Zunächst sah es so aus, als ob der Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler in Hollywood das diesjährige Festival in Venedig hart treffen könnte. Für den Fall, dass die Filmschaffenden aus Übersee nicht anreisen dürfen, hatte Festivalleiter Alberto Barbera bereits einen Plan B mit einem europäischen Schwerpunkt in der Tasche. Doch den musste er gar nicht ziehen, denn schon eine Woche später war klar, dass all seine Programmideen realisierbar waren und er nur auf einen Film verzichten musste. Der allerdings tut weh, denn eigentlich sollte das Festival mit Luca Guadagninos CHALLENGERS eröffnen, doch MGM verschob den Film nach Ausbruch des Streiks panikartig in den April nächsten Jahres. Wer weiß, vielleicht taucht er dann im Programm der Berlinale auf, wo 2017 Guadagninos Erfolgssträhne mit CALL ME BY YOUR NAME begann.
Sicherlich wird in diesem Jahr der ein oder andere Star fehlen, trotzdem hat Barbera ein Line Up zusammengestellt, das sich sehen lassen kann. Dabei ignoriert er wie immer alle Selbstbeschränkungen unserer Zeit, zeigt im Gegensatz zu Cannes Netflix-Produktionen, kümmert sich nicht um Gender-Quoten und folgt konsequent seiner Devise: „Mich schert nicht, wer den Film gemacht hat, sondern nur ob er gut ist!” So treibt das unwokeste Festival der Welt auch in diesem Jahr wieder den #MeToo-Aktivist*innen die Zornesröte ins Gesicht, denn mit Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson hat es gleich drei ihrer Erzfeinde an den Lido eingeladen.
Polanskis THE PALACE spielt am Silvesterabend 1999 in einem luxuriösen Schweizer Hotel. Neben den Weltstars Mickey Rourke, John Cleese und Fanny Ardant ist auch das deutsche Talent Oliver Masucci mit von der Partie. Das Drehbuch hat Polanski selbst mit seinem Landsmann Jerzy Skolimowski und dessen Autorin Ewa Piaskowska (EO) geschrieben, es verspricht Polen Power pur.
Bei Woody Allens COUP DE CHANCE munkelt man hingegen, dass es sein letzter Film sein könnte, findet er doch immer schwieriger amerikanische Schauspieler und Finanziers, die mit ihm arbeiten wollen. Für seinen in Paris spielenden Beziehungs-Thriller konnte er mal wieder auf europäische Ressourcen zurückgreifen.
Luc Besson blickt in DOGMAN in spektakulär bebilderte Abgründe und findet dort Hoffnung, wo das Menschliche an seine Grenzen stößt. Dabei schickt er seinen Hauptdarsteller Caleb Landry Jones (THREE BILLBOARDS) auf einen wilden Trip in die Psyche eines Mannes, der durch die bedingungslose Liebe seiner Hunde dort aufgefangen wird, wo das Menschliche versagt.
Mit phantastischen Bildern, die bereits als Trailer im Vorprogramm unserer Kinos zu sehen sind, punktet auch POOR THINGS des Griechen Yorgos Lanthimos, der sich für seine unglaubliche Geschichte aus dem fantastischen Reich des Dr. Frankenstein mit Emma Stone, Mark Ruffalo und Willem Dafoe jede Menge Hollywood-Power gesichert hat.
Weiterhin freuen wir uns auf das Biopic PRISCILLA, in dem Sofia Coppola, auf der Basis von Priscilla Presleys 1985 erschienenen Memoiren „Elvis and Me“, von der Beziehung zwischen dem von Jacob Elordi gespielten King of Rock’n’Roll und seiner Frau (Cailee Spaeny) erzählt. Die Schauspielergewerkschaft hat gerade grünes Licht für ihren Besuch in Venedig gegeben.
Mit Timm Krögers DIE THEORIE VON ALLEM ist erfreulicherweise auch mal wieder ein deutscher Film im Wettbewerb. Der Physiker Johannes Leinert (Jan Bülow) reist 1962 mit seinem Doktorvater (Hanns Zischler) zu einem physikalischen Kongress ins Hotel Esplanade in den Schweizer Alpen. Ein iranischer Wissenschaftler soll hier einen bahnbrechenden Vortrag zur Quantenmechanik halten. Doch der Redner, von dem nichts weniger als eine Theorie von Allem erwartet wird, verspätet sich und die illustre Gesellschaft vertreibt sich mit geistreichen Dinnerpartys und eleganten Ski-Ausflügen die Zeit. Johannes gerät in den Bann einer geheimnisvollen Pianistin (Olivia Ross), merkt aber bald, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Sie weiß Dinge über ihn, die sie gar nicht wissen kann. Und als einer der deutschen Physiker auf monströse Weise ermordet wird, ist sie spurlos verschwunden.
Das hört sich alles ziemlich spannend an und wir werden Anfang September im Blog von www.filmkunstkinos.de ausführlich berichten.
EYES ON JAPAN: 18. JAPANISCHE FILMTAGE DÜSSELDORF
Filmreihe 8. – 29.1. im Filmmuseum Düsseldorf
CINEMA RESTORED
2.1. & 5.1. im Filmmuseum Düsseldorf
Stummfilm + Musik
25.1. im Filmmuseum Düsseldorf
WE COULD BE HEROES - Part II
Fortsetzung der im November begonnenen Filmreihe 6.11. – 29.12. im Filmmuseum Düsseldorf
DEBUTFILME - Part II
Fortsetzung der im November begonnenen Filmreihe 9.11. – 28.12. im Filmmuseum Düsseldorf
ZUM 10. TODESTAG VON LUISE RAINER
MO 30.12. im Filmmuseum Düsseldorf
WE COULD BE HEROES
Filmreihe 6.11. – 29.12. im Filmmuseum Düsseldorf
DEBUTFILME
Filmreihe 9.11. – 28.12. im Filmmuseum Düsseldorf
LAST PICTURE SHOWS IM SOUTERRAIN
29. & 30.6. im Souterrain
Die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin
Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz und Anne Wotschke
Oscar goes Streaming
Ein Bericht von Eric Horst
71. Berliner Filmfestspiele 2021
Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz & Anne Wotschke
Filme, auf die wir uns freuen können
77. Filmfestspiele Venedig 2020
Die 76. Internationalen Filmfestspiele von Venedig
Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz, Silvia Bahl und Anne Wotschke
72. Festival de Cannes
Ein Vorbericht von Kalle Somnitz
Die 75. Filmfestspiele in Venedig
Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz, Silvia Bahl und Anne Wotschke
Die 71. internationalen Filmfestspiele in Cannes
Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz und Anne Wotschke
Die 71. Filmfestspiele Cannes
Ein Vorbericht von Kalle Somnitz
Katja Riemann und Ingrid Bolsø Berdal mit viel Spielfreude
Filmstarts der Woche (7. - 14. Dezember)
Modernes Aschenputtel
Filmstarts der Woche (30. November - 6. Dezember)
Mitreißend aufspielende Diane Kruger in Fatih Akıns Aus dem Nichts
Filmstarts der Woche (23. - 29. November)
Forderung für ein neues politisches Bewusstsein
Filmstarts der Woche (16. - 22. November)
Mint-Töne der 1960er
Filmstarts der Woche (9. - 15. November)