Wunsch, sie weniger zerschnitten zu sehen. Gerne hätte ich mal über längere Passagen den Blick auf's Ganze geworfen und das Auge einfach schweifen lassen. Hier scheint - aller gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz - der Schnitt und nicht der jeweilige Akteur den Tanz gemacht zu haben. Wunderbar: Der "Tanz der Gattenmörderinnen" im Gefängnis. Oder Queen Latifah als "Mama". Leider hat die bekannte Rapperin und Schauspielerin nur eine einzige Solo-Nummer. Oder John C. Reilly als Roxies treudummer Ehemann. Sein Solopart als "Mister Celluphane" zeigt die ganze Tragikomik dieser Rolle (nominiert für einen Oscar; in "The Hours" werden wir ihn wiedersehen). Dass die Welt eine Bühne ist, zeigt uns dieser Film. Und dass sie zynisch ist und kalt. Das allerdings in den schönsten Farben, eingefangen von einer genialen Kamera und mit mitreißenden Songs garniert.
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13.03.2003
Ich nahm zur Kenntnis, dass "Das Leben ist schön" 1998 drei Oscars® gewann und für vier weitere nominiert war. Ich nahm zur Kenntnis, dass alle Welt begeistert war, Publikum wie Kritiker. Und sah den Film doch erst viel später.
Zugegeben faszinierte mich die Grundidee des Streifens, darin steckte großes Potenzial. Aber was ich dann sah, war banal und langweilig und zuweilen arg platt. Zum einen brauchte die Geschichte ewig und drei Tage, um nach endlosem Vorgeplänkel endlich aus dem Quark zu kommen, zum anderen albert und chargiert Herr Benigni für meinen Geschmack grausamst umher. Das ist weder witzig noch berührend, poetisch oder auch nur ansatzweise nachvollziehbar. Auch von der Romantik und Liebe oder der Verzweiflung, von der angeblich der Film erzählt, kommt bei mir nichts an. Chance vertan. Schade.
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11.03.2003
"Gangs of New York ist ein Film für Menschen, die in ihrer Kindheit Mehlwürmer auf der Kochplatte gebraten haben" dozierte jüngst ungefragt der Kollege M. am Mittagstisch und die eben noch leidlich schmackhaften Gnocchi vom Bringservice "Fad und Teuer" erschienen plötzlich in einem anderen, ja geradezu mehligen, Lichte.
Die Schrecksekunden betretenen Schweigens am Tisch schamlos nutzend, führt der pazifistische Gelegenheitsvegetarier fort: "Ja, das habe ich als Kind mal ausprobiert, aber das waren die einzigen Tiere, die ich im Leben gequält habe." Zum Quälen hat er ja jetzt uns. Und so wird ebenso bildreich wie ausführlich das todbringende Unterfangen auf Mutters heimischer Herdplatte geschildert.
"Ja, genau, nur ein einziges Gemetzel und Abschlachten in dem Film", wagt der Kollege aus der Eifel zaghaft einzuwerfen und beeilt sich zu erwähnen, wie furchtbar und brutal er doch die "Gangs of NY" gefunden habe. "Nee, und da konnte man sich ja mit keiner der Figuren identifizieren. Kein Gefühl. Da geht's nur um Hackebeil und Messer." Detailreich werden daraufhin Filmsequenzen von Blut und Knochensplittern am Essenstisch ausgewalzt, ja seziert.
"Mögt ihr euer Essen nicht mehr?" fragt unbefangen der Kollege M. und greift zur Gabel, um sich die Reste zu sichern und sticht lustvoll in die Gnocchi.