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Katharina Senzenberger Lovedance.
Foto: Julia Franken

Tänze der Liebe, Tänze des Widerstands

Im Mai präsentiert das tanzhaus nrw zwei höchst unterschiedliche Performances

Im Rahmen von tanz nrw begegnen wir mit Lovedance von Katharina Senzenberger einer Choreografie der Nähe und Beziehung. Während zum Ende des Monats Davi Pontes und Wallace Ferreira mit Repertório N.2 & N.3 einen radikal körperlichen Tanz der Selbstverteidigung entwickeln.

Wie auf Wolke 7: Die Performer*innen schweben bis unters Dach
Die diesjährige Ausgabe von tanz nrw markiert das zehnjährige Jubiläum des Festi­vals. Am tanzhaus nrw wird das unter anderem mit Lovedance gefeiert – der jüngsten Arbeit von Katharina Senzenberger, die im Herbst 2024 uraufgeführt wurde. Zwei Performer*innen betreten die Bühne und werden gleich zu Beginn mit Seilen bis unter die Decke des tanzhaus nrw gezogen – auf eine imaginäre Wolke 7, jenen oft zitierten Sehnsuchtsort romantischer Liebe.
Katharina Senzenberger greift dafür historische Tanzformen wie den Wiener Wal­zer ebenso auf wie unterschiedliche Pas de deux aus der Entertainmentindustrie und überführt sie in neue Kontexte. Damit verhandelt Lovedance die Regeln – physikalische, soziale und kulturelle – die sowohl Liebesbeziehungen als auch den Tanz strukturieren: Schwerkraft, Geschlechterrollen, Führen und Führung übergeben. Zwischen Vertrauen und Abhängigkeit, Widerstand und Hingabe entfaltet sich eine spektakuläre Choreografie des Begehrens – ein sinnlicher Gegen­ent­wurf zur Norm.

Jede Pose ist Widerstand
Mit Davi Pontes und Wallace Ferreira sind zwei Choreograf*innen aus Rio de Janeiro zu Gast im tanzhaus nrw, deren künstlerische Zusammenarbeit 2018 inmitten eines zunehmend repressiven politischen Klimas begann. Für viele Künst­ler*innen in Brasilien bedeutete dieses Jahr einen Wendepunkt: Zensur, Ein­schüch­terung und systematische Repression nahmen zu – besonders queere Kunst­schaffende wurden zur Zielscheibe fundamentalistisch-religiöser Gruppie­rungen und konservativer Machtakteur*innen.
Die Theaterwissenschaftlerin Susana Costa Amaral beschreibt diese Situation als die schwerwiegendste Form kultureller Repression seit dem Ende der Militär­diktatur 1985 und analysiert in ihrem lesenswerten Text Hold That Gaze das Werk von Davi Pontes und Wallace Ferreira. Vor diesem politischen Hintergrund entwickelten die beiden Künstler*innen eine choreografische Praxis, die den Körper als Ort der Selbstermächtigung und des Widerstands versteht – den Körper, der Gewalt nicht nur ausgesetzt ist, sondern auch Antworten darauf formulieren kann.
Aus ihrer künstlerischen Zusammenarbeit entstand die Trilo­gie Repertório, aus der nun im tanzhaus nrw der zweite und drit­te Teil an zwei aufeinanderfolgenden Abenden zu sehen sind. In Repertório N.2 & N.3 stehen die beiden Perfor­me­r*in­nen lediglich mit Sneakers und Socken bekleidet auf der Büh­ne. Die Choreografie ist geprägt von synchronen Marsch­be­we­gungen, die immer wieder durch Gesten und Posen unterbrochen werden – ikonisch, widerständig. So entfaltet sich ein Repertoire queerer Körperbilder, das sich jeder klaren Les­bar­keit entzieht.
Im Anschluss an die Vorstellung am Samstag findet ein Nach­gespräch statt, das sich als offener Raum für Austausch über Pontes’ und Ferreiras Arbeit – über Körper, Macht und künstlerischen Widerstand versteht. Moderiert wird es von Felipe dos Santos Boquimpani, er forscht zu ästhetischen Nachwir­kungen von Gewalt und ist Doktorand an der Ruhr-Universität Bochum sowie Mitglied der Emmy Noether-Nachwuchs­gruppe Dramaturgien im Zeichen der Gewalt. Transnatio­na­les Theater zwischen Globalem Süden und Norden.

Erlebe Tanz in Düsseldorf: www.tanzhaus-nrw.de

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